Bargeld von der Supermarktkasse Der Geldautomat wird zum Auslaufmodell

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Mobile-Banken sind auf die Supermärkte angewiesen

Auf Anfrage der WirtschaftsWoche wollten sich prominente Vertreter des Auszahlungsservices wie Rewe und Lidl nicht dazu äußern, welche Kosten durch die Verwaltung von Bargeld entstehen, da diese Angaben sicherheitsrelevant seien.

Wenn Supermärkte die Kunden durch den Bargeld-Service zusätzlich davon überzeugen könnten, mit der Karte zu zahlen, birgt das sogar einen noch wichtigeren Vorteil: „Sie können die Einkäufe dann den Kontodaten zuordnen und so das Kaufverhalten der Kunden abbilden“, erklärt Werner Neus. Das dürfte für die Unternehmen sehr wertvoll sein. „Natürlich muss das innerhalb eines datenschutzrechtlich legalen Rahmens geschehen. Aber bei der anonymen Bargeldzahlung ist das eben nicht möglich.“

Die Banken dürften sich über den neuen Service in erster Linie ärgern. „Zwar ist das Betreiben eines Geldautomaten durchaus kostspielig und die Kosten dafür würden sinken, sollten die Geldautomaten weiter an Bedeutung verlieren“, sagt Neus. „Wenn allerdings Supermärkte Bargeld in Umlauf bringen, dann verlieren Banken die so wichtige Kundennähe. Viele Kunden könnten den Weg in die Geschäftsstellen nicht mehr als notwendig erachten.“

Im Gegensatz zu den herkömmlichen, stationären Banken nutzt die Mobile-Bank N26 den Service der Supermärkte für die eigenen Zwecke – ist darauf sogar angewiesen. Girokonto-Kunden von N26 können bei mehr als 9000 Geschäften kostenlos Bargeld an der Kasse abheben. Mit dabei sind zum Beispiel Rewe, Penny, Real oder dm. N26 betreibt keine eigenen Geldautomaten und kann die Kunden mit Hilfe der teilnehmenden Geschäfte trotzdem mit Bargeld versorgen.

Zwar setzt N26 stark auf die Einzelhändler. Das Ende des Geldautomaten ist für das Unternehmen aktuell aber noch nicht besiegelt. „Damit der sich Ein- und Auszahlservice von Supermärkten gegen die Geldautomaten durchsetzt, müsste es mehr Geschäfte geben, die diesen Service anbieten“, sagt Alexander Weber, der bei N26 die Abteilung „Internationale Märkte“ leitet. Gerade in ländlichen Regionen hätten die Kunden nach einem langen Weg zum nächsten Supermarkt oftmals die Wahl zwischen Ladenkasse und Geldautomat. Und dann würden sie höchstwahrscheinlich auch den Geldautomaten zur Abhebung nutzen, „denn diesen kennen sie in der Regel bereits länger als den hierzulande doch recht neuen Service der Supermärkte“, sagt Weber.

Wo die Deutschen ihr Erspartes verstecken
42 Prozent der Bürger lagern ihr Bargeld aus Verunsicherung zu Hause Quelle: obs
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Spardose Quelle: dpa
Tresor Quelle: dpa/dpaweb
Geld im Spülkasten Quelle: dpa
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Was die Banken vom Service der Supermärkte halten

Anders als N26 dürften die herkömmlichen Banken nicht so angetan vom neuen Service der Supermärkte sein. Angst herrscht innerhalb der Branche aber offenbar nicht. Der Vorstoß der Supermärkte setze die Sparkasse Duisburg „in keiner Weise“ unter Druck, sagt Vorstandsvorsitzender Joachim Bonn. „Der Geldautomat hat noch andere Servicefunktionen, die eine einfache Supermarktkasse nicht bieten kann“, sagt Bonn. Dazu zählen die Anzeige des Kontostands oder die Möglichkeit, das Handy am Automaten aufzuladen.

Mit seiner Meinung ist Joachim Bonn nicht allein, viele andere Banken sehen den Service der Supermärkte, Tankstellen oder Drogerien ebenfalls nicht als Bedrohung. Die Commerzbank erkennt in dem Service sogar einen Mehrwert für die eigenen Kunden: „Wir wollen deshalb aber nicht die Zahl der Automaten verringern“, teilte die Commerzbank mit. Die Postbank habe das ebenfalls nicht vor. Denn die Menge an Bargeldauszahlungen, die täglich über einen Geldautomaten abgewickelt wird, übertreffe die Kapazitäten einer Supermarktkasse bei weitem.

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