Autobauer Warum General Motors Autos bei Ebay versteigert

Drei, zwei, eins - deins: Der US-Autoriese General Motors (GM) will Neuwagen künftig per Online-Auktion auf Ebay verkaufen.

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GM-Zentrale in Michigan Quelle: dpa

Mehr als ein Probelauf ist es nicht, doch dafür nimmt die GM-Presseabteilung den Mund ziemlich voll: Mit dem Slogan „Unsere besten Autos – ihr bestes Angebot“ bewirbt der US-Autoriese seine neueste Marketingidee. 225 GM-Händler in Kalifornien werden ab morgen Neufahrzeuge der GM-Marken Chevrolet, Buick, GMC und Pontiac versteigern. Möglich macht das eine Zusammenarbeit von GM mit Ebay-Motors, der Autosparte des Internet-Auktionshauses.

Erst vor kurzem hat GM nach nur 40 Tagen sein Insolvenzverfahren abgeschlossen. Nun sucht der angeschlagene Autoriese händeringend nach Autokäufern – und setzt dabei auf die Annehmlichkeiten des Online-Kaufs. Auf der eigens eingerichteten Website gm.ebay.com werden tausende Fahrzeuge gelistet sein. Bis zum 8. September will GM auf diese Weise testen, ob sich Neuwagen auch per Auktion verkaufen lassen.

Bis zu 20.000 Neuwagen auf Ebay verfügbar

Interessierte sollen per Mausklick Autos zu „sehr knapp kalkulierten Preisen“ kaufen können, verspricht GM. Entweder der Käufer schlägt sofort zum vorgeschlagenen Preis zu oder er bietet per Auktion. Ausgeliefert werden die Autos weiterhin von Händlern.

Bis zu 20.000 Neufahrzeuge sollen „zu jeder Zeit“ abrufbar sein. Kaufwilligen hilft GM mit einer Checkliste weiter, auch Preisvergleiche zwischen den teilnehmenden Händlern sind mit nur einem Mausklick möglich.  Zudem können sie online auch den Wert ihres bisherigen Fahrzeugs bestimmen und herausfinden, ob ihr Altfahrzeug für die kürzlich gestartete US-Abwrackprämie infrage kommt.

Experten werten Vorstoß positiv

Einen „Meilenstein“ in der Entwicklung von Online- und Autohandel will GM mit seinem Vorstoß setzen. „Gemeinsam mit Ebay-Motors erfinden GM und unsere Händler das Erlebnis des Autokaufs für unsere kalifornischen Kunden neu“, tönt GM-Marketingmann Mark LaNeve. Im Westen der USA ist der Importanteil bei Neuwagen besonders hoch. GM hofft, mit seinem Auktions-Vorstoß auf sich aufmerksam zu machen – und so seine Verkäufe in Kalifornien hochzuschrauben.

Sensationell neu ist GMs Idee aber nicht. Seit langem bieten GM-Händler bereits Gebrauchtfahrzeuge über Ebay an. Vereinzelt experimentieren die Händler auch schon mit dem Neuwagenverkauf via Internet. Doch die konzertierte Aktion von GM hebt den Online-Neuwagenverkauf auf eine neue Stufe, meint Jesse Toprak, Autoanalyst für die Branchen-Website Edmunds.com. Einzelne GM-Händler können zwar ihre Lagerbestände online stellen, „aber sie kommen einfach niemals an die Marktabdeckung von Ebay heran“, sagt Toprak. Das Internet-Auktionshaus wiederum profitiert von den Gebühren, die es für das Online-Stellen der Angebote kassiert.

Eine Ankurbelung des Geschäfts kann GM dringend brauchen. Der GM-Absatz ist in den USA noch immer auf Talfahrt, zuletzt allerdings etwas weniger steil. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres brachen die Verkäufe um fast 38 Prozent ein. Einer Studie zufolge nutzten drei von vier Autokäufern im vergangenen Jahr das Web für Recherchen oder die Bestellung selbst.

Deutschlands Online-Neuwagenmarkt wächst

Deutschlands Autohändler bleiben von solchen Vertriebs-Experimenten vorerst verschont. „Für Deutschland können wir dazu noch gar nichts sagen“, hieß es auf Anfrage von wiwo.de beim deutschen Ebay-Ableger.

Doch der Neuwagenkauf via Bildschirm nimmt auch hierzulande zu. Bei der Internet-Autobörse Mobile.de, einer Ebay-Tochter, wächst das Interesse an fabriksneuen Autos. Rund 110.000 der insgesamt 1,4 Millionen angebotenen Fahrzeuge bei mobile.de sind Neuwagen. „Wir sehen einen hier einen verstärkten Trend“, meint mobile.de-Sprecherin Doreen Schlicht. „Die Fahrzeughändler haben verstanden, dass das Internet ein sehr gutes Werkzeug ist, um neue Kunden zu genererieren“.

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