Anleihen Goldman Sachs Geldhaus leidet unter Gewinneinbruch

Der teure Hypothekenvergleich führt zu einem Gewinneinbruch bei der US-Großbank Goldman Sachs. Der Handel mit Anleihen ist so schwach wie seit der Finanzkrise nicht mehr.

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Goldman Sachs: Der Streit um dubiose Hypothekengeschäfte kostet Milliarden Quelle: dpa

Enttäuschung zum Abschluss der Bilanzsaison der großen US-Geldhäuser: Die Investmentbank Goldman Sachs wurde Ende 2015 nicht nur von alten Rechtsstreitigkeiten eingeholt, die Milliarden kosteten. Sie musste am Mittwoch auch einräumen, dass der wichtige Anleihenhandel so schlecht läuft wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Und Besserung ist nicht in Sicht.

Im Gegenteil: Mit dem anhaltenden Verfall des Öl-Preises und der Sorge vor einer starken Konjunkturabkühlung in China treten bereits neue Risiken in den Vordergrund, die die Anleger weltweit verunsichern und von großen Investments abhalten. Damit startet die gesamte Finanzbranche in ein weiteres schwieriges Jahr.

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Bei Goldman brach der Nettogewinn im vierten Quartal um 72 Prozent auf 574 Millionen Dollar ein. Hauptgrund war der bereits in der vergangenen Woche bekanntgewordene Hypotheken-Vergleich mit mehreren US-Behörden, der mehr als fünf Milliarden Dollar kostete. Goldman war vorgeworfen worden, Käufer von Hypotheken-Anleihen über den Tisch gezogen zu haben, weil die Wertpapiere auf einen Schlag wertlos wurden, als der auf Pump finanzierte amerikanischen Immobilienmarkt 2007 kollabierte.

Im Gesamtjahr 2015 lieferte das Institut unter dem Strich einen Gewinn von 5,6 Milliarden Dollar ab - fast ein Drittel weniger als 2014. Die Einnahmen stagnierten. Vorstandschef Lloyd Blankfein sprach von insgesamt soliden Ergebnissen in einem schwierigen Jahr. Goldman schaue dank seiner breiten Aufstellung und globalen Präsenz aber zuversichtlich nach vorne.

Die Anleger ließen sich von dem Optimismus nicht anstecken. Die Goldman-Aktie startete in New York mit einem Minus von einem Prozent und zog auch andere Finanztitel nach unten. Eigentlich hatten JP Morgan, Citigroup und Bank of America in den vergangenen Tagen die Hoffnung geweckt, dass die juristischen Altlasten allmählich vom Tisch sind.

All diese Institute verdienen wieder gut, weil sie die Ausgaben - auch die Einmaleffekte - im Griff haben. Noch schwerer dürfte den Goldman-Anlegern aber die nicht enden wollende Flaute im Kerngeschäft im Magen liegen.

Denn im einst so lukrativen Handel mit festverzinslichen Wertpapieren, Devisen und Rohstoffen gingen die Einnahmen im Schlussquartal 2015 um acht Prozent zurück auf gut eine Milliarde Dollar. Das ist der niedrigste Wert seit Ende 2008. An den Gesamterträgen im Konzern hatte die Sparte nur noch einen Anteil von 15 Prozent - in den besten Zeiten waren es einmal 40 Prozent.

Doch unabhängig von der Volatilität dieses Geschäfts: Die strengere Regulierung hat den Anleihenhandel auch grundsätzlich teurer gemacht. Viele Institute - zuletzt etwa Morgan Stanley - fahren ihn deshalb ein Stück herunter, um ihr Kapital zu schonen. Selbst die Deutsche Bank steuert nach jahrelangen Durchhalteparolen um und speckt im Handel ab. Der neue Chef John Cryan hat die Notbremse gezogen, weil sich das Institut nach seiner Einschätzung diesen Luxus nicht mehr unbegrenzt leisten kann. Das Frankfurter Geldhaus präsentiert seine Bilanz am 28. Januar. Aller Voraussicht nach werden hier wegen der anhaltenden Umbauarbeiten sogar rote Zahlen zu Buche stehen.

Davon ist Erzrivale Goldman weit entfernt. Denn hier boomt zumindest das Beratungsgeschäft bei Fusionen und Übernahmen (M&A). 2015 standen Blankfeins Investmentbanker ganz oben auf dem Thron: Weltweit berieten sie bei den meisten Transaktionen. Außerdem hat das Institut schon vor Jahren die Vermögensverwaltung als weiteres verlässliches Standbein ausgebaut. Das verwaltete Vermögen stieg dort 2015 um sechs Prozent auf einen neuen Rekordwert von 1,25 Billionen Dollar.

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