
Der Vatikan steht wegen seiner intransparenten Finanzstrukturen und vor allem wegen der Skandale bei der Vatikanbank seit längerem in der Kritik. Seit seinem Amtsantritt geht Papst Franziskus mit mehreren Kommissionen die dringend notwendigen Reformen an. Jetzt macht der Vatikan öffentlich: Angelo Caloia, Chef der Vatikanbank in der Zeit von 2001 bis 2008, soll 29 Immobilien der Bank verkauft und das Geld auf die Seite geschafft haben. Das berichtet der Spiegel.
Fahnder suchen nach Geld in Steueroasen
Laut Staatsanwaltschaft habe er gemeinsam mit dem damaligen Generaldirektor Lelio Scaletti und einem Rechtsanwalt die Immobilien an Briefkastenfirmen in Steueroasen verkauft. Über diese Briefkastenfirmen, die dem Trio gehörten, seien die Immobilien dann teuer weiter verkauft worden. Fast 60 Millionen Euro sollen so bei den dreien hängen geblieben sein, 17 Millionen Euro sind bereits aufgetaucht und wurden von der Staatsanwaltschaft eingefroren. Weiteren Geldverstecken sind die Fahnder auf der Spur, unter anderem in der Karibik, schreibt der Spiegel.
Steueroasen
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Dazu passend haben Reformer der Vatikanbank bei den Bemühungen um mehr Finanztransparenz nach eigenen Angaben Hunderte Millionen Euro entdeckt, die bisher nicht in den Bilanzen aufgetaucht sind. Nur wo die herkommen, ist bisher noch nicht geklärt. Die heiligen Banker jedenfalls freuen sich. "Es ist wichtig, zu betonen, dass der Vatikan nicht pleite ist", schrieb der Vorsitzende der Finanzbehörde des Vatikans, George Pell, in der englischsprachigen katholischen Wochenzeitung "Catholic Herald". "Vielmehr haben wir entdeckt, dass die Situation viel besser ist als es schien, weil einige Hundert Millionen Euro auf bestimmten Konten versteckt waren und nicht in der Bilanz auftauchten."
Der australische Kardinal war im Februar eingesetzt worden, um mehr Transparenz in die undurchsichtigen Finanzen des Vatikans zu bringen. In dem Artikel spricht er offen über nebulöse Strukturen und Praktiken. "Kongregationen, Räte und besonders das Staatssekretariat genossen und verteidigten eine gesunde Unabhängigkeit. Probleme wurden "hausintern" gehalten", heißt es in dem Artikel weiter, der vorab online zu lesen war. Die Standards der "modernen" Buchhaltung seien "ignoriert" worden.