Banken Solaris ändert die Strategie und setzt Gewinne vor Wachstum

Noch wirtschaftet das Fintech nicht profitabel, erzielt aber hohe Wachstumsraten. Diese Prioritäten will der Vorstandschef ändern. Manchen Kunden müsse man dafür kündigen.

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American Express bietet seinen Kunden dank einer Partnerschaft mit Solaris Ratenzahlungen an. Quelle: AP

Die Berliner Solaris AG verpasst sich eine neue Strategie. Künftig soll die Gewinnerzielung Vorrang vor dem Wachstum bekommen. Das bedeutet neben Kostensenkungen und gedrosselter Auslandsexpansion auch, dass sich die Bank womöglich von einigen Kunden trennen wird.

„Die letzten fünf Jahre war Wachstum unser Ziel. Jetzt hat die Profitabilität die höchste Priorität“, sagte Vorstandschef Roland Folz im Bloomberg-Interview. „Man muss akzeptieren, dass das enorme Wachstum nicht weiter tragfähig ist.“

Solaris war im März 2016 als Solarisbank gegründet worden und tritt selbst nicht unter eigener Marke im Endkundengeschäft auf. Stattdessen ermöglicht sie anderen Firmen wie Fintechs, Produkte wie Kreditkarten oder Darlehen anzubieten. Sie stellt dafür ihre eigene Infrastruktur und Banklizenz zur Verfügung. Im Sommer benannte sich das Unternehmen um.

Die Fintechbranche, aus der viele Solaris-Kunden kommen, steckt laut Folz in einer der größten Umwälzungen der vergangenen Jahre. Es gebe weniger Finanzierungen, und die Bewertungen sänken. 

„Einigen Fintechs fehlt die Grundlage, um mit den derzeitigen Turbulenzen an den Märkten umzugehen. Das wirkt sich auch auf unsere Plattform aus“, so Folz. „Wir müssen widerstandsfähiger werden, um der Volatilität bei unseren Partnern und an den Märkten besser begegnen zu können.“ Mit dem Fintech Nuri war vor kurzem einer der Partner von Solaris in die Pleite gerutscht.

Folz will das Kunden-Portfolio optimieren, wie er sagte: „Wenn Partner-Unternehmen nicht profitabel genug oder zu risikoreich für uns sind, kann das letztlich auch bedeuten, dass wir Geschäftsbeziehungen beenden“. Es werde aber keine Schnellschüsse geben.

Große Kunden stechen kleine Fintechs

Letztlich solle sich der Kundenfokus von kleinen Fintechs zu großen, etablierten Unternehmen verschieben. Schon jetzt arbeitet Solaris beispielsweise mit American Express zusammen und ermöglicht hier etwa Ratenzahlungen bei Kreditkarteneinkäufen. Auch Samsung nutzt die Dienste des Unternehmens, um Samsung Pay in Deutschland anzubieten.

Seit der Gründung waren die Erträge von Solaris, das nach eigenen Angaben zuletzt mit 1,6 Milliarden Euro bewertet wurde und die Banken BBVA und ABN Amro zu ihren Investoren zählt, um 60 bis 100 Prozent pro Jahr gewachsen. Künftig sollen es nur noch 20 bis 50 Prozent sein. 

Von der Profitabilität war das Unternehmen zuletzt noch weit entfernt. Allein in den vergangenen beiden Jahren fielen Vorsteuerverluste von jeweils um die 30 Millionen Euro an. Das will Folz nun ändern „Noch in diesem Jahr wollen wir erstmals einen Vorsteuergewinn auf Monatsbasis erzielen“, sagte er. 

Verbesserungsbedarf gibt es offenbar auch auf der regulatorischen Seite. Eine Sonderprüfung hatte zahlreiche organisatorische Mängel festgestellt und die Bafin dazu veranlasst, zusätzliche Eigenmittelanforderungen anzuordnen.

„Wir arbeiten derzeit unsere Hausaufgaben ab“, sagte Folz. Die Zahl der Mitarbeiter in den Bereichen Compliance, Operations und Risiko werde dieses Jahr um ein Drittel erhöht.

Die Vorbereitungen für einen möglichen Börsengang hat das Unternehmen derweil in diesem Sommer abgeschlossen, so der Vorstandschef. Das Kapitalmarktumfeld lasse mittelfristig aber keinen Börsengang zu.

„In den nächsten sechs bis zwölf Monaten sehe ich kein Fenster für ein IPO der Solaris. Danach müssen wir weiterschauen“, erklärte Folz.

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