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Angst vor peinlichen Enthüllungen UBS-Zocker muss sich für Milliardenschaden verantworten

Nach einem kurzen Prozessauftakt ist das Verfahren gegen den früheren UBS-Händler Kweku Adoboli auf Freitag vertagt worden. Adoboli, dessen Zockerei ein tiefes Loch in die Bilanz der schweizerischen Bank UBS gerissen hatte, muss sich wegen Betrug und Bilanzfälschung vor einem Londoner Gericht verantworten. Indirekt am Pranger steht aber auch das weltweit in Verruf geratene Investmentbanking, denn es geht um einen der größten Betrugsfälle der Branche.

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Der Prozess gegen den ehemaligen UBS-Händler Kweko Adoboli könnte unangenehme Details über die UBS sowie die britische Finanzaufsichtsbehörde FSA zu Tage fördern Quelle: REUTERS

Früher lebte der 32jährige in einem Luxus-Apartment, fünf Minuten von der Londoner Zentrale der schweizerischen Investmentbank UBS entfernt und feierte dort mit seinen Freunden rauschende Partys. Damals verdiente er im Jahr rund eine Viertelmillion Euro - mit Bonus waren es sogar knapp 750.000 Euro. Doch ein Jahr nach seiner Festnahme steht Kweko Adoboli, dessen fiktive Geschäfte der UBS einen Handelsverlust von 2,3 Milliarden Dollar bescherten, hochverschuldet vor dem Southwark Crown Court und kann sich nur mit staatlicher Unterstützung einen Rechtsanwalt leisten. Er plädiert auf "nicht schuldig" und will versuchen, seinen Ex-Arbeitgeber einen Teil der Verantwortung für seine kriminellen Machenschaften zuzuschieben. Adoboli war am 15. September 2011 in London verhaftet worden.

London schreibt negative Schlagzeilen

Für die geschädigte UBS ist der Fall äußerst unangenehm, doch in Verruf gerät während des voraussichtlich achtwöchigen Prozesses, bei dem einige heikle Details ans Tageslicht kommen dürften, auch London, das größte Finanzzentrum Europas. Hier jagt seit Monaten ein Skandal den nächsten. Im August schloss die bisherige Vorzeigebank Standard Chartered einen Vergleich mit der New Yorker Finanzaufsicht und akzeptierte eine hohe Strafe von 340 Millionen Dollar. Sie soll ein Jahrzehnt lang in New York gegen US-Embargogesetze verstoßen haben, indem sie Gelder in Höhe von bis zu 250 Milliarden Dollar aus Geschäften der iranischen Regierung gewaschen und deren Herkunft verschleiert hat.

Während der Überweisung eingeschlafen: Die spektakulärsten Bankenpannen
Citigroup Quelle: dpa
Fehlerquelle „Kopieren und Einfügen“: Die stolze Summe von 4.632.124.357.000.001 Euro hat die Minijob-Zentrale der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft Bahn-See in Essen von einer Frau aus dem Schwarzwald 2015 gefordert. In einem Brief von Anfang März hatte die Minijob-Zentrale angekündigt, den 16-stelligen Betrag erneut von ihrem Konto einzuziehen. Der erste Abbuchungsversuch sei aus nicht ersichtlichen Gründen gescheitert. „Das Schreiben ging tatsächlich so raus“, bestätigte ein Sprecher. Zu dem Fehler sei es gekommen, weil eine Mitarbeiterin statt der zu zahlenden Summe eine Kundennummer in das Formular kopiert hatte. Tatsächlich sei es um einen niedrigen dreistelligen Betrag gegangen. Die Billiarden seien allerdings nie abgebucht worden, weil das Missgeschick zeitig aufgefallen sei. Bei einer Sozialversicherung mit 26.000 Mitarbeitern kämen natürlich Fehler vor, erklärte der Sprecher. „Dass aber jemand zu solch einer hohen, falschen Zahlung aufgefordert wird, ist nach meinem Wissen einmalig“, sagte Buschfort. Bei Banken kommen solche Pannen dagegen offenbar häufiger vor... Quelle: dpa
Weil ein Angestellter der Frankfurter Volksbank bei der Arbeit kurz einschlief, wäre ein Rentner beinahe um 222.222.222,22 Euro reicher gewesen, berichtete Spiegel Online 2013. Der Mann blieb mit dem Finger auf der "2" hängen und wies so statt 62,40 Euro mehr als 222 Millionen Euro an. Selbst bei einer Prüfung, die für alle Überweisungen jenseits von 100.000 Euro fällig ist, fiel der Fehler nicht auf. Erst ein dritter Mitarbeiter bemerkte, dass da irgendwas nicht stimmen kann, und stoppte die Überweisung. Pech für den Rentner, Glück für die Bank - denn die wäre im Zweifelsfall auf dem Schaden sitzen geblieben. Und die Geschichte wird noch kurioser: Denn der Mann, dem der Vertipper unterlief, war gar nicht befugt, die Beträge zu ändern. Er sollte lediglich die Bankleitzahl prüfen. Die Mitarbeiterin, die die Überweisung nicht genau genug prüfte, verlor ihren Job - konnte sich aber mittlerweile erfolgreich zurück ins Unternehmen klagen. Quelle: imago images
2012 wurde ein indischer Oberschullehrer über Nacht zum Milliardär. Grund war eine Fehlbuchung seiner Bank. Statt der erwarteten Zinszahlung von umgerechnet 150 Euro sah er plötzlich ein Guthaben von 496 Milliarden Rupien (7,5 Milliarden Euro) auf seinem Konto. Die betroffene Bank erklärte, es sei unklar, wie es zu dem Irrtum kam. Quelle: imago images
Während sich der Inder für einen Tag als Milliardär fühlen konnte, traf den dänischen Elektriker Dennis Pallesgaard bei der Kontrolle seiner Kontoauszüge fast der Schlag: Statt der erwarteten Abbuchung von 3200 Kronen für eine Hypothek wies die Bank einen Fehlbetrag von rund 63 Milliarden dänischer Kronen aus (etwa 8,5 Milliarden Euro). Der Grund für die Panne war schnell gefunden: Statt der Abbuchungssumme war die Kontonummer von seinem Konto abgezogen worden. Quelle: dpa
KfW Quelle: dpa
Bank of America Quelle: REUTERS

Standard Chartered ist nach HSBC - der die US-Behörden das Waschen von mexikanischen Drogengeldern zum Vorwurf macht -  und Barclays, bereits die dritte britische Großbank, die ins Visier der US-Behörden geraten ist. Barclays musste Ende Juni einräumen, dass Händler den Libor zwischen 2005 und 2009 manipuliert hatten und einigte sich mit der britischen Finanzaufsicht FSA und der US-Terminbörsenaufsicht CFTC auf eine Strafzahlung in Höhe von umgerechnet knapp 370 Millionen Euro. Über den Skandal stürzte die gesamte Führungsspitze der Bank. Aber damit nicht genug: Gegen Barclays ermittelt auch das britische Betrugsdezernat SFO im Zusammenhang mit Ungereimtheiten die eine Finanzspritze aus Katar aus dem Jahr 2008 betreffen. Last but not least ist da noch der Fall des "Londoner Wals", Bruno Iksil, der in der britischen Hauptstadt für die Wall-Street-Bank JP Morgan tätig war und bei Transaktionen mit Kreditderivaten Verluste in Höhe von 5,8 Milliarden Dollar anhäufte. Im Mai als die Sache platzte, hatte JP Morgan die Verlusten noch mit zwei Milliarden Dollar beziffert. Ob die Geschäfte als komplizierte Absicherungsstrategie gedacht waren oder ob es sich um Eigenhandel handelte, weiß man noch nicht. Unklar ist auch, wie Iksil und sein Team die internen Kontrollen der Bank austricksen und mit derartig hohen Summen jonglieren konnten.

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