Leider, aus der Sicht des gesamten Landes, ist Messina aber eine Ausnahme. Oder, um es mit Messina zu sagen: „Wir haben eindeutig zu viele Banken.“ Und die meisten haben ein schlechtes oder gar kein Geschäftsmodell. Während Messinas Institut sich schon früh aus zwei halbstarken Banken formierte, scheuten viele italienische Banken genau davor zurück. Jetzt, in der Krise, fallen Zusammenschlüsse noch schwerer.
Aber auch das größte Institut des Landes, Unicredit, krankt. Die Mailänder Bank ist mit Niederlassungen in 17 Ländern und 143.000 Beschäftigten ein Gigant. Das Institut, das erst 1998 aus der Fusion mehrerer norditalienischer Sparkassen und Regionalbanken entstand, dürfte dennoch in der jetzigen Form nicht überlebensfähig sein. Wie andere italienische Banken auch ächzt das Geldhaus unter notleidenden Krediten, der Aktienkurs ist in diesem Jahr um mehr als 60 Prozent eingebrochen. Eine Kapitalerhöhung wäre dringend notwendig. Was übrigens auch ein Problem für die kleineren Krisenbanken im Land ist: In Italiens Finanzsektor gibt es so viel Bedarf an frischem Kapital, dass der kaum ausreichend gedeckt werden dürfte.
Der neue Unicredit-Chef Jean-Pierre Mustier hat bereits ein umfassendes Restrukturierungsprogramm angekündigt – aber einen wirklichen Plan, woher frisches Kapital kommen soll, hat er auch noch nicht verraten. So stellt sich die Frage, ob die Bank auf Dauer eigenständig bleiben kann. Anfang 2007 prüfte UniCredit bereits eine Fusion mit Mustiers altem Arbeitgeber, der französischen Société Génerale.
Hoffnung auf eine Kehrtwende in Brüssel und Berlin
Für die italienische Regierung ist das ganze eine Hängepartie. Zwar sagen Menschen wie Messina: „Der Abbau der notleidenden Kredite über den Rettungsfonds wird funktionieren.“ Allerdings sagt er auch noch zwei andere Dinge: Selber möchte er mit seiner Bank nach der einen Milliarde Euro für den Rettungsfonds, wo er zuletzt noch einmal 150 Millionen Euro nachschoss, für keine italienische Bank mehr etwas ausgeben. Und: Ausländische Investoren zu finden, sei wohl tatsächlich schwierig.
In Rom hoffen sie nun: Wenn sich im Falle Monte dei Paschis zeiget, wie schwierig eine Kapitalauffrischung durch Private sei, könne man in Europa politisch womöglich doch noch Staatshilfe durchsetzen. Schließlich habe niemand in Brüssel oder Berlin Interesse an einem destabilisierten Italien.
Besonders beliebt ist in Rom derzeit ein Gerücht, wonach die deutsche Regierung ihr Wohlwollen signalisiert habe. Schließlich wolle sie sich selbst das Hintertürchen offenhalten, sollten im deutschen Wahljahr 2017 einmal deutsche Banken wackeln.
Und Monte dei Paschi? Ein hochrangiger Mailänder Banker sagt: „Eigentlich ist es ein Jammer. Wenn man die Bank einmal von ihren Altlasten befreit, hätte sie gute Chancen. Das Geschäftsmodell stimmt, seit einem Jahr auch die operativen Zahlen.“
Aber es müsste sich eben jemand trauen. Und das wird durch eine andere Zahl nicht gerade leichter: Wer als Aktionär Ende 2005 100 Euro in die Aktie steckte, hat heute noch 40 Cent.
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Die italienische Tragödie: Beginnt das Endspiel um den Euro?
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