Banken Credit Suisse muss bei neuen Anleihen weiterhin draufzahlen

Das Rating der schweizer Bank wurde im Herbst heruntergestuft und liegt nur noch knapp über Junk-Status. Das Kreditinstitut will umstrukturieren.

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Zum wiederholten Mal musste das schweizer Kreditinstitut einen hohen Preis für frisches Geld zahlen. Quelle: Reuters

Die Credit Suisse beschaffte sich an der Wall Street am Mittwoch über eine Emission in zwei Tranchen insgesamt 3,75 Milliarden Dollar (3,5 Milliarden Euro). Informierten Kreisen zufolge lag die gebotene Verzinsung bei beiden Tranchen 370 Basispunkte über der von US-Staatsanleihen — wesentlich mehr als vergleichbare Schuldtitel. Die niederländische Rabobank etwa gab zweijährige Bonds mit einem Spread von nur 65 Basispunkten aus.

In London suchen die Schweizer am Donnerstag Interessenten für eine dreijährige Pfund-Anleihe in Benchmark-Größe – also mindestens 250 Millionen Pfund (283 Millionen Euro) – wie es am Markt heißt. Dafür bietet das Institut anfänglich 435 Basispunkte mehr als die Rendite britischer Staatsanleihen, ebenfalls eine hohe Risikoprämie.

Die Credit Suisse befindet sich mitten in einer Umstrukturierung, in deren Rahmen Tausende von Arbeitsplätzen gestrichen und die Investmentbank umgestaltet werden soll. Das soll einer Serie von Verlusten und Skandalen ein Ende setzen.

Die höheren Zinsen für die Bonds belasten auch die Erträge der Bank, die im Schlussquartal voraussichtlich den fünften Quartalsverlust in Folge ausweisen wird. In den ersten neun Monaten des Jahres 2022 sank der Nettozinsertrag bereits um 14%, während viele andere Banken von den steigenden Zinsen profitierten.

Es ist mindestens das zweite Mal in den letzten Monaten, dass die Bank einen hohen Preis zahlen muss, um sich Geld zu beschaffen. Im November musste sie für eine neue Anleihe von 2 Milliarden Dollar mehr als 9 Prozent anbieten. Diese Anleihe wird jetzt zu 104,7 Cents pro Dollar gehandelt und damit über dem Nennwert zum Zeitpunkt der Emission der Papiere, wie aus Anleihehandelsdaten von Trace hervorgeht.

Credit Suisse muss im laufenden Jahr knapp 24 Milliarden Dollar refinanzieren

Aufgrund verschiedener Versäumnisse im Risikomanagement habe die Kreditwürdigkeit der Credit Suisse in den vergangenen Jahren einen „schweren Schlag“ erlitten, erklärte Jeroen Julius, Stratege bei Bloomberg Intelligence. Im laufenden Jahr muss die Bank rund 24 Milliarden Dollar refinanzieren.

S&P Global Ratings hatte das Langfristrating der Credit Suisse im November von BBB auf BBB- und damit knapp über Junk-Status herabgestuft. Die Ratingagentur sieht „wesentliche Risiken bei der Umsetzung in einem sich verschlechternden und volatilen Wirtschafts- und Marktumfeld.“ Sie wies auch darauf hin, dass Details zu den geplanten Verkäufen von Geschäftsbereichen der Bank „noch unklar“ seien.

Um ihre Bilanz zu stärken, hat die Credit Suisse kürzlich rund 4 Milliarden Franken Eigenkapital durch eine Bezugsrechtsemission und den Verkauf von Aktien an Großinvestoren aufgenommen, darunter vor allem die Saudi National Bank. Laut Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann werde diese das Institut „grundsolide“ machen und bei der Restrukturierung helfen. In diesem Rahmen plant die Bank, den Großteil ihrer Investmentbank auszugliedern, das Handelsgeschäft zu verkleinern und bis zu 9000 Stellen abzubauen.

Viele bonitätsstarke Unternehmen versuchen, ihren Finanzierungsbedarf zum derzeitigen Kostenniveau zu decken, bevor ein wirtschaftlicher Abschwung die Risikoprämien in die Höhe treibt. Am Dienstag, dem ersten US-Geschäftstag des neuen Jahres, beschafften im Investment-Grade-Bereich 19 Emittenten insgesamt rund 34 Milliarden Dollar über Anleihen in mehr als 40 Tranchen. Am Mittwoch zapften im selben Segment mindestens 13 Firmen den Markt an und beschafften weiteren 19,5 Milliarden Dollar.

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