Bahntechnik Chinesen hängen Siemens ab

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Der japanische

Technisch dürften die Chinesen mit der Konkurrenz von Siemens, Alstom, Bombardier oder Kawasaki und Hitachi aus Japan schon bald mithalten, prophezeien Experten. „Die Beziehung zwischen den chinesischen Herstellern und ihren ausländischen Partnern ändert sich definitiv“, sagt Iain Carmichael, Experte für Transportwesen bei der Beratungsgesellschaft Lloyd’s Register Rail Asia. China könne heute Technologie anbieten, die internationalen Standards entspräche. „Aus Partnern sind Konkurrenten geworden.“

In Schwellenländern des Nahen Ostens und in Afrika, aber auch in Argentinien und Brasilien sind die chinesischen Konzerne tätig. Im vergangenen Jahr bestellten mit Australien und Neuseeland die ersten entwickelten Länder Züge bei CSR. Insgesamt zog der Konzern 2009 Auslandsaufträge mit einem Volumen von 1,2 Milliarden US-Dollar an Land. Das sind zwar nur knapp zehn Prozent des Gesamtumsatzes des Konzerns, im Vergleich zum Vorjahr allerdings mehr als 60 Prozent. Insgesamt könnten Chinas Hersteller weltweit schon bald auf einen Marktanteil von zehn Prozent kommen, prognostizieren die Experten bei Nomura in Hongkong.

Starke Bahnbauer aus Nippon

Damit nicht genug: Auch die Japaner, schon in den Fünfzigerjahren Vorreiter in der Hochgeschwindigkeitstechnik, machen den europäischen Herstellern das Leben schwer. Jahrzehntelang hatten Kawasaki, Mitsubishi, Toshiba oder Hitachi das Auslandsgeschäft nur zögerlich vorangetrieben. Doch seit einigen Jahren sind sie in China äußerst aktiv und gehen mit ihren chinesischen Partnern auch ins Ausland wie zum Beispiel im vergangenen Jahr nach Singapur, wohin Kawasaki und CSR 22 U-Bahnen liefern. In England soll Kawasaki-Konkurrent Hitachi für den Ausbau des Schnellzugnetzes 140 Züge mit jeweils zehn Waggons liefern. Auch in Frankreich, so der Hitachi-Europa-Vertriebschef Mac Motraghi, wolle der Konzern künftig bei Ausschreibungen mitmischen.

Erst recht in Deutschland stehen die Tore für den japanischen Technologieriesen weit offen. Die Deutsche Bahn ärgert sich darüber, dass das eingespielte Team von Bombardier, Siemens und Alstom beim Wettbewerb untereinander wenig Sportsgeist zeigen. „Die liefern sich ein Freundschaftsspiel“, ärgert sich ein Bahnmanager, „und wir zahlen überhöhte Preise.“ Die Bahn hatte deshalb wiederholt Emissäre nach Japan geschickt, um japanische Unternehmen zur Beteiligung an Ausschreibungen zu ermuntern. Für das ausstehende Großprojekt der Deutschen Bahn von 300 Schnellzügen dürfte es jedoch zu spät ein: Siemens ist der Favorit, wenn auch Bahn-Chef Grube betont, dass die Preisvorstellungen noch weit auseinanderliegen.

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