




Banken befinden sich nicht in einer Krise, sie durchleben einen Sturm. "Wir erleben keinesfalls eine normale Krise", sagte Rüdiger Filbry, Leiter des Bereichs Banking in Deutschland bei der Unternehmensberatung Boston Consulting (BCG), am Montag bei einer Veranstaltung zur Zukunft der Banken in Frankfurt.
Laut den BCG-Experten haben die Geldinstitute einen langwierigen Wandlungsprozess vor sich, den nicht alle erfolgreich meistern werden. Vor allem kleine, regionale Banken dürften es demnach schwer haben. Zwar könnten sie sich laut Filbry "über Wasser halten", müssten aber mit niedrigen Renditen rechnen. Andere wiederum könnten zu Ruderern werden, sie können immerhin mit moderaten Renditen rechnen. Die wenigsten sehen die Berater in der Rolle des Surfers mit hohen Wachstumsraten.
Denn die Banken müssen sich sich neuen Herausforderungen stellen. "Es ist Zeit für eine neue Strategie", sagt Filbry. Gerade im Kerngeschäft der Banken gebe es viele bedrohliche Veränderungen, die das Geschäftsmodell in Frage stellen. Das Problem: Den Instituten rennt die Zeit weg, denn aufgrund der vielen neuen Regulierungsvorschriften werden viele Herausforderungen von den Instituten noch gar nicht wahrgenommen.
Das gilt insbesondere für das Geschäft mit den Privatkunden. Einerseits gilt der Bereich im Gegensatz zum bei den Banken allseits beliebten Geschäft mit Firmenkunden als eher unattraktiv. Andererseits ist er einer der wichtigsten Anker, um das Vertrauen der Kunden wiederzugewinnen. Laut einer BCG-Analyse legen Bankkunden vor allem wert auf faire und transparente Preise. Direktbanken wie die comdirect oder die ING Diba können in diesem punkten. Gleichzeitig fordern Kunden einen guten Zugang zum Bankkanal, wie übersichtliches Onlinebanking, sowie gute Produkte und guten Service.





Viele ungeklärte Fragen brodeln hier seit langer Zeit vor sich hin. Wie lässt sich Beratung für den Kunden transparenter gestalten? Braucht die Zukunft noch Bankfilialen? Welche Lösungen zum mobilen Bezahlen muss eine Bank ihren Kunden bieten? Angesichts der vielen offenen Fragen scheint eins relativ sicher - auch im Privatkundengeschäft werden die Renditen der Banken deutlich sinken. "Wir erwarten eine durchschnittliche Rendite vor Steuern von rund zehn Prozent", sagt Til Klein, Leiter des Bereichs Privatkundengeschäft bei BCG. Zum Vergleich: Vor der Krise fuhren die Banken deutlich höhere Renditen von etwa 13 Prozent ein.
Ein wichtiges Thema im Umgang mit privaten Kunden ist der Umgang mit technischen Innovationen. Bisher haben sich vor allem die großen Banken in Deutschland bei Möglichkeiten wie mobile Payment eher zurückgehalten. Andere Spieler, wie etwa der Internet-Bezahldienst PayPal, sind da deutlich weiter. Der amerikanische Konzern bietet mittlerweile das mobile Bezahlen per Smartphone über den QR-Code an. Gerade seitens der Banken wird in Deutschland bisher wenig in diesem Bereich getan. Zum einen gelten die Deutschen als eine Nation der Barzahler, die den Scheinen und Münzen im Portemonnaie am meisten vertrauen. Laut einer Studie der Bundesbank geht der Bedarf an Bargeld in Deutschland nur leicht zurück.