Banken Bafin und Bundesbank befragen Geldhäuser zu ihren Zinsrisiken

Die Anfang Dezember gestartete Umfrage unter 1200 Geldhäusern soll helfen, die Auswirkungen der Zinswende auf die Institute abzuschätzen.

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Dem jüngsten Finanzstabilitätsbericht der Bundesbank zufolge beliefen sich bei Sparkassen und Kreditgenossenschaften die Abschreibungen auf Wertpapiere bereits im ersten Halbjahr auf 12,3 Milliarden Euro. Quelle: AP

Die Finanzaufsicht Bafin und die Bundesbank haben Anfang Dezember eine Umfrage bei rund 1200 Geldhäusern gestartet, um die Auswirkungen der Zinswende auf die Institute abzuschätzen. Für die meisten Banken sei das Zinsergebnis nach wie vor die zentrale Ertragsquelle, erläuterte ein Sprecher der Bafin den Schritt.

„Die Umfrage bedeutet keine Kehrtwende, sondern ist vielmehr eine zielgerichtete Maßnahme einer präventiv handelnden Aufsicht.“ Auch die Bundesbank bestätigte die Erhebung, über die zuerst das Portal „Finanz-Szene“ berichtet hatte.

Nach Jahren der ultralockeren Geldpolitik vollzog die Europäische Zentralbank (EZB) im Juli die Zinswende. Innerhalb weniger Monate schraubte sie seitdem die Schlüsselsätze um insgesamt 2,0 Prozentpunkte nach oben. Auf der Zinssitzung an diesem Donnerstag wird ein weiterer Erhöhungsschritt erwartet. Aktuell liegt der an den Finanzmärkten maßgebliche Einlagensatz, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, bei 1,5 Prozent.

Schon im Stresstest von Bundesbank und BaFin im September habe sich gezeigt, dass bei Zinsanstiegen zunächst mit Gewinnrückgängen insbesondere aufgrund von Kursverlusten bei Wertpapieren zu rechnen sei, erläuterte der Bafin-Sprecher. Dem jüngsten Finanzstabilitätsbericht der Bundesbank zufolge beliefen sich bei Sparkassen und Kreditgenossenschaften die Abschreibungen auf Wertpapiere bereits im ersten Halbjahr auf 12,3 Milliarden Euro, was rund 5,6 Prozent des harten Kernkapitals entsprecht.

Stille Bewertungsreserven hätten zwar deutlich höhere Verluste verhindert, seien aber um 21,8 Milliarden Euro geschrumpft. „Den Banken stehen damit im Aggregat vorerst keine stillen Reserven mehr zur Verfügung, weshalb weitere Wertverluste unmittelbar zu entsprechenden Abschreibungen und Verlusten führen würden,“ hieß es in dem Bericht vom November.

Mit der aktuellen Umfrage – ähnlich wie mit dem regelmäßigen Stresstest der kleineren Institute – wollen sich die Aufseher ein aktuelles Bild davon machen, wie sich die Zinswende auf die offenen Zinspositionen der Banken auswirkt.

Bei der Vorstellung des Stresstests der Bafin und der Bundesbank Ende September hatte Bafin-Direktor Raimund Röseler die angenommenen Krisensituationen als beherrschbar für die meisten Institute eingestuft. Die deutschen Institute seien überwiegend gut kapitalisiert.

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