Blick in die Bankengeschichte Warum die Deutschen die Sparkasse so schätzen

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Sparkassen tragen Erbe der deutschen Geschichte weiter

Die Geldinstitute mit dem roten S-Logo verkünden Rekordergebnisse und feiern sich als Gewinner der Finanzkrise. Ihr Erfolg ist jedoch bedroht, die Stabilität gefährdet.
von Cornelius Welp

Nah dran am einzelnen Privatkunden, aber auch am großen Firmenkunden, das machte für ihn den Reiz aus. Den Vorstand sieht der Auszubildende im zweiten Lehrjahr nicht nur ab und zu auf den Titelseiten der Zeitungen, sondern regelmäßig in der Kantine. Zu Ausbildungsbeginn wurden Gundlach und seine 57 Kollegen persönlich begrüßt. Er weiß bereits jetzt, dass er nach der Ausbildung übernommen wird - und er wird bleiben.

Auch Karin-Brigitte Göbel gehört zu Deinen Fans. Die 53-Jährige ist seit 2009 für das Firmenkundengeschäft der Stadtsparkasse Düsseldorf verantwortlich. „Ich möchte Dinge gestalten, etwas bewirken, eine Region mitentwickeln. Und auch selbst entscheiden“, sagt die gebürtige Bochumerin, die zuvor im Vorstand der Taunus-Sparkasse in Bad Homburg gearbeitet hat und irgendwann gerne einen Vorstandsvorsitz übernehmen würde.

Dass die Menschen sie häufig in ihrer Freizeit ansprechen, auf ein Problem hinweisen oder um einen Termin bitten, das nimmt sie nicht nur in Kauf, im Gegenteil: Sie weiß es mittlerweile zu schätzen. Auch dass viele Menschen in ihrer Stadt sie erkennen - im Restaurant, im Museum, beim Einkaufen.

Die größte Sparkasse nach "Fläche"

Göbel kennt auch die andere Seite, die der privaten Banken. Sie hat ihre Ausbildung bei der Deutschen Bank gemacht, danach war sie für die amerikanische „Chase Bank“ mehrere Jahre in London. Aber nachdem sie lange Zeit aus dem Koffer gelebt und Städte, Wohnungen und Freunde immer wieder hinter sich gelassen hatte, war ihr klar: Für sie ist der regionale Weg der richtige. „Mir ist es wichtig, nie die Bodenhaftung zu verlieren.“

Die war für Dich schon seit jeher wichtig. Besonders schön und groß zeigst Du Dich in Wiesbaden, wo Du Dich Nassauische Sparkasse nennst, mit einem Geschäftsgebiet vom Hochtaunus über Frankfurt bis zum Stammsitz Wiesbaden und der Rhein-Lahn-Region - eine größere Fläche als diese 4200 Quadratkilometer deckt keine andere Sparkasse ab.

Dort besitzt Du mit Schloss Vollrads sogar einen stattlichen Landsitz mit Weinbergen - ein Beispiel dafür, dass Du keineswegs nur klein und angestaubt daherkommen kannst, sondern mit ebenso viel Stolz wie private Banken und oft noch älterer Tradition.

Denn Deine Häuser tragen letztlich ein Erbe der deutschen Geschichte weiter, die bis ins 19. Jahrhundert hinein von Kleinstaaten geprägt war und eine bis heute lebendige, kleinräumige wirtschaftliche und kulturelle Struktur hinterlassen hat.

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