Cerberus und die Commerzbank Höllenhund vor dem Einstieg?

Commerzbank Logo in Eingangshalle. Quelle: REUTERS

Der New Yorker Investor Cerberus soll sich für den Bundesanteil an der Commerzbank interessieren. Warum der Bund die Beteiligung für einen Bruchteil des Kaufpreises abstoßen sollte, würde aber kaum einleuchten.

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Der Finanzinvestor Cerberus interessiert sich einem Bericht zufolge für den Kauf der Staatsbeteiligung an der Commerzbank. Der nach dem mythischen Höllenhund benannte Investor aus New York könne sich gut vorstellen, die 15,6-Prozent-Beteiligung des Bundes nach der Bundestagswahl zu übernehmen, schreibt das „Handelsblatt“ unter Berufung auf mehrere mit dem Thema vertraute Personen. Die Commerzbank-Aktie legte am Freitag kurz nach Handelsstart um gut vier Prozent auf 5,62 Euro zu.

Der Zeitung zufolge hat Cerberus-Deutschlandchef David Knower in vertraulichen Gesprächsrunden seine Bereitschaft signalisiert, einen Erwerb des Staatsanteils zu prüfen. Ob es dazu kommt, dürfte der Zeitung zufolge auch davon abhängen, wie sich die Corona-Lage und die Wirtschaft in den nächsten Monaten entwickeln - und welchen Preis die Bundesregierung für ihren Anteil haben möchte. Eine gewichtige Rolle dürfte zudem spielen, wer nach der Bundestagswahl am 26. September künftig die Regierung stellt.

Die Commerzbank wollte den Bericht am Freitag nicht kommentieren. Bei Cerberus war zunächst niemand erreichbar. Laut „Handelsblatt“ wollte sich der Finanzinvestor nicht äußern, und das Bundesfinanzministerium habe mitgeteilt: „Über den Umgang mit der Beteiligung des Finanzmarktstabilisierungsfonds an der Commerzbank entscheidet zu gegebener Zeit ein interministerieller Lenkungsausschuss.“

Der Staat hatte die Frankfurter Großbank, die mitten in der Finanzkrise die kriselnde Dresdner Bank geschluckt hatte, 2008/2009 mit mehr als 18 Milliarden Euro Steuergeldern vor dem Kollaps bewahrt. Die staatlichen Hilfen hat die Bank bereits vor Jahren zurückgezahlt, der Bund ist aber noch ihr größter Einzelaktionär.

Aktuell ist das Aktienpaket des Bundes rund eine Milliarde Euro wert, gekostet hat es einst 5,1 Milliarden Euro. Nach früheren Angaben der Bundesregierung müsste der Bund je Aktie etwa 26 Euro erzielen, um das Commerzbank-Engagement ohne Verlust zu beenden.

Cerberus ist seit 2017 an der Commerzbank beteiligt und hält derzeit etwas mehr als fünf Prozent. Wegen des Kursverfalls hat der Finanzinvestor mit der Beteiligung bisher hohe Verluste eingefahren.

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Dem „Handelsblatt" zufolge halten Insider eine Veräußerung des Bundesanteils an Cerberus vor allem für den Fall realistisch, dass FDP-Chef Christian Lindner neuer Finanzminister wird. Die Liberalen hatten sich mehrfach für einen Rückzug des Staates aus der Commerzbank ausgesprochen. Auch in der Union gab es in den vergangenen Jahren Stimmen in diese Richtung.

Mehr zum Thema: Zuletzt gab es neuen Ärger für die Commerzbank, denn die Staatsanwaltschaft Köln hat ihre Ermittlungen ausgeweitet. Das Geldhaus könnte in die Cum-Ex-Steuerdeals verstrickt sein.

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