Im Fall der wohl größten Krisenbank Europas, der Monte dei Paschi die Siena, hatte man zuletzt nicht den Eindruck, dass das italienische Bankensystem sich selbst helfen kann.. Glauben Sie noch daran?
Der Abbau der notleidenden Kredite über den Rettungsfonds wird funktionieren. Der zweite Schritt, die Kapitalerhöhung, wird sicher schwieriger. Dafür brauchen Sie private Investoren und die sind derzeit zögerlich. Aber das eigentliche Geschäftsmodell der Bank funktioniert ja, sie ist die Nummer drei im italienischen Markt. Insofern glaube ich: In fünf Jahren ist das eine gute Bank.
Ist der italienische Rettungsfonds Atlante stark genug, die Bank zu unterstützen. Zuletzt war immer wieder von neuen Kapitalaufstockungen die Rede.
Der Fond ist stark genug, die drei größten Problembanken Banca Popolare di Veneto, Monte dei Paschi und Banca Popolare di Vicenza zu stützen. Dafür bekommt er noch einmal frisches Geld.
Haben Sie daran Anteil?
Wir haben beschlossen, 150 Millionen Euro zusätzlich zu geben, sodass wir am Ende eine Milliarde hineingeben, aber mehr nicht.
Wäre es nicht einfacher, beherzt einige Banken zu schließen. Italien hat schließlich so viele wie kein anderes Euro-Land.
Also zunächst ist das italienische System dem deutschen gar nicht so unähnlich. Aber klar, wir haben eindeutig zu viele Banken. Wir müssen Fusionen fördern, Synergien schöpfen.
Sie könnten einige der kleineren Banken übernehmen.
Ich werde keine Bank übernehmen, die kein Wert schafft. Wir sind zwar eine italienische Bank, aber 65 Prozent unserer Investoren kommt aus dem Ausland. Denen muss und will ich gerecht werden. Ich werde nur machen, was im Interesse unserer Investoren ist. Wir sind ja keine öffentliche Bank.
Wie lange wird die Konsolidierung des italienischen Bankensektors noch dauern?
Ich denke, nicht mehr als zwei oder drei Jahre.
Die meisten italienischen Banken hängen am ganz klassischen Einlagegeschäft. Gibt es vor dem Hintergrund des Niedrigzinsumfeldes da überhaupt eine Lösung?
Sie haben da ein deutliches Margenproblem im Nullzins-Umfeld. Erst wenn die Zinsen wieder steigen, löst sich das Problem. Und in zwei Jahren werden wir steigenden Zinsen haben, denn die derzeitige Situation ist nicht nachhaltig.
Naja, das Zinsumfeld wird sich so lange nicht ändern, wie die EZB glaubt, fehlende politische Reformen durch geldpolitische Maßnahmen ausgleichen zu müssen. Und wenn man sich die italienische Politik anschaut, scheint dort nicht mit schnellen Reformen zu rechnen zu sein.
Wir haben doch gar keine Alternative angesichts unserer Staatsverschuldung. Wir haben natürlich Stärken, die international unterschätzt werden: die Vermögenssituation der Privathaushalte etwa. Aber wir haben in der Tat auch einen großen Schwachpunkt, das ist die öffentliche Verschuldung. Wir brauchen deswegen Reformen, die Wachstum generieren und Schulden reduzieren. Ministerpräsident Matteo Renzi macht da den richtigen Job. In seinen zweieinhalb Jahren Amtszeit hat sich mehr getan als in den 20 Jahren zuvor.
Anfang Dezember wird es ein Referendum über die Verfassungsreform Renzis geben. Gefährdet das die politische Stabilität?
Das wird übertrieben bewertet. Es ist doch völlig normal, dass jemand, der Reformen durchziehen will, auch mal ein Referendum abhält. Das wird sicher kein Wendepunkt in Italiens Geschichte sein. Investoren und Journalisten sind da auch manchmal etwas panisch.
Das sagten Experten zur drohenden US-Strafe für die Deutsche Bank (vor der Entscheidung)
"Die Deutsche Bank wird diese Strafe nicht ohne Kapitalerhöhung bezahlen können. Das Eigenkapital von derzeit gut 60 Milliarden Euro sollte nicht weiter sinken. Das würde das Vertrauen in die Solidität weiter erschüttern. Die Gewinne der Bank sind derzeit so niedrig, dass sie kaum ausreichen werden, die Lücke zu füllen. Jetzt rächt sich, dass Bankenaufsicht und Bankenregulierer in den letzten Jahren nicht auf eine stärkere Erhöhung des Eigenkapitals der Deutschen Bank gedrängt haben."
"Jetzt kommt es mit Blick auf die Bank und die Beschäftigten darauf an, dass die Rechtsstreitigkeiten und damit verbundenen Unsicherheiten schnell gelöst werden. Wir erwarten, dass man einen angemessenen Kompromiss finden wird."
"Ich rechne damit, dass die Deutsche Bank am Ende vier bis 5,5 Milliarden Dollar bezahlen muss - das ist etwas mehr als bisher erwartet. Da wir im US-Wahlkampf sind, kann die Summe aber auch höher ausfallen - etwa sechs oder sieben Milliarden Dollar. Auch der Streit der EU mit Apple und Google kann durchaus dazu führen, dass die Summe höher ausfällt als vergleichbare Strafzahlungen von US-Banken.
Alles über sieben Milliarden Dollar wäre für die Deutsche Bank sehr gefährdend. Die Deutsche Bank müsste sich dann Gedanken machen, ob sie im normalen Geschäft noch mehr Risiken abbauen kann. Wenn alle Stricke reißen, müsste die Deutschen Bank ihre Kronjuwelen verkaufen - die Vermögensverwaltung - oder eine Kapitalerhöhung in Angriff nehmen. Die Deutsche Bank muss die Probleme in jedem Fall aus eigener Kraft bewältigen. Ich bin ziemlich sicher, dass es keine Staatshilfen geben wird.
Die deutsche Politik sollte sich nicht in die Verhandlungen über die Höhe der Strafe einmischen. Frankreich hat einst Öl ins Feuer gegossen, als es bei einer Milliarden-Strafe für BNP Paribas in den USA intervenierte. Das hat nichts gebracht, sondern die ganze Sache nur noch verschärft."
"Wenn die Strafe am Ende fünf Milliarden Euro oder mehr beträgt, wird die Deutsche Bank nicht um eine Kapitalerhöhung herumkommen. Investoren wollen nicht, dass die Kapitalquote der Bank zu nah an den Mindestanforderungen der Regulierer liegt."
"Wir erwarten, dass das mögliche Verhandlungsergebnis deutlich unterhalb des ersten Vergleichsvorschlags liegen wird. Eine Strafzahlung von rund 2,5 Milliarden Dollar würden wir als akzeptables Ergebnis einstufen. Eine Strafzahlung oberhalb der bestehenden Rückstellungen würde die Wahrscheinlichkeit einer Kapitalerhöhung unseres Erachtens erhöhen."
"Das Justizministerium hat die Deutsche Bank dazu auserkoren, ihren Teil beim Stopfen des enormen US-Haushaltsdefizits beizutragen."
"Angesichts der prekären Finanzlage einiger europäischer Banken, von denen die Deutsche eine des risikobehaftetsten und systemrelevantesten ist, ist dies verstörend und wirkt kurzsichtig und unnötig strafend." Selbst ein Drittel der angedrohten Strafe von 14 Milliarden Dollar wäre eine schwere Last für eine Firma mit einem Börsenwert von rund 18 Milliarden Euro. "Gigantische Forderungen unterminieren Banken, drohen einige der am meisten globalisierten, systemrelevanten Institute zu destabilisieren, just als ein Cocktail neuer Regulierungen und ultra-niedriger Zinsen die Ertragskraft zerstören. Es gibt Spekulationen um eine neue Ära der 'Auge-um-Auge'-Handelskriege. Die Deutsche Bank könnte der Prügelknabe für den Angriff der EU-Kommission auf Apple sein."
Die Märkte scheinen aber immer sensibler auf solche politischen Ereignisse zu reagieren.
Das liegt auch daran, wie stark politische Leader solche Ereignisse inszenieren. Renzi scheint ja mittlerweile selbst die Bedeutung herunterzuspielen. Und das ist sinnvoll.
Lange Zeit hat die EZB gerade Südeuropa Luft verschafft. Mittlerweile scheinen auch viele der bisherigen Nutznießer der unkonventionellen Geldpolitik die Schwächen zu sehen. Sie auch?
Gerade im Vermögensmanagement hat es durchaus Vorteile, wenn man in einem Niedrigzinsumfeld arbeitet, einfach, weil mehr Beratungsbedarf bei den Kunden besteht. Aber Banken, die in dem Bereich nicht so stark sind, haben echten negativen Druck. Dieses Umfeld setzt also auf Dauer Banken und Versicherungen zu. Die ganze Strategie ist langfristig nicht nachhaltig. Wir brauchen noch ein Jahr mit diesen niedrigen Zinsen, danach müssen wir wirklich evaluieren, ob es etwas gebracht hat. Es wäre schon besser, wenn wir in den nächsten zwei oder drei Jahren wieder in ein normales Umfeld kommen.