Blick in die Bankengeschichte Warum die Deutschen die Sparkasse so schätzen

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Gemeinwohlorientierung steht im Vordergrund

Bis heute ist Deine Stärke der Kontakt vor Ort. In Westerburg, tief im Westerwald, betreibst Du eines Deiner 19 Private-Banking-Center. Frank Kalter liebt Standorte wie diesen. „In dieser Ecke haben wir keine Konkurrenz vor Ort“, sagt der 50-jährige Leiter des Vertriebsmanagements für Privatkunden. „Aktuell profitieren wir sehr von der Krise der Großbanken, der Wechselwille ist hoch. Das ist ein Riesenglück für uns.“

Viele Kunden, führt er aus, haben den Eindruck, ihre Interessen werden bei den großen Häusern nicht angemessen berücksichtigt. Bei den Großbanken kommen 400 bis 500 Kunden auf einen Betreuer, bei Dir sind es nur 100 bis 120. Eine der Lehren, die Kalter aus der Finanzkrise gezogen hat, lautet: „Bei uns geht nichts mehr raus, was der Kunde nicht versteht. Zertifikate verkaufen wir so gut wie gar nicht mehr.“

Damit, liebe Sparkasse, dass Du Dich in der Krise auf Deinen größten Vorzug besinnst, die Kundennähe, könntest Du wieder zu der Macht in Deutschland werden, die Du einmal warst. Das Potenzial dazu hast du: Du und Deinesgleichen, ihr bildet ein Reich für sich, zu dem auch noch die Landesbanken, die Deka, Deutschlands größte Fondsgesellschaft, und die Provinzial-Versicherungen gehören. Alles zusammen bildest Du mit Abstand die größte Finanzgruppe im Land.

Das Prinzip der "Gemeinnützigkeit"

Und Du bist eine sehr deutsche Einrichtung, nicht nur wegen Deiner föderalen, kleinräumigen Struktur und Deiner Tradition. Du leistest Dir inmitten der knallharten Marktwirtschaft eine Philosophie, die in jeder anderen Branche nur noch belächelt würde: Du hältst das Prinzip der „Gemeinnützigkeit“ hoch. „Sparkassenwesen steht für die Idee, möglichst allen Zugang zu Finanzdienstleistungen zu eröffnen bei gleichzeitiger Gemeinwohlorientierung“, sagt Dein Präsident Georg Fahrenschon über Dich.

Natürlich stehen Deine Institute im Wettbewerb und müssen ordentliche Renditen erwirtschaften, um ihre Bilanzen in Ordnung zu halten. Aber die Rendite ist kein Selbstzweck für Dich. Das zeigt schon ein Blick auf Deine Zahlen. Bei der Bilanzsumme begegnest Du der Deutschen Bank auf Augenhöhe: Sie kommt mit 2,1 Billionen Euro daher, Dein Sektor sogar mit 2,6 Billionen.

Aber im vergangenen Jahr machte sie einen Gewinn nach Steuern von mehr als vier Milliarden Euro, bei Dir waren es nur 1,6 Milliarden. Vorher hattest du knapp 3,5 Milliarden Steuern bezahlt - die Deutsche Bank nur gut eine Milliarde. Die Deutsche Bank macht das große Geld im Ausland, da fällt für den deutschen Steuerzahler nicht so viel ab.

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