Banken-Stresstest Handlungsbedarf bei deutschen Banken

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Italiens Banken am Ende, aber mit Rettungsplan

Ein solcher wäre sowieso schwierig. Investoren lassen weltweit die Finger von Bankaktien, der Börsenwert der Bank liegt bei gerade einmal einem Viertel ihres Buchwerts. Ohne eine überzeugende Strategie dürfte es für Cryan schwer werden, die Investoren von der Deutsche Bank-Aktie zu überzeugen.          

Zünglein an der Waage ist die Postbank, welche die Deutsche Bank zwecks Kapitalnot eigentlich verkaufen wollten. Da das aufgrund mangelnder Käufer nicht funktionierte, wollen die Frankfurter die Postbank nun doch erst mal behalten. Stattdessen spart Bankchef Cryan an vielen Ecken und Enden, streicht rund 9000 Stellen, schließt Länder-Niederlassungen und hunderte Filialen.

Eine richtig klare Strategie mit drastischen Schritten, wie die Bank ihr kapitales Problem lösen will, fehlt bisher allerdings. Vermutlich wird daran auch der Stresstest nichts ändern.

Vielleicht sollte der deutsche Branchenprimus sich an einem Institut orientieren, die beim Stresstest mit einer gestressten Kernkapitalquote von nur 7,1 Prozent noch weiter am hinteren Ende des Feldes gelandet ist. Die italienische Großbank Unicredit liegt zwar hinter den Deutschen, zeigte aber zuletzt unter ihrem neuen Chef erhebliche Anstrengungen, damit sich das Bild bald ändert. Jean-Pierre Mustier hatte einen schnellen Start bei der Bank hingelegt und bereits einige Beteiligungen der Bank verkauft hat, um das Kapital aufzustocken. Mustier will so versuchen, eine nötige Kapitalerhöhung so gering wie möglich zu halten.

Die rote Laterne im Stresstest ging erwartungsgemäß ebenfalls nach Italien, zur Traditionsbank Monte dei Paschi. Ihre harte Kapitalquote löste sich im Stress-Szenario auf und lag bei minus 2,4 Prozent. Erst kurz vor der Veröffentlichung der Stresstest-Ergebnisse wurde bekannt, dass die EZB einem Rettungsplan für die Krisenbank zugestimmt hat. Demnach veräußert Italiens drittgrößte Bank ein Kreditpaket von zehn Milliarden Euro. Zudem steht ein Konsortium aus Banken bereit, welches eine fünf Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung garantiert. Dazu soll auch die Deutsche Bank gehören.

Das Hauptproblem des traditionsreichen Instituts aus Siena sind notleidende Kredite in Milliardenhöhe. Diese hatten die Bank schon durch den vergangenen Stresstest im Oktober 2014 fallen lassen, dennoch kam die Bank beim Abbau der faulen Papiere kaum voran. Erst vor wenigen Wochen ermahnte die EZB die Bank in einem Brief dazu, die faulen Kredite möglichst schnell aus der Bilanz zu entfernen.  

Die italienischen Banken haben ihre Not spät erkannt und müssen sich jetzt fieberhaft retten. Bleibt zu hoffen, dass die deutschen Banken rechtzeitig den richtigen Weg einschlagen. Die Aufseher werden zumindest ihre Konsequenzen aus den Ergebnissen ziehen. Sie entscheiden anhand der Daten darüber, ob eine Bank eine Kapitalerhöhung braucht oder etwa die Dividende für ihre Aktionäre kürzen muss.

Letzteres sind die Aktionäre der Deutschen Bank gewöhnt, die Bank hatte die Ausschüttung für ihre Anteilseigner für 2015 und 2016 gestrichen.  

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