
Das vergangene Jahr hat an dem Image der Deutschen Bahn gezehrt. Winter und Sommer legten die offenen Flanken des Staatskonzerns offen: Unzureichende Zugflotte, defekte Klimaanlagen und Kommunikationschaos auf den Gleisen haben nicht nur Vorstand und Mitarbeitern alles abverlangt, sondern auch den Kunden.
Doch Bahnchef Rüdiger Grube kann abermals positive Zahlen vorlegen. Die Bahn sei wieder "auf Wachstumskurs", sagte Grube auf der Bilanzpressekonferenz in Berlin. "Als einzige große Bahn in Europa haben wir die Krise mit deutlich positiven Zahlen durchfahren."
Damit hat er im Kern Recht. Die Deutsche Bahn hat sich in der europäischen Landschaft gut entwickelt. Zwar ist ein Vergleich schwierig, weil jedes Bahnland ein eigenes System hat. Mal sind die Märkte liberalisiert, mal ist das Schienennetz vom Betrieb getrennt, mal wurden Schulden erlassen. Insofern hinkt jeder Einzelvergleich. Doch sehen wir es mal sportlich und lassen einen Vergleich mit der französischen Staatsbahn zu.
Denn auch die SNCF muss wie die Deutsche Bahn derzeit kaum Wettbewerb fürchten. Zudem gilt der Konzern aus Berlin dem SCNF-Chef Guillaume Pepy in vielerlei Hinsicht als Vorbild. Auch Pepy will einen internationalen Mobilitäts- und Logistikkonzern formen.
Wo die Deutsche Bahn besser als ihr französisches Pendant ist und umgekehrt:
Umsatz: DB-SNCF 1:0
Die Deutsche Bahn ist seit Jahren der größte Eisenbahnkonzern Europas und daran hat sich auch 2010 nichts geändert. Mit einem Umsatz in Höhe von 34,4 Milliarden Euro hat der Konzern die Krise eindeutig hinter sich gelassen – ein Plus von 17 Prozent. Einen Großteil zum Umsatzwachstum kommt von der Logistiksparte DB Schenker. Auch Arriva ist integriert. Die Franzosen erreichen gerade so die 30-Milliarden-Grenze. Mit 30,5 Millliarden Euro erzielte SNCF 22 Prozent mehr als 2009 – inklusive der integrierten Nahverkehrstochter Keolis.
Dennoch geht der Punkt an die Deutsche Bahn. Denn selbst wenn man die Zukäufe und konsolidierten Gesellschaften der beiden Konkurrenten herausrechnet, wären die Deutschen den Franzosen voraus. Die DB machte etwa ohne Arriva 2010 nahezu 32,5 Milliarden Euro Umsatz gegenüber 25,9 Milliarden bei der SNCF. Die DB wuchs zudem um sechs Prozent, während die Franzosen nur um vier Prozent zulegen konnten.