BayernLB Bank kämpft mit grottenschlechten Zahlen

Das Drama um die frühere Österreich-Tochter Hypo Alpe Adria hinterlässt Spuren in der Bilanz des Münchner Geldhauses. Eine Lösung der Misere rückt in immer weitere Ferne. Doch BayernLB-Chef Johannes-Jörg Riegler will weiter um sein Geld kämpfen.

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Johannes-Jörg Riegler, Vorstandsvorsitzender der BayernLB, bei der Vorlage der Bilanz für das vergangene Jahr 2014. Quelle: dpa

Über die derzeit größte und mit Abstand schwierigste Baustelle seiner Bank wolle er – wenig verwunderlich – gar nicht lange reden. So sagte es Johannes-Jörg Riegler, Vorstandsvorsitzender der BayernLB, am Mittwoch bei der Vorlage der Bilanz für das vergangene Jahr. Am Ende musste Riegler fast eineinhalb Stunden über nichts anderes als die noch ausstehenden Milliardenkredite aus Österreich sprechen. Mit rund 2,4 Milliarden Euro steht Wien bei den Münchnern in der Kreide: alte Kredite, die die BayernLB ihrer früheren Tochter, der Klagenfurter Skandal- und Pleitebank Hypo Alpe Adria, gewährt hatte.

Inzwischen heißt das Kärntner Geldhaus Heta Asset Resolution (Heta) und ist eine staatliche Abwicklungsgesellschaft, die irgendwie die verbliebenen Vermögenswerte losschlagen soll. Anfang des Monats hatte Wien mitgeteilt, die Forderungen der rund um den Globus verteilten Gläubiger nicht mehr bedienen zu wollen. Es geht insgesamt um einen hohen einstelligen Milliardenbetrag.

Auf die auf die BayernLB entfallenden 2,4 Milliarden Euro musste Riegler am Mittwoch eine Abschreibung in Höhe von 50 Prozent verkünden. Die Folge: Für das vergangene Jahr weist die Bank einen Verlust nach Steuern von 1,3 Milliarden aus nach einem kleinen Gewinn 2013. Weitere Wertberichtigungen aus dem früheren Österreich-Engagement schließt Riegler nicht aus und verweist spöttelnd auf die „Kreativität Österreichs bei Gesetzesverfahren“. Weitere Überraschungen aus der Alpenrepublik könnten also folgen.

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Düsselhyp - 348 Millionen Euro (Stand: Ende 2013) Quelle: dpa Picture-Alliance

Die BayernLB hatte das Kreditinstitut 2007 von den Österreichern übernommen. Während der Finanzkrise traten dann die zahlreichen Risiken der Vergangenheit zu Tage: Riesenkredite für windige Hotelprojekte auf dem Westbalkan, fragwürdige Geschäfte mit osteuropäischen Oligarchen. Ende 2009 gab Bayern die Hypo Alpe Adria schließlich an Österreich zurück, wo sie notverstaatlicht werden musste. Wien und München streiten seitdem in zahlreichen Gerichtsverfahren über ausstehende Kredite, angebliche Täuschungen der Gegenseite und Verschleierung der in der Klagenfurter Bank schlummernden Risiken.

Die Blockadehaltung der Österreicher könnte schon bald Folgen haben für die Forderungen des Freistaats Bayern an die Landesbank. Mit insgesamt zehn Milliarden Euro Steuergeldern musste München die BayernLB im Zuge der Finanzkrise retten. Im vergangenen Jahr zahlte das Kreditinstitut erneut 1,8 Milliarden Euro an die Kasse des Freistaats zurück, doppelt so viel wie im Jahr zuvor. Für das laufende Jahr sind weitere 430 Millionen Euro geplant. Insgesamt muss das Münchner Geldhaus aber bis Ende 2018 noch 2,3 Milliarden Euro an den Freistaat überweisen. Sollte weiterhin kein Geld aus Wien eingehen, könnte der Zeitplan ins Wanken geraten.

Derzeit scheint eine Lösung kaum möglich. Eine Zeit lang hatte es noch so ausgesehen, als könnte die Politik unter Führung von Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer und seinem Finanzminister Markus Söder eine Lösung herbeiführen. Inzwischen herrscht überall Ratlosigkeit, die politischen Gespräche liegen auf Eis. „Ich weiß nicht, wann es eine Lösung geben kann“, sagt Riegler. Er ist entsetzt über das Vorgehen Wiens, sich „unrechtmäßig seiner Schulden zu entledigen“. Das österreichische Volk habe diese Politikerkaste nicht verdient, meint der BayernLB-Chef. Riegler: „Ich mag Österreich und die Leute.“

Die Stimmung hebt sich, als Riegler über das Kerngeschäft der BayernLB, die Mittelstandsfinanzierung, sprechen kann. 150 neue Kunden hat die BayernLB im vergangenen Jahr hinzugewonnen und will nun weiter angreifen. „Der Commerzbank, der HSBC auch den anderen Landesbanken wollen wir Kunden abjagen“, sagt Riegler. Dazu eröffnet die BayernLB mehrere neue Filialen in Deutschland, vielleicht auch bald wieder eine in Fernost, wie Riegler am Mittwoch sagte.

Immerhin: Im Kerngeschäft erzielte das Geldhaus 2014 einen Gewinn vor Steuern in Höhe von 669 Millionen Euro, gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 41 Prozent.

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