Die ins Straucheln geratene US-Bank First Republic wird vom Finanzkonzern JP Morgan Chase übernommen. Zunächst wird die US-Einlagensicherung FDIC Treuhänderin des Institutes, wie die kalifornische Finanzregulierungsbehörde DFPI am Montag mitteilte. JP Morgan übernimmt demnach im nächsten Schritt First Republic mit allen Einlagen und praktisch allen Vermögenswerten.
Die 84 Filialen der First Republic Bank in acht US-Staaten sollten am Montag als Filialen von JP Morgan Chase öffnen. Die Aufsichtsbehörden hatten sich um eine Lösung für die Zukunft des angeschlagenen Instituts noch vor Öffnung der US-Börsen am Montag bemüht. „Unsere Regierung hat uns und andere aufgefordert, aktiv zu werden, und das haben wir getan“, sagte der Vorstandsvorsitzende von JP Morgan Chase, Jamie Dimon am Montag.
Aktien der First Republic Bank wurden am Freitag vorübergehend vom Handel ausgesetzt, nachdem sie um mehr als 50 Prozent auf ein Rekordtief eingebrochen waren. Das Institut hatte zu Beginn der vergangenen Woche einen Einlagenabfluss von mehr als 100 Milliarden Dollar im ersten Quartal offengelegt.
Bei der First Republic handelt es sich um eine US-Regionalbank aus San Francisco. Das Geldhaus kämpft seit dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank und Signature Bank damit, dass viele Kunden ihr Geld abziehen. Die First Republic Bank hat ein ähnliches Klientel wie der im März untergegangene Start-up-Finanzierer Silicon Valley Bank. Kunden zogen auch hier ihr Geld ab und der Aktienkurs stürzte ins Bodenlose.
Trump mitverantwortlich für Bankenkrise?
Die US-Notenbank macht die Regierung unter Ex-Präsident Donald Trump mitverantwortlich für den Zusammenbruch der Silicon Valley Bank. In einem Untersuchungsbericht kommt die Federal Reserve zu dem Schluss, dass 2018 erlassene Lockerungen von Vorkehrungen gegen Finanzkrisen zu dem Kollaps des kalifornischen Regionalinstituts beigetragen hätten. Die Bankenaufsicht sei durch die Trump-Regierung geschwächt worden.
Hintergrund der akuten Probleme waren plötzlich steigende Leitzinsen und letztendlich eine Vertrauenskrise unter den Kunden, bedingt durch die Sorge, ihr Geld zu verlieren. Denn die US-Einlagensicherung schützt nur Bankguthaben bis 250.000 Dollar. Die Bank verdiente einen Großteil ihres Geldes mit günstigen Krediten an Vermögende, zu denen Berichten zufolge auch der Vorstandsvorsitzende von Meta, Mark Zuckerberg, gehörte.
Schneller schlau: EU-Einlagensicherung
Die Regeln der Einlagensicherung sind in der Europäischen Union gleich: Bis zu 100.000 Euro pro Sparer und Bank sind gesetzlich geschützt, auch in Deutschland – in Spezialfällen noch mehr.
Bei Gemeinschaftskonten von Ehepartnern werden 200.000 Euro abgesichert. Der Schutz erstreckt sich auf Einlagen von Privatpersonen, Personen- und Kapitalgesellschaften.
Darüber hinaus gibt es freiwillige Schutzsysteme der Geldindustrie, die größere Summen garantieren sollen – in Deutschland je einen Fonds der Privatbanken und der öffentlichen Banken.
Sparkassen und Genossenschaftsbanken haben „institutsbezogene Sicherungssysteme“. Dahinter steht ein Treueschwur: Sollte eine Bank in Schieflage geraten, wird sie von den anderen stabilisiert.
Das EU-Regelwerk ist einheitlich – die Qualität der Einlagensicherung schwankt. Kunden ausländischer Banken sollten die Bonität des Geldinstitutes und seines Heimatlandes im Blick haben. In Deutschland operierende Auslandsbanken unterliegen je nach Organisationsform der deutschen oder einer ausländischen Einlagensicherung.
Wie reagiert die Fed auf die Ereignisse rund um die First Republic?
Trotz einer Hilfsaktion der größten US-Geldhäuser in Abstimmung mit dem Finanzministerium und der Notenbank blieb die Lage prekär und der Glaube an ein Überleben des Instituts wackelig. Die First Republic ist nun bereits die dritte US-Bank, die in den vergangenen zwei Monaten in Existenznot geriet. Laut Insiderinformationen der Nachrichtenagentur Reuters sollen an dem Bieterverfahren für die First Republic ein halbes Dutzend Banken teilgenommen haben. Sie erhielten über das Wochenende Einblick in die Bücher der First Republic. Am 13. April verzeichnete First Republic nach Angaben der FDIC eine Bilanzsumme von rund 229 Milliarden Dollar und Einlagen in Höhe von 104 Milliarden Dollar.
Vor dem Hintergrund der Turbulenzen am amerikanischen Bankenmarkt wird der Blick auf die Zinspolitik der US-Notenbank Fed umso spannender. Laut der Nachrichtenagentur Reuters erwarten viele Volkswirte ein vorsichtigeres Vorgehen im Kampf gegen die hohe Inflation: Fed-Chef Jerome Powell könnte demnach auf der zweitägigen Sitzung kommende Woche den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte anheben – und danach womöglich erstmal eine Zinspause einlegen. Der Zinsbeschluss soll am Mittwoch verkündet werden.
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