Banken Deutsche Bank warnt europäische Firmen vor US-Banken – "Europa muss Voraussetzung für große Banken schaffen"

Besonders in der Unternehmensfinanzierung haben große US-Banken ihren Marktanteil in Deutschland erhöht. Das hat auch der Porsche-Börsengang in diesem Jahr gezeigt.

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Die Deutsche Bank schaut kritisch auf den wachsenden Marktanteil amerikanischer Banken in Deutschland. Quelle: Reuters

Die Deutsche Bank beklagt die wachsende Dominanz großer US-Geldhäuser am heimischen Markt. Seit dem Porsche-Börsengang, bei dem keine einzige deutsche Bank in einer führenden Rolle mandatiert wurde, wird die Kritik im Vorstand der Deutschen Bank am Vorgehen der US-Rivalen lauter. US-Institute tendierten dazu, ihre Kreditangebote je nach Marktumfeld hoch- und runterzuschrauben, sagte Fabrizio Campelli, Chef der Unternehmens- und Investmentbank beim deutschen Branchenprimus, der Nachrichtenagentur Reuters.

"Wir haben Fälle gesehen, wie während der Pandemie Kreditangebote nicht-deutscher Banken vom Tisch waren, während deutsche Kreditinstitute ihre Kreditlinien ausweiteten." Campelli nannte keine Beispiele. Die großen US-Banken, die ihren Marktanteil in der Unternehmensfinanzierung im vergangenen Jahrzehnt verdoppelt haben, weisen die Vorwürfe zurück.

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"Eine Reihe von europäischen Unternehmen erkennt bereits die Risiken, wenn sie nicht mit Firmen zusammenarbeiten, die in der Region langfristig engagiert bleiben", sagte Campelli. Dass keine deutschen Institute beim größten hiesigen Börsengang des Jahres eine führende Rolle gespielt haben, zeigt aus seiner Sicht, dass noch viel Arbeit vor der Deutschen Bank und anderen europäischen Geldinstituten liege.

Konzernchef Christian Sewing hatte schon im September festgestellt, die Dominanz der US-Banken sei kein Naturgesetz. "Wenn wir nicht den Amerikanern das Feld überlassen wollen, muss Europa die Voraussetzungen für große Banken schaffen", sagte Sewing. Campelli fordert einen gemeinsamen Ansatz der Politik und der Regulierungsbehörden zur Unterstützung europäischer Banken.

US-Geldhäuser gewinnen Marktanteile in Deutschland nicht nur im traditionell von amerikanischen Banken dominierten M&A-Beratungsgeschäft. Auch in der Unternehmensfinanzierung holen die US-Wettbewerber auf dem deutschen Markt auf: 2021 stieg Marktaneil der fünf der größten US-Geldhäuser (JPMorgan, Bank of America, Morgan Stanley, Goldman Sachs und Citigroup) gemessen an den Erträgen laut Daten von Dealogic auf 35 Prozent. Vor zehn Jahren lag er mit 18 Prozent nur etwa halb so hoch. Auf die wiederholten Vorwürfe, sie würden in schwierigen Zeiten ihre Kreditvergabe für deutsche Kunden herunterfahren, verweisen die US-Institute auf ihr wachsendes Engagement am Frankfurter Finanzplatz.

Wettbewerb bei jedem Deal

Die größte US-Bank JPMorgan zählt mittlerweile zu den Top fünf der Geldinstitute in Deutschland. Sie ist laut Dealogic-Daten im laufenden Jahr auch das führende Institut nach Ertragsanteil auf dem deutschen Markt im Bereich der Unternehmensfinanzierung.

"Viele deutsche Geldhäuser arbeiten mit uns an Deals und wir sind ihre Bankpartner," sagte JPMorgan-Europachef Stefan Behr im Gespräch mit Reuters. Bei jedem Deal gebe es Wettbewerb. "Und wenn sie einen Deal nicht gewinnen, sind sie sicherlich nicht froh darüber - genauso wie wir, wenn wir einen Auftrag verlieren."

Die Citigroup arbeite auf dem deutschen Markt auf gleicher Basis mit allen anderen, sagte Deutschland-Chef Stefan Hafke im Gespräch mit Reuters. Er wünsche sich starke europäische Banken in Deutschland. Die Bank of America, die in den vergangenen zehn Jahren bei großen Finanzierungsdeals deutscher Konzerne meistens mit an Bord war, hat nach Angaben eines Sprecher ihr Team in Frankfurt vergrößert und ihre Finanzierungsressourcen aufgestockt. "Es gibt keinen Rückzug."

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