5,7 Milliarden Euro Verlust Deutsche-Bank-Chef Sewing mit Umbau zufrieden

Auch im vierten Quartal sind die Erträge der Deutschen Bank zurückgegangen. Das Geldinstitut vermeldet zum fünften Mal in Folge einen Jahresverlust. Quelle: REUTERS

Im vierten Quartal gehen die Erträge der Deutschen Bank erneut zurück. Das Geldinstitut verzeichnet einen Jahresverlust von 5,7 Milliarden Euro. Trotzdem zeigt sich Vorstandschef Sewing zufrieden.

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Der größte Konzernumbau in der Firmengeschichte hat bei der Deutschen Bank im vergangenen Jahr tiefe Löcher in die Bilanz gerissen. Nach Steuern schrieb die Deutsche Bank einen Verlust von 5,3 Milliarden Euro, damit hat sie seit 2015 insgesamt 15 Milliarden Euro verloren. Besonders im Kerngeschäft mit Privat- und Firmenkunden lief es nicht rund. Vorstandschef Christian Sewing zeigte sich am Donnerstag dennoch zuversichtlich, dass die Deutsche Bank das Schlimmste hinter sich gelassen hat. „Wir haben einen hohen Verlust für 2019 bekanntgegeben – und trotzdem erleben Sie mich zufrieden und positiv gestimmt“, schrieb der 49-Jährige in einem Brief an die rund 87.600 Mitarbeiter. „Ich blicke sehr zuversichtlich auf 2020 – und darüber hinaus.“ Die Aktien lagen knapp ein halbes Prozent im Minus, waren damit aber besser als der Dax, der mehr als ein Prozent verlor.

Unter dem Strich – also nach Abzug von Zinszahlungen für Nachranganleihen – stand sogar ein Minus von 5,7 Milliarden Euro zu Buche, der fünfte Jahresverlust in Folge. 70 Prozent der erwarteten Umbaukosten von gut sieben Milliarden Euro habe die Bank im vergangenen Jahr verarbeitet, machte Sewing deutlich. Eine bei Anlegern gefürchtete Kapitalerhöhung brauche die Bank nicht. „Aufgrund des starken Kapitalpolsters von 13,6 Prozent sind wir sehr zuversichtlich, den Umbau mit unseren vorhandenen Mitteln stemmen und nun wieder wachsen zu können.“

Allerdings gingen die Erträge im vierten Quartal konzernweit um vier Prozent auf 5,35 Milliarden Euro zurück. Die niedrigen Leitzinsen und ein harter Preiskampf setzten dem Institut vor allem im Geschäft mit Firmen- und Privatkunden zu. Die Erträge in den beiden Sparten gingen zurück. Dagegen nahm die Bank in der Vermögensverwaltung, die im Wesentlichen aus der Fondstochter DWS besteht, sowie im Investmentbanking mehr ein. Besonders gut lief im Schlussquartal der Anleihehandel. Die Erträge stiegen hier um fast ein Drittel auf 1,2 Milliarden Euro. „Wir sind mit dem Verlauf des vierten Quartals zufrieden und sehen, wie sich unser Marktanteil erholt“, sagte Ram Nayak, Chef des Anleihehandels bei der Deutschen Bank, zu Reuters.

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von Lukas Zdrzalek

Bei US-Rivalen wie JP Morgan und Goldman Sachs war das Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren im Schlussquartal teilweise noch besser gelaufen. Das lag aber auch daran, dass das vierte Quartal 2018 branchenweit besonders schwach ausgefallen war.

Um wieder in die Spur zu kommen, hat Sewing der Bank im vergangenen Sommer eine Rosskur auferlegt. Der Anleihehandel, einst das Aushängeschild des Instituts, muss kräftig abspecken, der Aktienhandel wird komplett dichtgemacht. Weltweit fallen wegen des Umbaus 18.000 Stellen weg. Analysten sind skeptisch, ob Sewing der Umbau gelingt. „Es ist nicht zu erkennen, dass der Strategieschwenk ein Wendepunkt für die Bank ist“, schrieb Barclays-Analyst Amit Goel in einem vor wenigen Tagen veröffentlichten Aktienkommentar. „Die Bank wird Schwierigkeiten haben, ihre Ertragsziele zu erreichen.“

Bis 2022 erwartet der Vorstand nach früheren Angaben Erträge von rund 24,5 Milliarden Euro. Analysten gehen im Schnitt von gut zwei Milliarden Euro weniger aus. Auch Wettbewerber kämpfen mit den tiefen Zinsen und dem harten Preiskampf in der Branche. So verpasste etwa die Schweizer UBS 2019 ihre Renditeziele und ist für die kommenden Jahre pessimistischer.

Trotz der Milliardenverluste zahlen sich Sewing und seine Vorstandskollegen für 2019 Boni von insgesamt 13 Millionen Euro aus. Ein Jahr zuvor hatten sie noch doppelt so viel bekommen. Unklar ist bislang noch, auf wie viel Boni die erfolgsverwöhnten Investmentbanker in diesem Jahr verzichten müssen. In Medienberichten war von Kürzungen um rund 30 Prozent die Rede.

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