
Das fränkische Unternehmen hat die Swap-Geschäfte mit der Investmentbank Merrill Lynch gekündigt. Mit ihner Hilfe kann Schaeffler seine bisher gut achtprozentige Conti-Beteiligung um 28 Prozent aufstocken.
Die Swap-Geschäfte hatten im Ringen um den Einstieg bei Conti eine entscheidende Rolle gespielt, da sich Schaeffler dadurch unbemerkt einen großen Einfluss in Hannover sichern konnte. Die Finanzaufsicht BaFin hatte die Wertpapiergeschäfte durchgewinkt, die Conti-Chef Manfred Wennemer als „illegal“ bezeichnet hatte.
Schaeffler hatte sich dazu verpflichtet, seinen Anteil an Conti innerhalb von vier Jahren nicht auf mehr als 49,9 Prozent auszubauen. Sollte das Herzogenauracher Unternehmen über das am Mittwoch auslaufende Übernahmeangebot mehr Aktien angedient bekommen, als er laut der Vereinbarung halten darf, sollen diese an Finanzinstitute veräußert werden, sagte der Schaeffler-Sprecher.
Die Banken bekämen dabei den Auftrag, die Aktien über fünf Jahre hinweg „marktschonend“ weiterzuverkaufen. Ohne Zustimmung von Schaeffler dürften sie nicht für weniger als 75 Euro - den Preis der laufenden Offerte - abgegeben werden. Heute lag die Conti-Aktie bei 73,84 Euro.
Entscheidung in Wennemer-Nachfolge
Mit Wennemers Nachfolge will sich der Conti-Aufsichtsrat ab morgen Mittag befassen. Zwei von Wennemer aufgebaute Kandidaten stehen bereit: Technikvorstand Karl-Thomas Neumann (47) und Finanzvorstand Alan Hippe (41).
Beobachtern zufolge hat Neumann die besseren Karten, da er den für Schaeffler besonders interessanten Elektronik-Sparten vorsteht. Nach nehreren Berichten stehe Neumann bereits als nächster Vorstandschef fest. Conti und Schaeffler lehnten Stellungnahmen dazu ab. Ob der Aufsichtsrat dabei auch den sei längerem gesuchten neuen Finanzvorstand bestimmt, ist unklar.
Conti hatte Hippe im April die Verantwortung für das Pkw-Reifengeschäft übertragen, ab September soll er auch die Spezialschläuche-Sparte Contitech führen. Dafür gibt er das Finanzressort ab. Medienberichten zufolge soll der Deutsche-Post-Manager Michael Krause (32) Hippe beerben.
Bei den Personalentscheidungen redet Schaeffler offiziell noch nicht mit. Denn bislang haben die Franken keinen Sitz im Aufsichtsrat, was sich aber bald ändern soll. Kreisen zufolge strebt Schaeffler vier Mandate an. Wie „Focus online“ berichtet, wollen Schaeffler-Eigentümerin Maria-Elisabeth Schaeffler, ihr Sohn Georg Schaeffler, Geschäftsführer Jürgen Geißinger und der Finanzchef Thomas Hetmann in das Gremium einziehen. Der frühere Conti-Chef Hubertus von Grünberg, der anders als Wennemer rasch auf Schaeffler zugegangen war, werde Aufsichtsratsvorsitzender bleiben.
Während das Stühlerücken in der Chefetage begonnen hat, soll sich für Arbeitnehmer so wenig wie möglich ändern. Schaeffler, IG Metall, IG BCE und der Conti-Betriebsrat veröffentlichten eine gemeinsame Erklärung. Darin heißt es: „Der Einstieg der Schaeffler KG gefährdet keine Arbeitsplätze bei der Continental AG.“ Mitbestimmungsrechte und Tarifverträge würden nicht angetastet, Conti werde nicht zerschlagen, Produktionsverlagerung seien nicht geplant. „Diese Regelungen gelten unbefristet und können frühestens 2014 gekündigt werden“, heißt es in dem Papier.