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BrandIndex

Verbraucher und Deutsche Bank ignorieren sich gegenseitig

Holger Geißler
Holger Geißler Psychologe, Werbepsychologe

Die Deutsche Bank will die Postbank loswerden, gleichzeitig aber am Privatkundengeschäft festhalten. Doch Verbraucher interessieren sich immer weniger für die Angebote der Bank, die sich ihrerseits desinteressiert gibt.

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Dunkle Wolken über der Zentrale der Deutschen Bank Quelle: dpa

Die Deutsche Bank hatte die Postbank einst übernommen, um einen kürzeren Draht zu mehr Privatkunden zu haben. Die Rechnung ging nicht auf, das zeigt sich auch im YouGov-Markenmonitor BrandIndex, für den wir täglich Verbraucher befragen.

Zur Strategie der Deutschen Bank gehörte es, Postbank-Kunden Produkte des eigenen Hauses schmackhaft zu machen. Doch tatsächlich interessieren sich Postbank-Kunden aktuell nur wenig stärker für die Angebote der Deutschen Bank als der Durchschnitt der Verbraucher. Nur 14 Prozent von ihnen können sich grundsätzlich vorstellen, Kunde der Deutschen Bank zu werden. Viel naheliegender sind für Postbank-Kunden die Angebote von Sparkassen (30 Prozent) oder Volks- und Raiffeisenbanken (17 Prozent).

Die Konfliktherde der Deutschen Bank
28. April 2015Deutsche Bank Co-Chef Jürgen Fitschen muss sich in München vor Gericht verantworten. Gleichzeitig beginnt auch der Prozess gegen vier andere ehemalige Deutsche Bank-Manager. Fitschen wird versuchter Prozessbetrug im Schadenersatzstreit mit den Erben des Medienunternehmers Leo Kirch vorgeworfen. Quelle: dpa
24. April 2015Am Freitag wollen Vorstand und Aufsichtsrat der Bank über die zukünftige Strategie von Deutschlands größter Bank entscheiden. Bisher sieht es so aus, als würden zwei Modelle bevorzugt. Zur Wahl stehen die Aufspaltung der Bank in eine Unternehmer- und eine Privatkundenbank oder der Verkauf der Postbank zusammen mit einem üppigen Sparprogramm. Quelle: dpa
10. April 2014Im Libor-Skandal soll die Deutsche Bank eine Milliardenstrafe zahlen. Laut Berichten kommt es zu einem Vergleich zwischen den ermittelnden US-Behörden und der Bank, der bei umgerechnet 1,4 Milliarden Euro liegen soll. Das wäre die höchste Strafe, die im Libor-Skandal bisher verhängt wurde. Quelle: dpa
Januar 2015Seit Anfang des Jahres wird über die neue Strategie der Deutschen Bank gerätselt. Wird die Postbank verkauft und an die Börse gebracht? Oder soll das gesamte Privatkundengeschäft abgespalten werden? Noch ist nicht klar, welches Modell am Ende vorne liegt. Sicher scheint nur, dass es so nicht weitergehen kann. Quelle: dpa
09. Dezember 2014Der Steuerstreit zwischen der Deutschen Bank und den USA geht weiter. Am Montag reichte die US-Regierung Klage gegen den deutschen Branchenprimus ein. Dem Institut wird vorgeworfen, Einkommenssteuer hinterzogen zu haben. Der New Yorker Staatsanwalt Preet Bharara erklärte, die USA klagten auf 190 Millionen Dollar. Diese Summe umfasse die entgangenen Steuern, Strafen und Zinsen. Die Klage bezieht sich auf einen Fall aus dem Jahr 1999. Durch ein Geflecht aus Luftbuchungen und Scheinfirmen sei den USA eine erhebliche Summe an Steuern entgangen, so der Staatsanwalt. Quelle: REUTERS
Das Logo der Deutschen Bank der Firmenzentrale in Frankfurt am Main spiegelt sich in einem Hochhaus Quelle: dpa
19.06.2014Großinvestoren wie die Allianz-Tochter Pimco und die DZ Bank verklagen die Deutsche Bank und fünf andere Geldhäuser wegen ihrer Verwicklung in das Geschäft mit riskanten Hypothekenpapieren. Sie hätten ihre Pflichten als Treuhänder verletzt, weil sie die Emittenten hypothekenbesicherter Papiere (MBS) vor der Finanzkrise 2008 nicht zum Rückkauf wackliger Kredite gedrängt hätten, heißt es in mehreren am Mittwoch in New York eingereichten Klagen. Die Anleger fordern Entschädigung für Verluste von 250 Milliarden Dollar mit 2200 MBS, die zwischen 2004 und 2008 ausgegeben wurden. Die sechs verklagten Banken zählten zu den größten Treuhändern solcher Papiere. In den MBS waren viele Kredite an Hausbauer gebündelt, die aufgrund schmaler Einkommen eigentlich gar keine Hypothek hätten bekommen dürfen. Viele Banken nahmen es mit den Risiken im Streben nach maximalem Profit aber nicht so genau. Als mehr und mehr Immobilienbesitzer im Zuge sinkender Immobilienpreise ihre Raten nicht mehr zahlen konnten, brach das auf zwei Billionen Dollar aufgeblähte System zusammen und löste die Finanzkrise aus. Neben der Deutschen Bank wurden die britische HSBC sowie die US-Häuser Citi, Wells Fargo, Bank of New York Mellon und US Bancorp verklagt. Quelle: dpa

Doch die Deutsche Bank will am Privatkundengeschäft festhalten – und auch am Filialgeschäft. Allerdings sollen etwa 200 von 700 Filialen geschlossen werden. Wie dennoch neue Kunden überzeugt werden sollen, bleibt unklar. Schon jetzt ist die Deutsche Bank lediglich im Mittelfeld der Filialbanken – bezüglich der Frage, von welchem Unternehmen man sich grundsätzlich vorstellen kann eine Finanzdienstleistung in Anspruch zu nehmen. Die Tochter Postbank liegt in diesem Wert noch 6 Punkte vor der Konzernmutter.

Gegenseitiges Desinteresse

Hinzu kommt ein fast schon desaströses Gesamtimage im Vergleich zu den weiteren 29 Finanzunternehmen in unserem Brandindex. Unser Indexwert, der mehrere Bewertungskategorien auf einer Skala von -100 bis +100 zusammenfasst, steht für die Deutsche Bank derzeit bei -6 Punkten. Das ist Platz 29 von 30. Angeführt wird das Ranking von Finanzunternehmen, die gefühlt ungefähr das Gegenteil der Deutsche Bank sind: Paypal (+37 Punkte) und die Direktbank ING-Diba (+28).

Das legt den Schluss nahe, dass die Deutsche Bank sich neu erfinden muss, wenn sie das Privatkundengeschäft tatsächlich ernst nehmen will. Denn so wie die Deutsche Bank bisher in der breiten Bevölkerung da steht, sind im BrandIndex kaum Stärken auszumachen, auf denen sich aufbauen ließe. Selbst die Qualität der meisten anderen Finanzhäuser wird besser bewertet.

Man kann jetzt einwenden, dass die breite Bevölkerung ja gar nicht die Zielgruppe der Deutsche Bank ist und man stattdessen auf die vermögenden Privatkunden abzielt. Aber es schadet ja nun auch nichts, wenn eine Marke auch über die Kernzielgruppe hinaus eine Anziehungskraft besitzt, wie das bei vielen Luxus-Brands der Fall ist.

Bisher scheint sich die Deutsche Bank kaum für Privatkunden zu interessieren. Verbraucher geben im BrandIndex gleichbleibend an, dass sie sich an deutlich weniger Werbung der Deutsche Bank erinnern können als von anderen Finanzunternehmen.

Nur acht Prozent sagen derzeit, in den vergangenen zwei Wochen Werbung für die Deutsche Bank gesehen zu haben. Die Werbung von Sparkassen und ING-Diba erreicht hingegen fast ein Drittel der Verbraucher, die die jeweiligen Marken kennen.

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