Aktionäre wetten auf höhere Abfindung Das Pokern geht weiter – Comdirect-Aktionäre wetten auf höhere Abfindung

Das Übernahmeangebot der Commerzbank für die Online-Tochter Comdirect ist gescheitert. Jetzt sollen beide Banken direkt verschmelzen. Quelle: dpa

Comdirect-Eigner lehnen das Übernahmeangebot der Mutter Commerzbank ab. Doch die gibt nicht auf und will nun die Tochter auf anderem Wege schlucken.

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Es hatte sich angedeutet: Das Übernahmeangebot der Commerzbank für die Quickborner Online-Tochter Comdirect ist gescheitert. Bis zum Ende der Annahmefrist am 6. Dezember dienten Comdirect-Aktionäre nur gut 0,3 Prozent des Aktienkapitals der Mutter an. Das gab die Commerzbank am 11. Dezember bekannt. Um erfolgreich zu sein, hätte die Commerzbank mit dem Angebot mindestens 7,7 Prozent der ausstehenden Comdirect-Aktien einsammeln müssen. Aktionären hatte sie 11,44 Euro je Comdirect-Anteilsschein geboten. Allerdings lag der Kurs der Aktie während des gesamten Angebotszeitraums oberhalb dieser Marke. Aktionäre hatten entsprechend kaum Anreize, ihre Aktien abzugeben.

Hauptgrund für die hohen Kurse ist der aktivistische Investor Petrus Advisers aus London. Er hat sich in den vergangenen Wochen immer mehr Aktien der Comdirect gesichert. Zuletzt meldete Petrus einen Besitz von 7,5 Prozent der Comdirect-Aktien. Der Investor setzt mit dem großen Aktienpaket darauf, dass am Ende doch mehr herausspringt als besagte 11,44 Euro. Die Verhandlungsposition ist gut: Denn das Paket des Investors dürfte inzwischen so groß sein, dass es bei einer Abgabe an die Commerzbank den Anteil der Frankfurter an der Comdirect wohl sofort über die wichtige 90-Prozent-Schwelle heben würde. Diese Marke ist wichtig, weil die verbliebenen Aktionäre dann von der Commerzbank mittels eines sogenannten Squeeze-Out („Ausquetschen“) zwangsweise aus dem Unternehmen geworfen werden könnten. Dass Petrus verkauft, ist aber nur dann denkbar, wenn die Commerzbank ihren bisher gebotenen Preis merklich erhöht. Das jedoch hat Commerzbank-Chef Martin Zielke bisher strikt abgelehnt.

Zwei Hauptversammlungen müssen zustimmen

Statt mit einem zweiten, höheren Angebot einen neuen Versuch zu starten, will Zielke einen anderen Weg gehen: „Jetzt wird es eine direkte Verschmelzung der Comdirect auf die Commerzbank geben“, so Zielke am Mittwoch. Das hatte er bereits im Vorfeld des Angebots für den Fall des Scheiterns angekündigt. „Wir sind gut vorbereitet“, so Zielke. Er benötigt für eine direkte Verschmelzung von den Hauptversammlungen beider Banken Dreiviertel-Mehrheiten. Weil die Commerzbank 82 Prozent an der Comdirect hält, ist ihr die Zustimmung dort sicher.

Sollten auch die Commerzbank-Eigner den Deal abnicken, müssten Comdirect-Aktionäre ihre Anteile in Commerzbank-Aktien tauschen. Gutachter bewerten beide Unternehmen, um ein angemessenes Tauschverhältnis zu bestimmen. Die Commerzbank plane, die Abstimmung über die Comdirect-Fusion auf dem regulären Aktionärstreffen abzuhalten, so ein Sprecher des Unternehmens gegenüber der WirtschaftsWoche. Die ist für den 6. Mai angesetzt. Der ursprüngliche Plan, die Übernahme bis zum Jahresende durchzubringen, ist damit obsolet.

Petrus-Partner Till Hufnagel ist zuversichtlich, dass am Ende bei diesem Prozess ein attraktiverer Kurs für Comdirect herauskommt als beim öffentlichen Übernahmeangebot. „Der angebotene Preis von 11,44 Euro reflektiert nicht den fairen Wert der Bank“, so Hufnagel. Auch an der Börse scheinen Investoren das so zu sehen. Der Kurs der Comdirect-Aktie gewann rund drei Prozent auf 12,70 Euro, nachdem das Scheitern des Angebots publik wurde – ein Indiz, dass Anleger erwarten, im Zuge der Verschmelzung einen Nachschlag kassieren zu können.

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