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Autoindustrie Der neue Opel Lada

Sberbank-Chef German Gref wird seine Opel-Anteile zum Technologietransfer wohl bald wieder verkaufen. Favorit ist eine russische Staatsholding, die den russischen Autobau bündelt und von einem KGB-Kollegen Putins geleitet wird.

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Zwei enge Vertraute: Sberbank- Quelle: AP

Im Schwarzmeer-Kurort Sotschi beklagte sich Sberbank-Chef German Gref jüngst auf einer Konferenz darüber, wie das Finanzunternehmen zum Mischkonzern mutiert. Im Tausch gegen Kredite habe er Anteile an Ölfeldern, Supermärkten und Baufirmen gesammelt. Aktiva, die nichts mit dem Kerngeschäft der größten Bank Osteuropas zu tun haben – so wenig wie der Opel-Konzern, den die Sberbank gemeinsam mit dem österreichischen Autozulieferer Magna übernimmt. 27,5 Prozent erhält die Bank, weitere 27,5 Prozent gehen an Magna und 10 Prozent an die Opel-Mitarbeiter. 35 Prozent behält die bisherige Opel-Mutter General Motors.

Der Grund für Grefs Klage ist klar: Er will sich so schnell wie möglich wieder von Opel trennen und seine Aktivitäten in den gewinnträchtigen aufstrebenden Märkten verstärken.

Rostechnologii könnte Opel-Anteile übernehmen

Warum steigt er trotzdem bei Opel ein? Den Russen geht es um deutsches Know-how. Und die Sberbank ist der einzige Staatskonzern, der in der Wirtschaftskrise halbwegs finanzkräftig geblieben ist. Deshalb muss Gref den Autobauer kaufen – auf Geheiß des russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin.

Doch Analysten sind sich sicher: Sobald der Know-how-Transfer ansteht, reicht Gref seine Opel-Anteile weiter – an einen staatlich kontrollieren Technologieriesen. Das könnte dann ein Fall für Sergej Tschemesow werden, einen Duzfreund Putins. Gemeinsam waren beide in den Achtzigerjahren in Dresden als Spione unterwegs. Heute leitet Tschemesow die Staatskorporation Rostechnologii. Unter deren Dach konzentriert der Staat mehr als 500 Unternehmen, die Technologie entwickeln.

Rostechnologii erhält Milliarden aus dem Staatshaushalt, um die Produkte der Firmengruppe auf Weltniveau zu hieven: Maschinen, Waffen und Fahrzeuge.

Den Lada-Hersteller Awtowas hat sich Rostechnologii schon 2008 gegriffen, seit August gehören dem Konglomerat auch der Lkw-Hersteller und Daimler-Partner Kamaz sowie Teile des maroden Autokonzerns GAZ. Putin bündelt also die gesamte Autoindustrie des Landes in der Holding, die unter seinem Einfluss steht. Ein Konstrukt, das bestens geeignet ist, deutsche Autotechnologie für Russland nutzbar zu machen.

In einem ersten Schritt werden Opel-Autos bei GAZ in Nischni Nowgorod vom Band laufen, wo bereits eine alte Chrysler-Produktionslinie steht. Bis zum zweiten Halbjahr 2010 könnte sie für den Bau von Opel-Modellen umgerüstet werden. Allerdings können auf der Anlage nur 180 000 Autos jährlich gefertigt werden. Russland peilt jedoch langfristig die Produktion von bis zu einer Million Autos an – ein Ziel, das auch Magna-Chef Siegfried Wolf im Blick hat. Bei der GM-Lohnfertigung in St. Petersburg entstehen nur 70 000 Fahrzeuge im Jahr. Russland braucht folglich eine neue Opel-Fabrik.

Experten munkeln, dass die Anlagen des Opel-Werks in Antwerpen nach der Schließung zum Jahresende abgebaut und bei Lada im südrussischen Togliatti neu aufgestellt werden. Das wäre ein Know-how-Transfer, wie ihn sich die Russen vorstellen. Die Magna-Manager hätten wohl nichts dagegen und Sberbank-Chef Gref auch nicht – Hauptsache, er wird Opel los.

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