




Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters bei 123 Firmen aus der Finanzbranche. 39 der Unternehmen, die rund 350.000 Menschen beschäftigen, haben bereits detaillierte Pläne was Verlagerungen aus London in andere Finanzzentren angeht. In der britischen Hauptstadt, dem noch vor New York mit Abstand größtem Finanzplatz der Welt, arbeiten in der Bankenbranche inklusive der beratenden und unterstützenden Dienstleistungen rund 1,1 Millionen Menschen.
Der Brexit-Fahrplan
Laut Barnier sollen bis Oktober 2018 die Details für den Austritt Großbritanniens ausverhandelt sein. Der Franzose hat diesen Zeitplan bereits als sehr ambitioniert bezeichnet. Andere Experten halten ihn angesichts der Fülle der Problemfelder für unmöglich. Womöglich wird es deshalb zahlreiche Übergangsfristen von etwa zwei bis fünf Jahren geben.
Die schottische Regierung will im Herbst 2018 ein zweites Referendum über den Verbleib im Vereinigten Königreich abhalten, sobald die Bedingungen für den Brexit klar sind. May hat dies abgelehnt.
Bis März 2019 wäre dann Zeit, damit Mitgliedsländer und EU-Parlament die Vereinbarung ratifizieren. Der Tag des Austritts Großbritanniens aus der EU wäre dann Samstag, der 30. März.
Unklar ist, wann die umfassenderen Verhandlungen über die künftigen Beziehungen zwischen Großbritannien und der EU abgeschlossen sind. May strebt ein Freihandelsabkommen mit der EU innerhalb weniger Jahre an, über das schon parallel zum Brexit verhandelt werden soll. Dagegen verweist die EU-Kommission auf die Erfahrung aus anderen Abkommen wie etwa mit Kanada (Ceta), über das sechs Jahre lang verhandelt wurde. Im Ceta-Vertrag sind allerdings keine Vereinbarungen über den komplexen Bereich der Finanzdienstleistungen enthalten, die für Großbritannien und den Finanzplatz London von enormer Bedeutung sind.
Der Umfrage zufolge dürfte Frankfurt der große Gewinner bei den Job-Verlagerungen sein. In der Mainmetropole sollen demnach 5.470 Stellen nach dem Brexit neu entstehen - darunter sind allerdings auch 4.000 der Deutschen Bank, die bislang noch keine genauen Zahlen genannt hat. Es wird allerdings erwartet, dass die größte deutsche Bank im Zuge des Brexit mindestens 4.000 ihrer Stellen von der Themse an den Main verlegen wird. Auf Platz zwei der Brexit-Profiteure dürfte mit 1.800 Jobs Paris stehen. Dorthin will alleine die britische Großbank HSBC rund 1.000 Arbeitsplätze verlagern.
Klar wurde in der Umfrage auch, dass viele Befragte nicht nur eine, sondern mehrere Wellen an Jobverlagerungen aus London erwarten - wenn schrittweise mehr Details über die Folgen des Brexit für die Finanzindustrie klar werden. Mit dem Zuzug von rund 8.000 Brexit-Bankern in den kommenden Jahren alleine nach Frankfurt rechnen etwa die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), wie sie kürzlich erklärte. Die Lobbyorganisation Frankfurt Main Finance hatte kürzlich mitgeteilt, sie erwarte rund 10.000 Banker neu im Rhein-Main-Gebiet. Großbritannien wird nach dem bisherigen Stand der Planungen die EU im Frühjahr 2019 verlassen.