Banken verteidigen Gebühren-Plus „Zeit der Kostenloskultur vorbei“

Verbraucher sollten sich keine Hoffnungen machen, dass bei einem Ende der Niedrigzinsen auch die Bank-Gebühren wieder sinken könnten - heißt es vom Bankenverband. Er hat dafür auch eine Erklärung.

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In Zukunft werden Kunden wohl häufiger für Leistungen zur Kasse gebeten, die vor sonst kostenlos waren. Quelle: dpa

Bankkunden müssen sich auf dauerhaft höhere Gebühren für Dienstleistungen ihrer Geldhäuser einstellen. „Die Zeiten einer Kostenloskultur sind ... wahrscheinlich schon vorbei“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, Michael Kemmer, am Donnerstag in Berlin. Es sei aber auch im Sinne der Kunden, dass sich die Preise an den Kosten der Dienstleistungen ausrichteten. „Ich glaube, dass dieser Trend anhalten wird“, sagte Kemmer auf dem Deutschen Bankentag.

Dass Bankdienstleistungen kosten, werde dauerhaft anhalten bei allen Banken und sei nicht nur eine Delle, die durch die Niedrigzinsen ausgelöst worden sei. Es sei in einer Marktwirtschaft völlig normal, dass Kosten verursachergerecht weitergegeben werden, sagte Kemmer. In Zeiten üppig sprudelnder Zinsüberschüsse sei eine Quersubventionierung auch für Zahlungsdienstleistungen möglich gewesen. „Diese Zeiten sind bedauerlicherweise vorbei“, sagte Kemmer. Jedes Institut müsse schauen, wie es anfallende Kosten decken könne. Deshalb gebe es verschiedene Gebührenmodelle, die auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten seien.

Generell müssen die deutschen und europäischen Institute aus Sicht des Bankenverbandes ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern. Die Ertragslage sei noch nicht überall befriedigend, sagte der Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken, Hans-Walter Peters. Dies gelte auch für Deutschland. „Zunächst sind vor allem die Banken selbst gefordert, mit neuen - auch digitalen - Geschäftsmodellen, neuen Ertragsfeldern, aber auch weiteren Kostensenkungen.“

Mit Blick auf eine sich abzeichnende Lockerung der Finanzmarktregulierung in den USA mahnte Peters Wettbewerbsgleichheit an. Es sei wichtig, dass keine Unterschiede zwischen Europa und den USA entstehen. Die Institute seien schon jetzt in Folge der Niedrigzinspolitik in Europa im Hintertreffen. „Wir können in der Regulierung nicht schlechter dastehen als die internationalen Häuser“, sagte Peters, der auch Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter der Privatbank Berenberg ist. Eine massive Deregulierung ist nach den Worten von Kemmer in den USA aber nicht zu erwarten.

Peters rechnet damit, dass sich im Zuge des EU-Austritts von Großbritannien die Auslandsbanken relativ schnell entscheiden, sich in den verbleibenden 27 Mitgliedstaaten niederzulassen. Die Institute könnten nicht riskieren, in London zu bleiben. Viele Auslandsinstitute werden sich nach den Worten von Peters sicherlich mit einer Vollbanklizenz niederlassen - wo genau in Europa, sei offen: „Ich hoffe nicht, dass es zum großen Wettbewerb in Europa kommt.“ Die Aufsichtsbehörden würden darauf achten, dass es auch tatsächlich „echte Banken“ sind und nicht nur „kleine Veranstaltungen“. Peters hielt es zudem für kaum vorstellbar, dass die Austrittsverhandlungen zwischen der EU und London innerhalb von zwei Jahren gelingen werden.

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