Autoboom gibt Kreditinstituten einen Schub Chinas Banken wagen sich an die Börse

Die Marschrichtung für Chinas Staatsbanken im neuen Jahr steht fest: Beschleunigung der Reformen, Börsengänge zur besseren Kapitalausstattung und mehr Beteiligungen von Auslandsbanken.

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HB PEKING. „Wir analysieren viele Wege der Kapitalbeschaffung“, sagte der Chef der China Construction Bank (CCB), Zhang Enzhao, Ende November: „Ausländisches Kapital ist dabei ein unvermeidlicher Trend.“ Die CCB wird die erste der vier großen Staatsbanken sein, die im neuen Jahr an die Börse geht, um weiteres Kapital für die Modernisierung einzusammeln. Die Bank of China wird folgen. Die kleinere Bank of Communications wird als „Versuchsballon“ in der ersten Jahreshälfte wahrscheinlich vorgeschickt, sagen Insider. Tatsache ist, dass Chinas Banken Fortschritte gemacht haben. Den jüngsten Schub in Chinas Bankensektor löste 2003 der Autoboom aus. Mit einem Zuwachs von 78 Prozent bei den PKW-Verkäufen sahen Chinas Geldhäuser eine neue Chance, ihr Geschäft spürbar auszuweiten. Neben Immobilienkrediten stieg die Autofinanzierung zu dem Segment mit der zweitschnellsten Wachstumsrate im gesamten Kreditgewerbe auf. Für Chinas Kreditinstitute tickt die Uhr. Denn 2006 wird Chinas Bankensektor laut WTO-Fahrplan vollständig geöffnet. Wie weit die jahrzehntelang abgeschotteten chinesische Banken für die rasante Modernisierung inzwischen zu gehen bereit sind, zeigt die Shenzhen Development Bank, die Mitte Dezember zwei US-Finanzexperten als Vorstandschef und Präsident einsetzte. Möglich war das nur, weil die politische Führung des Landes dafür volle Rückendeckung gibt. Chinas oberster Bankenaufseher Liu Mingkang betonte kürzlich, dass die „Ermutigung der Auslandsbanken zur Expansion in China eine der Prioritäten“ sei. Mit wohlwollendem Ton zwischen den Zeilen bilanzierte denn auch vor Weihnachten die Zeitung China Daily, das Sprachorgan des Staatsrates, die zunehmende Verzahnung von Chinas Bankensektor mit der internationalen Bankenlandschaft. Neun Auslandsbanken haben demnach bereits Anteile an chinesischen Instituten gekauft, neun weitere sind in Verhandlungen mit lokalen Partnern. Das bislang größte Schnäppchen machte im August die in China besonders aktive HSBC mit dem Erwerb von 19,9 Prozent der Anteile an der Bank of Communications. Doch beim Blick nach vorn überwiegt trotz positiver Einschätzung die Vorsicht. „Die Bedenken der Finanzbehörden in China sind gerechtfertigt“, sagt der Bankenexperte bei der Akademie der Sozialwissenschaften, Yi Xianrong. Noch immer litten die größten Kreditgeber unter der hohen Zahl fauler Kredite. Auch der Asienchef bei Goldman Sachs, Fred Hu, teilt diese Einschätzung: „Der Bankensektor, belastet mit faulen Krediten, ist die Achillesferse einer ansonsten robusten Volkswirtschaft.“ Das entspricht dem Urteil im Ausblick der Ratingagentur Standard & Poor’s für Chinas Banken in 2005. Zwar lobt S&P das verbesserte Risikomanagement, stärkere interne Kontrollen und bessere Kapitalausstattung. Doch verweist S&P auf die Risiken: Das Kreditvolumen hat 148 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erreicht, und faule Kredite machen selbst nach offiziellen Angaben immer noch über 13 Prozent des gesamten Portfolios aus. Das sind viereinhalb Prozentpunkte weniger als Ende 2003. Doch selbst Wang Haijun, Direktor für Investment-Banking bei China Cinda Asset Management, gibt zu, dass die faulen Kredite ein „sehr delikater Punkt“ seien. Cinda wurde 1999 als eine der vier Verwertungsgesellschaften gegründet, um das Problem der faulen Kredite von Chinas Staatsbanken anzugehen. Diese sollen bis 2009 die gesamte Altlast abgebaut haben, kommen aber Kritikern zufolge nur langsam voran. „Wir sind mit dem Tempo der Verwertung zufrieden“, wehrt Wang ab. Er betont allerdings , dass China bei der Modernisierung der Staatsbanken zwischen Effizienz und sozialer Stabilität abwägen müsse. Im Klartext: Werden faule Kredite zu schnell abgearbeitet, bringt das viele Staatsfirmen an den Rand der Insolvenz. Massenentlassungen und mögliche Unruhen wären die Folge. Hier liegt die Grenze für Chinas Bankenreform, die damit trotz drängender Zeit zu einer Geduldsprobe werden dürfte. Lesen Sie Ausblicke auf das Jahr 2005 in der großen Handelsblatt.com-Jahreschronik: >>> weiter...

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