Hat die Commerzbank Sorge, dass bei wichtigen Konzern-Töchtern zu viel Arbeit liegen bleibt? Diese Frage drängt sich jetzt auf: Anders ist kaum zu erklären, warum das Geldhaus den Streit mit der Gewerkschaft Verdi eskalieren lassen könnte – und zu einer höchst ungewöhnlichen Maßnahme greift, um die Streiks bei wichtigen Konzerntöchtern einzudämmen.
Denn: Das Geldhaus bietet Mitarbeitern mindestens einer Tochter zwei zusätzliche Urlaubstage im kommenden Jahr an, sofern sich die Angestellten bis Ende 2022 nicht an Streiks beteiligen. Das geht aus einer E-Mail hervor, die Commerzbank-Manager an die Mitarbeiter der Erfurter ComTS-Tochter geschickt haben. Das Schreiben liegt der WirtschaftsWoche vor.
Der Hintergrund der E-Mail: Verdi bestreikt die bundesweit sieben ComTS-Töchter, darunter die in Erfurt, seit Monaten, damit die Bank dort Tarifverträge einführt. Die Commerzbank sperrt sich aber dagegen. Die ComTS-Töchter erledigen Verwaltungsaufgaben für das Geldhaus und betreiben ein Callcenter.
Commerzbank „irritiert“ über Gewerkschaft
Konkret heißt es in der Mail der Commerzbank-Manager, die zugleich als ComTS-Geschäftsführer agieren: „Mit Blick auf erneut angekündigte und möglicherweise noch folgende Streiks haben wir uns entschieden, allen Mitarbeitenden und Auszubildenden, die sich ab sofort bis zum 31.12.2022 keinen Streiks anschließen, sondern auch an den Streiktagen weiterarbeiten, für das Jahr 2023 zwei zusätzliche Urlaubstage gutzuschreiben“.
Zudem rufen die Manager die Mitarbeiter in der Mail auf, „weiterhin respektvoll, fair und nur in der Sache streitend miteinander umzugehen“. Ein Arbeitskampf strenge zwar an, „sollte aber nicht unkollegial oder persönlich werden“. In derselben Mail gehen sie aber auch auf Konfrontationskurs mit Verdi. So schreiben die Manager, sie verfolgten „die Kommunikation“ der Gewerkschaft und seien „nicht selten irritiert über die Nachrichten, die wir lesen, oder Aussagen, die auf Betriebsversammlungen oder anderen Veranstaltungen getroffen werden“. Sie würden mit ihrer Mail „ein ausgeglichenes Bild“ zeichnen wollen und „an dieser Stelle unsere Seite transparent darlegen“.
Eine Commerzbank-Sprecherin erklärte: „Wir bitten um Verständnis, dass wir interne Brief- und Mailwechsel nicht kommentieren“. Die Bank würde derzeit stattfindenden Streiks bei den ComTS-Töchtern „bedauern“ und sei „jederzeit an einer Deeskalation der Situation interessiert“.
Ob sich die Situation nach dem Streikbrecher-Angebot entschärfen dürfte, bleibt abzuwarten.
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