Als Deutschlands größte Bank Sal. Oppenheim übernahm, galt der Kaufpreis von einer Milliarde Euro als Schnäppchen. Doch mit den bisher erfolgten Abschreibungen hat Deutschlands größtes Kreditinstitut nun schon knapp drei Milliarden Euro aufgewendet. Die Oppenheim-Tochter BHF ist die Deutsche Bank bis heute nicht losgeworden.
Um die Kosten zu drücken, baut Oppenheim in großem Stil Stellen ab. Bleiben werden nur etwa 450 Mitarbeiter. Für die vermutlich rund 400, die gehen müssen, werden hohe Abfindungen fällig.
Die Folgen des Kahlschlags dürften weit darüber hinausgehen: „Damit ist Unabhängigkeit in der bisherigen Form unmöglich“, sagt ein Insider. So wird die Bank vermutlich nicht nur ihre eigene IT-Abteilung, sondern auch die selbstständige Analyse von Fonds und Aktien aufgeben. „Auf vielen Produkten wird Oppenheim stehen, aber Deutsche Bank drin sein“, sagt ein Kenner der Bank. Bleiben wird zumindest vorerst der Name Sal. Oppenheim. Überlegungen, die Marke ganz aufzugeben, sind vom Tisch. Doch von der einst stolzen Bank bleibt nicht mehr als eine Fassade. „Die Zukunft ist eine reine Vertriebsplattform“, sagt ein früherer Top-Manager.
Als wertvolles Herzstück gilt die Oppenheim-Vermögenstreuhand (OVT). Das größte deutsche Family-Office betreut einige Superreiche und hat die Turbulenzen der vergangenen Jahre weitgehend unbeschadet überstanden. Es scheint nicht ausgeschlossen, dass OVT demnächst näher an Wilhelm von Finck, das Family Office der Deutschen Bank, rückt. Das bringt die Gefahr mit sich, dass sich einige der Kunden von Sal. Oppenheim abwenden.
Oppenheim-Chef von Haller ist in den knapp drei Jahren an der Spitze zur tragischen Figur geworden. Er hat sich mit immensem Engagement in die Arbeit gestürzt, sich morgens um sieben mit Kunden zum Frühstück getroffen und bis spät in der Nacht mit ihnen telefoniert. Doch die Probleme sind offenbar zu groß für ihn. Obwohl sein Vertrag noch bis 2015 läuft, gilt er in der Deutschen Bank inzwischen als völlig isoliert. Die wichtigen Entscheidungen fallen ohne ihn.
Die Mission des Oppenheim-Chefs wird vor allem dadurch zur Sisyphus-Aufgabe, dass immer mehr Geschäfte der Vergangenheit ins Zwielicht geraten. Pikanterweise haben die Strafverfolger nach Informationen der WirtschaftsWoche nun ausgerechnet die Oppenheim-Zentrale selbst ins Visier genommen. Der Anbau des Bankhauses in der Enggasse ist in bewährter Zusammenarbeit mit Esch entstanden.
Den Staatsanwälten fiel bei ihren Ermittlungen auf, dass die Bank nach der Übernahme auffällig hohe Wertberichtigungen bilden musste. Sie haben deshalb ein weiteres Ermittlungsverfahren eingeleitet. Die Befragungen der Kriminalpolizei sind noch in einem frühen Stadium. Weitere Enthüllungen sind wahrscheinlich.