Branche im Wandel "Banken müssen unglaublich Gas geben"

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3. Neue Regulierungen gut umsetzen

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht und die Europäische Zentralbank haben auf die Bankenkrise 2008 reagiert, indem sie die Regulierung immer weiter verschärft haben. Dies soll eine erneute Krise verhindern oder zumindest abmildern. Auch 2018 kommen wieder einige neue Vorschriften wie die PSD2-Richtlinie auf die Banken zu. Nicht jedes Institut kommt damit zurecht.

Einer Studie des Beratungs- und Softwarehauses PPI zufolge, schafft es voraussichtlich jedes sechste Geldhaus nicht, die MiFID-II-Vorgaben pünktlich zum 3. Januar umzusetzen. Diese neuen europäischen Richtlinien für Wertpapiergeschäfte sehen unter anderem vor, dass Kunden vor dem Abschluss eines Wertpapiergeschäftes transparent alle Kosten für das Produkt aufgelistet bekommen. Außerdem müssen die Banken sämtliche Beratungsgespräche am Telefon künftig aufzeichnen.

Auch bei der Umsetzung der neuen EU-Datenschutz-Verordnung, welche im Mai in Kraft tritt, hapert es bei vielen Banken. Bei einer Umfrage eines Marktforschungsinstituts unter hundert Bankmanagern Mitte Dezember gaben 56 Prozent an, dass ihr Haus auf die Umstellung bislang noch schlecht vorbereitet sei.

Für Beier von Accenture Strategy, sind das unhaltbare Zustände. Banken müssten die Regulierungen möglichst effizient umsetzen. „Das ist nichts neues, wird in Zukunft aber immer wichtiger und komplexer.“ Angesichts der schwindenden Einnahmen sei es für die Banken umso wichtiger, die Kosten für die Umsetzung der neuen Vorschriften so gering wie möglich zu halten.

4. Sich auf eine neue Krise vorbereiten

Die deutsche Wirtschaft brummt. Seit Jahren wächst das reale Bruttoinlandsprodukt in Deutschland um knapp zwei Prozent pro Jahr. Das nützt auch Deutschlands Geldhäusern. „Die Banken haben von den historisch niedrigen Kreditrückstellungen profitiert und sich teilweise auch darauf eingestellt“, sagt Beier. Doch auch wenn derzeit die Konjunkturprognosen weiterhin positiv sind, wird die nächste Rezension kommen.

Höheres Tempo beim Filialsterben
Die Gründe für die Schließung der FilialenIn den letzten beiden Jahren wurden in Deutschland etwa 2.200 Bankfilialen geschlossen. Ein Hauptgrund dafür ist die zunehmende Digitalisierung. Diese bringt zum Beispiel neue Technologien mit sich. Dadurch ändern sich auch die Kundenanforderungen, auf welche die Banken dann reagieren müssen. Neben diesen Gründen wollen die Banken selbstredend ihre Effizienz steigern. Außerdem spielt auch der demographische Wandel eine nicht unbedeutende Rolle.(Quelle: KfW Research) Quelle: dpa
Die ZahlenVon 2001 bis 2015 nahm die Anzahl der Bankfilialen in Deutschland durchgehend ab. Durchschnittlich wurden pro Jahr etwa zwei Prozent der Standorte geschlossen. 2002 wurden mit 5,6 Prozent prozentual die meisten Filialen aufgegeben. Zwischen 2006 und 2012 schwankten die Zahlen zwischen 0,5 Prozent und 1,7 Prozent. Seit 2013 steigen die Zahlen wieder, sodass 2015 vier Prozent der Standorte wegfielen. Quelle: dpa
Alle Kreditinstitutstypen sind betroffenDass ein Kreditinstitutstyp besonders von dem Abbau betroffen ist, lässt sich nicht feststellen. Beispielsweise im Jahr 2015 wurden bei den Genossenschaftsbanken 3,9 Prozent der Filialen geschlossen, bei den Kreditbanken waren es 3,8 Prozent und bei den Sparkassen 4,2 Prozent. Auch in den vorherigen Jahren sind die Unterschiede nicht gravierender. Quelle: REUTERS
Fast alle Regionen betroffenDer innerdeutsche Vergleich zeigt, dass die meisten Regionen in Deutschland von den Schließung der Filialen betroffen sind. Es besteht allerdings ein Unterschied zwischen ländlichen Regionen – seit 2000 wurden hier durchschnittlich 27 Prozent der Bankfilialen geschlossen – und Städten – hier waren es „nur“ 23 Prozent. Entgegen des allgemeinen Trends konnten auch einige Regionen einen Anstieg verzeichnen. Der Spitzenreiter dieser Regionen ist Frankfurt am Main (Bild) mit einem Anstieg von 59 Prozent. Quelle: dpa
Europäischer DurchschnittIm Vergleich zu den anderen europäischen Staaten liegt Deutschland bei der Filialdichte angeht – mit 3,5 Filialen pro 10.000 Einwohner – im Mittelfeld. Spitzenreiter ist Spanien mit 6,7 Standorten und Schlusslicht sind die Niederlande mit einer Filiale, hier wurden zwischen 2000 und 2015 66 Prozent der Zweigstellen geschlossen. In Ländern wie Frankreich und Portugal wurde das Filialnetz entgegen des Trends sogar deutlich ausgebaut. Quelle: dpa
Immer weniger StandorteSetzt sich der Trend weiter fort und das Tempo, in welchem die Banken geschlossen werden, bleibt weiterhin so hoch, werden im Jahr 2035 etwa 52 Prozent der Filialen geschlossen sein, die noch im Jahr 2000 existierten. Nebenbei müssen die Kreditinstitute die fortschreitende Digitalisierung bewältigen und versuchen, dass trotz des Rückbaus der Filialnetzes die Qualität und Quantität der Versorgung der Kunden nicht leidet. Quelle: dpa

Darauf müssen sich die Banken einstellen, denn mit der Rezension wird es auch zu Kreditausfällen und Firmeninsolvenzen kommen. „Davon werden die meisten Banken betroffen sein, da die Reaktionszeiten zur Umsteuerung immer noch recht lange sind“, sagt Beier. Darum müssten sich die Banken bereits jetzt intensiv mit diesem Szenario befassen.

Ansonsten droht eine Neuauflage der Krise von 2008.

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