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Ackermanns Abschied Sein Ende ist ein Anfang

Mit dem endgültigen Abgang von Josef Ackermann endet eine Ära. Aus Sicht der Aktionäre ist das gut so. Und auch die Deutsche Bank hat nun die Chance auf einen Neuanfang - und der tut Not. Ein Kommentar von Oliver Stock.

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Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Josef Ackermann, gestern in Frankfurt. Quelle: dpa

Wir können aufatmen. Die Deutsche Bank hatte bei ihrer Entscheidung, wer Nachfolger von Josef Ackermann wird, zwei Fehler gemacht: Erstens hat sie nicht einen Kandidaten für die Spitze nominiert, sondern derer gleich zwei, die sich die Sache teilen sollen.

Dadurch hat sie keine dauerhafte Lösung geschaffen. Zweitens hat sie sich nicht von Ackermann getrennt, sondern beabsichtigte, ihn in den Aufsichtsrat zu hieven - ein klarer Bruch aller Regeln der guten Unternehmensführung. Dieser zweite Fehler ist nun behoben:  Ackermann verlässt die Bank, und das ist besser als jede andere Lösung. Es ist ein Sieg für die Aktionärsdemokratie.

Die Bank allerdings muss den Atem anhalten. Sie ist mit ihrer Form der Nachfolgeregelung komplett gegen die Wand gefahren. Sie hat erst einen quälend langen und mit vielen Verwerfungen behafteten Findungsprozess vorgeführt, dessen Ergebnis dann vor dem Vollzug wie eine Seifenblase zerplatzt ist. Offenbar haben die Aktionäre, die Ackermanns nahtlosen Wechsel an die Aufsichtsratsspitze hätten eindeutig durchwinken müssen, sich nicht damit anfreunden können.

Sicher nicht geholfen hat, dass Ackermann auch noch als Zeuge in jenem Prozess keine gute Figur gemacht hat, den der inzwischen seliger Medienunternehmer Leo Kirch gegen Ackermanns Vorgänger Rolf Breuer angestrengt hat.


Ein verdammt harter Job für Achleitner

Bei diesem Prozess ist Ackermann, spätestens seitdem seine Büroräume vergangene Woche durchsucht wurden, aus der Rolle des Zeugen in die Ecke der möglicherweise Mitschuldigen gerückt. Für diejenigen, die ihn auf das Schild des Aufsichtsratsvorsitzenden heben sollten, war damit das Maß voll. Ackermanns Wechsel musste scheitern.

Die gute Nachricht für Bank und Aktionäre ist, dass mit dem Ende von Ackermanns Karriere bei der Deutschen Bank wirklich eine neue Ära beginnen kann. Jetzt kommt mit dem Finanzchef der Allianz Paul Achleitner jemand, der in der Deutschland AG bestens verdrahtet ist.

In einer Phase, in der sich Banken auf der einen, sowie Politik und Wahlbürger auf der anderen Seite nur noch mit Misstrauen umschleichen, ist ein Mittler zwischen den Fronten an der Spitze des Aufsichtsrats der Deutschen Bank eine gute Wahl. Achleitner hat das Zeug dazu.

Sein Hauptjob innerhalb der Bank besteht allerdings in einer anderen Aufgabe: Er ist es, der künftig dafür sorgen muss, dass bei der Deutschen Bank diejenigen Kandidaten ihren Weg an die Spitze finden, die die geeignetsten sind, damit sich ein Debakel wie dieses Mal nicht wiederholt. Das wird ein verdammt harter Job.        

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