
Die Ankündigung von Opel, das Werk im belgischen Antwerpen zu schließen, hat zu einem tiefen Bruch zwischen Management und Beschäftigten geführt. Der europäische Betriebsrat hat heute die Beschäftigten des Autobauers in ganz Europa zu einer Protestaktion aufgerufen. Am kommenden Dienstag sollen Opelaner aus allen Werken an einer Betriebsversammlung in Antwerpen teilnehmen.
Dort hatten die rund 2600 Beschäftigten zwar schon seit Monaten um ihre Jobs gebangt. Doch das finale Aus wollen Arbeitnehmervertreter nun nicht tatenlos hinnehmen. Armin Schild, Bezirkschef der IG Metall in Frankfurt und Arbeitnehmerverteter im Opel-Aufsichtsrat bezeichnete die Werksschließung in Antwerpen als eine „Kriegserklärung“ an alle Beschäftigten wies darauf hin, dass die Rettung des angeschlagenen Autobauers „nur mit und nicht gegen die Arbeitnehmer“ möglich sei.
Rudi Kennes, Betriebsratschef von Opel Antwerpen, hat sich auf Opel-Chef Nick Reilly eingeschossen. „Ihn in die Knie zu zwingen, ist das letztendliche Ziel“, sagt Kennes. „Er ist eindeutig nicht der geeignete Mann, um Opel zu leiten.“ Die Sozialistische Gewerkschaft, der Kennes angehört, akzeptiert die Schließung von Opel Antwerpen nicht und hofft auf Alternativen den Betrieb weiterzuführen.
Ärger über Reillys Wortbruch
Besonders erbost sind die Beschäftigten über den Wortbruch von Opel-Chef Reilly. Der hatte dem Werk Antwerpen die Produktion von zwei SUV-Modellen versprochen. Im Gegenzug sollten dort jährlich 26 Millionen Euro eingespart werden. Die Beschäftigten ärgern sich, dass der Deal nun einseitig aufgekündigt wird. „Die Situation ist nun anders als zu dem Zeitpunkt, als das Versprechen gemacht wurde“, rechtfertigt sich Reilly. „Wir leben in einer anderen Realität, wir verlieren im Moment viel Geld.“ Nach den neuesten Plänen der Konzernleitung sollen die beiden Modelle nun in Südkorea bei GM Daewoo gebaut werden.
Der Wortbruch wird nun für alle Opelaner zum Politikum. „Der Bruch des Rahmenvertrags, in dem Antwerpen exklusiv die Produktion von zwei kleinen SUV Modellen als Ersatz für die Astra-Produktion zugesagt wurde, geht uns alle an“, heißt es in einem heute vom Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz veröffentlichen Protestaufruf. Der Gesamtbetriebsrat lehnt es ab, sich an der Schließung des Werkes in Antwerpen zu beteiligen. „Es wird keine Beteiligung der Arbeitnehmervertreter am Sanierungsplan geben“, sagte Schild.
Auch Angestellte in Bochum fühlen sich bedroht
Die deutschen Beschäftigten sehen ihre Jobs durch das Aus für Antwerpen keinesfalls gesichert. „Wir sind noch nicht über den Berg“, sagt der Betriebsratsvorsitzendes des Werkes Bochum, Rainer Einenkel. Opel-Chef Reilly hatte gestern angekündigt, dass es an allen deutschen Standorten „substanziellen Stellenabbau“ geben werde. Rund 4000 Stellen sollen gestrichen werden.
Wenn der Astra nicht mehr in Antwerpen gefertigt wird, dann dürften in Bochum mehr Autos vom Band rollen. Langfristig sei aber entscheidend, ob das Werk neue Modelle bekomme, betont Einenkel.
Der Ministerpräsident der Region Flandern, der Christdemokrat Kris Peeters kommt am späten Nachmittag in Brüssel mit Kommissionspräsident José Manuel Barroso zusammen, um zu klären, unter welchen Umständen die Kommission bereit wäre, Staatshilfen für Opel zuzulassen. Es gilt jedoch als unwahrscheinlich, dass dieses Gespräch zu konkreten Ergebnissen führt. Peeters hatten in den vergangenen Wochen unablässig wiederholt, dass er eine Schließung des Antwerpener Werkes nicht hinnehmen werde.
Die Mitarbeiter von Opel-Antwerpen, die die belgische Fahne vor dem Werk auf Halbmast gesetzt haben, dürften interessiert zu ihren Kollegen beim Brauereikonzern Inbev schauen. Die belgischen Mitarbeiter des weltgrößten brasilianisch-belgischen Bierherstellers haben durch einen medienwirksamen Streik in allen belgischen Werken zu einer Umkehr bewegt. 263 angekündigte Entlassungen wurden zurückgenommen.