Boom der vergangenen Jahre ist vorbei Jetzt kämpfen auch Sparkassen ums Überleben

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Niedrigzinsen im Osten

Ein Grundproblem aber wird schon im Foyer der Zentrale offensichtlich, wo ein Zweifamilienhaus für 39.000 Euro angeboten wird. „Die Preise haben sich stabilisiert, die Nachfrage steigt“, sagt Manz. Und es gebe viele Mittelständler, die Kredite nachfragten. Dennoch haben die Kunden der Sparkasse doppelt so viel Geld anvertraut, wie sie an Krediten ausgereicht hat.

Das ist fast überall im Osten so, und deshalb belasten die Niedrigzinsen dort besonders stark. Letztlich treffen die gedrückten Renditen aber alle Banken mit starkem Einlagengeschäft, auch die Volksbanken und die Postbank. Die Renditen für Unternehmens- oder Staatsanleihen haben Tiefststände erreicht, eine Aufwärtsbewegung ist nicht absehbar (siehe Grafik). Weil die Konditionen, die Sparkassen an ihre Kunden zahlen müssen, damit die ihnen das Geld überlassen, nicht im selben Tempo sinken, sinkt die Zinsmarge und damit der mögliche Gewinn.

Bislang macht sich das in den Bilanzen kaum bemerkbar. Bundesweit fiel der Rückgang des Zinsergebnisses mit 1,6 Prozent moderat aus. Der Zinsüberschuss der Sparkasse Bodensee sank 2012 im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent auf 72,3 Millionen Euro. Beim Sparkassenprimus aus Hamburg, der Haspa, ging der Zinsüberschuss im selben Zeitraum schon um 5,4 Prozent auf 729 Millionen Euro zurück. In Düsseldorf sank er um 30 Millionen auf 236 Millionen Euro.

Renditen deutscher Staatsanleihen

Zinsen

„Noch sind die Niedrigzinsen nicht voll spürbar“, sagt der frühere Kapitalmarktvorstand einer Großbank. Denn die Sparkassen halten noch viele länger laufende Papiere, die höher verzinst sind. Wenn diese auslaufen, müssen sie durch neue, schlecht verzinste ersetzt werden.

Wenn die Zinsen irgendwann wieder steigen, verzögert sich die Erholung der Renditen entsprechend: Selbst wenn der Durchschnittszins aller umlaufenden Anleihen von aktuell 1,4 bis 2016 wieder auf drei Prozent steigt, werden die Renditen für die Wertpapierportfolios der Sparkassen bis 2018 weiter fallen, weil die aktuellen Tiefststände so lange nachwirken.

Aggressive Angebote

Steigende Langfristzinsen können auch Nachteile haben: Dann sinkt der Marktwert schlecht verzinster Anleihen. Hat eine Sparkasse solche im sogenannten Handelsbestand verbucht, was manche so handhaben, muss sie diese abschreiben. Weiteres Risiko: Konkurrenten könnten mit aggressiven Tagesgeldangeboten an den Markt gehen und so die Sparkassen zwingen, ihre Konditionen ebenfalls zu verbessern. Dann bleibt die Zinsmarge auch bei steigenden Anlagezinsen niedrig.

Lösen lässt sich das Zinsproblem nur auf zwei Weisen: Die Sparkassen können riskantere Wertpapiere kaufen, die mehr Zinsen abwerfen. Das allerdings passt nicht zu ihrer soliden Philosophie. Deshalb müssen die Kosten runter. Die Kreissparkasse Köln etwa schließt in diesem Jahr jede fünfte ihrer 216 Filialen. 2,5 Millionen Euro sollen dadurch pro Jahr eingespart werden. Schließungen sind jedoch limitiert. Denn die Sparkassengesetze verpflichten sie dazu, die Bevölkerung in der ganzen Region mit Bargeld und Krediten zu versorgen.

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