Blessing-Nachfolger Martin Zielke wird neuer Commerzbank-Chef

Die Commerzbank hat einen Nachfolger für Konzernchef Blessing gefunden. Martin Zielke wird künftig Deutschlands zweitgrößtes Geldhaus leiten. Damit setzt die Bank ein Zeichen, dass sie an ihrem bisherigen Kurs festhält.

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Martin Zielke (links) soll ab Mai die zweitgrößte deutsche Geschäftsbank führen. Quelle: dpa

Von einem Martin zum anderen - die Commerzbank setzt mit ihrer Entscheidung über die Konzernspitze auf Bewährtes. Martin Zielke steht als künftiger Chef von Deutschlands zweitgrößtem Kreditinstitut vor allem für Kontinuität. Der Aufsichtsrat setzt damit ein Zeichen, dass die Bank an ihrem zuletzt erfolgreichen Kurs festhalten will. Dass das Institut nach Jahren der Krise inzwischen wieder im Aufwärtstrend ist, wird gerade auch Zielke zugeschrieben, der das lange enttäuschende Privatkundengeschäft wieder auf Vordermann gebracht hat. Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller lobt Zielkes „breite und langjährige Erfahrung im Privat- und Firmenkundengeschäft sowie im Finanzbereich“.

Mit dem aktuellen Amtsinhaber Martin Blessing verbindet Zielke nicht nur der Vorname. Sie stammen aus einer Generation, sind beide 1963 geboren - wobei der künftige Chef sogar noch ein halbes Jahr älter ist. Zielke kam Anfang 2002 zur Commerzbank, nur zwei Monate nach Blessing.

Der hatte im vergangenen Jahr angekündigt, seinen in diesem Herbst auslaufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen. „Die Bank steht heute wieder stabil da“, begründet er diesen Schritt. Nun geht er bereits zum 30. April - „im gegenseitigen Einvernehmen“.

2015 verbuchte die Bank erstmals seit fünf Jahren wieder einen Milliardenüberschuss. Zum ersten Mal seit Blessings Aufstieg zum Konzernchef 2008 wird die Bank ihren Aktionären wieder eine Dividende ausschütten. „Das ist dann, glaube ich, ein geeigneter Zeitpunkt für einen Führungswechsel.“

Die Commerzbank sei nun wieder ein ganz normales Geldhaus, meint Blessing. Freilich ist der Bund mit einem Anteil von gut 15 Prozent immer noch größter Aktionäre des Instituts.

Hinter der Bank liegen schwere Zeiten. In der Finanzkrise 2008 musste sie mit mehr als 18 Milliarden Euro vom Steuerzahler vor dem Aus gerettet werden. Das lag vor allem auch an den Altlasten der kurz vor dem Einbruch der Märkte übernommenen Dresdner Bank. Im Frühjahr 2011 schien das Schlimmste vorüber, als die Commerzbank den Löwenteil der Staatshilfe zurückzahlte. Doch Euro-Schuldenkrise und Griechenland-Drama warfen den Dax-Konzern wieder zurück. Zudem setzten die immer strengeren Vorgaben der Aufseher dem Institut zu.

Mit Investitionen ins Privatkundengeschäft und einem radikalen Abbau von Altlasten gelang es Blessing schließlich, das Ruder herumzureißen. Dafür wird gerade auch Zielke intern gefeiert. Er lancierte die aufsehenerregende Werbekampagne mit den joggenden Mitarbeitern, die den Kulturwandel in der Bank verdeutlichen sollte.

Der Konkurrenz von Sparkassen und Volksbanken dagegen ist Zielke ein Dorn im Auge. Sie werfen der Commerzbank vor, mit dem kostenlosen Girokonto und einer Wechselprämie für Neukunden die Preise zu verderben. Und das in einer Zeit, in der Kreditinstitute wegen der niedrigen Zinsen immer weniger verdienen. Die Aufregung stört Zielke nicht. Er betont, dass sich die Angebote lohnen. So gelang es ihm, das operative Ergebnis seiner Sparte in den vergangenen drei Jahren auf 751 Millionen Euro 2015 zu verdreifachen.

Da kam auch der interne Rivale Markus Beumer nicht mit. Der 52-Jährige leitet seit 2008 das Mittelstandsgeschäft der Bank. Er liefert zwar seit Jahren solide Gewinne von mehr als einer Milliarde ab, allerdings ging es zuletzt auch wegen des harten Wettbewerbs um deutsche Firmenkunden abwärts. Und diesen Trend konnte Beumer bislang nicht stoppen.

Gern hätte der Aufsichtsrat - und dem Vernehmen nach vor allem der Bund als Großaktionär - einen Kandidaten von außerhalb an die Spitze des Managements gehoben - am besten eine Frau, um ein Zeichen für einen neuen Aufbruch zu setzen. In Medienberichten waren als mögliche externe Bewerberinnen unter anderen Annika Falkengren, Chefin der schwedischen SEB, sowie Jutta Dönges, die neue Chefin der Bundesanstalt für Finanzmarktstabilisierung genannt worden.

Doch nun bleibt es also bei Altbewährtem. Zielke muss nun beweisen, dass er den Aufwärtstrend fortsetzen kann. Und es bleibt auch noch eine ganze Menge zu verbessern. So gelten etwa die Kosten im Vergleich zum Ertrag weiterhin als zu hoch. Auch bei der Rendite wird die Commerzbank ihren Ansprüchen noch nicht gerecht.

Und dann ist da auch noch der Aktienkurs. Wenn der Bund ohne Verlust aus seinem Engagement bei der Commerzbank herauskommen will, müsste das Papier noch kräftig zulegen. „Es ist nicht so, dass hier jetzt das Ende der Arbeit ausgebrochen ist“, nennt das Noch-Amtsinhaber Blessing.

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