Allianz-Gewinn bricht ein Versicherer in der Defensive

Der neue Vorstandschef Oliver Bäte will die Allianz schneller und moderner machen. Doch Unwetter und schwache Fonds setzen dem Versicherungskonzern zu. Analysten halten einen Gewinnrückgang 2016 für wahrscheinlich.

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Allianz Quelle: dpa

Oliver Bäte weiß, was er versprochen hat. „Wir werden alles daransetzen, dass 2016 wieder ein erfolgreiches Jahr für die Allianz wird“, gab der Allianz-Boss bereits im Geschäftsbericht die Marschrichtung für das laufende Jahr aus, „auch wenn das Umfeld noch stärker risikobehaftet sein wird und es eher unwahrscheinlich ist, dass makroökonomische Impulse für zusätzlichen Wachstumsschub sorgen.“

Wer Zweifel daran gehabt haben sollte, was der neue Mann an der Spitze von Europas größtem Versicherungskonzern mit einem risikobehafteten Umfeld und mangelnden Wachstum meinen könnte, der sieht spätestens seit diesem Freitag nun klarer. Denn die Zahlen, die der Gigant aus München für das zweite Quartal vorlegte, sind unmissverständlich – zum Leidwesen des neuen Vorstandschefs, der seit nunmehr gut einem Jahr den Konzern führt.

Die Negativzinsen und eine hohe Zahl von Naturkatastrophen hinterließen bei Europas größtem Versicherer deutliche Spuren. Unterm Strich halbierte sich der Gewinn nahezu im zweiten Quartal und rutschte von zwei auf 1,1 Milliarden Euro ab. Das war noch weniger als viele Experten befürchtet hatten. Analysten waren mehrheitlich von einem Gewinnrückgang auf 1,5 Milliarden Euro ausgegangen.

Die Allianz erklärte den Rückgang mit höheren Schadenaufwendungen in Folge von Naturkatastrophen, höheren Groß- und wetterbedingten Schäden sowie mit einer niedrigeren Anlagerendite. „In München regnet es heute morgen“, sagt Bäte in einer Telefonkonferenz am Freitag, „das Wetter passt zu unserem zweiten Quartal.“

Denn Unwetter, ein enttäuschendes Fondsgeschäft und Aufräumarbeiten in der Bilanz belasteten die Allianz im Frühjahr schwer. Der operative Gewinn brach um 17 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro ein. Auch die Abschreibung auf das vor dem Verkauf stehende Korea-Geschäft schlug mit 352 Millionen Euro zu Buche. Außerdem hält die Schwäche der Vermögensverwaltung an. Die wichtige US-Fondstochter Pimco hat die erhoffte Trendwende noch nicht geschafft: Hier ziehen die Kunden unter dem Strich weiter Milliarden ab.

Umsatz der wichtigsten Allianz-Geschäftsfelder 2015

Nach sechs Monaten sieht sich Bäte und sein Finanzchef Dieter Wemmer dennoch auf gutem Kurs, die angepeilten Ziele zu erreichen: Im ersten Halbjahr lag das operative Ergebnis bei 5,1 Milliarden - zum Vorjahr ein Rückgang um zehn Prozent. Die Investoren überzeugte das jedoch nicht: Die Allianz-Aktie rutschte zeitweise mehr als drei Prozent ins Minus.

Die hohen Belastungen im angestammten Geschäft mit Sachversicherungen hatten sich allerdings abgezeichnet. Europas zweitgrößter Versicherer Axa hatte bereits am Mittwoch schwächere Quartalszahlen als erwartet vorgelegt. Der Gewinn der Franzosen war im ersten Halbjahr trotz Erlösen aus dem Verkauf von Immobilien nur um vier Prozent auf 3,2 Milliarden Euro gestiegen. Doch hohe Kosten für Schäden durch Naturgewalten im Zuge von Unwettern und Stürmen in Deutschland sowie Überschwemmungen in Frankreich und Belgien fraßen den Sondergewinn dabei wieder teilweise auf. 

Auch die Allianz musste sich im zweiten Quartal nun einem immer schwierigeren Umfeld für Versicherer beugen.

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