Chef der Société Générale "Russland bleibt ein besonders wichtiger Markt"

Der Vorstandschef der französischen Großbank Société Générale, Frédéric Oudéa, zeigt sich von der Krise in Russland wenig beeindruckt, trotz des großen Engagements der Bank in Russland.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Frédéric Oudéa Quelle: Reuters

Monsieur Oudéa, die Société Générale ist die am stärksten in Russland engagierte Bank Europas. Wie besorgt sind Sie?

Unser Risiko ist begrenzt. In der Ukraine sind wir so gut wie nicht vertreten, unsere Kredite in Russland machen weniger als fünf Prozent unseres Gesamtengagements aus. Wir haben vorsichtig agiert und darauf geachtet, dass unser Wachstum vor allem aus lokaler Finanzierung hervorgeht. Bislang sind unsere russischen Aktivitäten nicht beeinträchtigt. In den nächsten Quartalen wird die Wirtschaft weniger wachsen, aber mittel- bis langfristig sehe ich für uns gute Chancen.

Eine Eskalation der Krise und harte wechselseitige Sanktionen würden Sie aber empfindlich treffen, oder?

Wir rechnen mit einem weiteren diplomatischen Dialog und moderaten Sanktionen, solange der Konflikt auf die Krim beschränkt bleibt. Dafür sind die wirtschaftlichen Verbindungen viel zu eng. Europa braucht dringend Wachstum. Das wird es – außer vielleicht in Deutschland – kaum durch mehr Staatsausgaben und mehr Konsum geben, sondern nur durch höhere Exporte und Investitionen. Russland bleibt ein besonders wichtiger Markt. Für die Politik steht zu viel auf dem Spiel. Euroskeptische Parteien gewinnen in vielen Ländern Stimmen, weil es zu wenig Wachstum gibt.

Die größten Banken der Euro-Zone
Platz 10CaixaBankLand: SpanienBörsenwert: 24,1 Mrd. Euro Die spanische Investmentgesellschaft mit Sitz in Barcelona, befindet sich unter Kontrolle der Sparkasse "La Caixa". Früher hieß sie Criteria CaixaCorp. Sie ist an einigen der größten spanischen Unternehmen wie z.B. Gas Natural, Repsol YPF und Telefónica beteiligt. Quelle: dpa
Platz 9Crédit AgricoleLand: FrankreichBörsenwert: 29,8 Mrd. Euro Die Crédit Agricole mit Sitz in Paris ist die drittgrößte Bank in Frankreich und zählt zu den größten Geschäftsbanken in ganz Europa. Quelle: dpa
Platz 7Société GénéraleLand: FrankreichBörsenwert: 37,3 Mrd. Euro Die Société Générale zählt zu den wichtigsten und ältesten Geschäftsbanken in Frankreich. Weltweit arbeiten fast 160.000 Mitarbeiter für die Großbank mit Sitz in Paris. Quelle: REUTERS
Platz 8Deutsche BankLand: DeutschlandBörsenwert: 33,8 Mrd. Euro Mit einer Bilanzsumme von 1.611 Milliarden Euro gilt die Deutsche Bank als das größte Kreditinstitut Deutschlands. Insgesamt sind mehr als 98000 Mitarbeiter für die1870 gegründete Bank tätig. im weltweiten Vergleich kommt die Deutsche Bank mit ihrem Börsenwert nur auf Rang 37. Quelle: dpa
Platz 6UniCreditLand: ItalienBörsenwert: 39,0 Mrd. Euro Die 1998 gegründete UniCredit S.p.A. zählt zu den größten und wichtigsten Banken Italiens. Auf der ganzen Welt arbeiten rund 148.000 Angestellte für UniCredit. Quelle: Reuters
Platz 5Intesa SanpaoloLand: ItalienBörsenwert: 41,2 Mrd. Euro Die Intesa Sanpaolo mit Sitz in Turin ist neben Unicredit das größte italienische Finanzinstitut. Die Bank ist 2006 aus einer Fusion der Sanpaolo IMI S.p.A. und der Banca Intesa entstanden. Quelle: REUTERS
Platz 4Allied Irish BankLand: IrlandBörsenwert: 46,6 Mrd. Euro Das Institut gehört zu den größten in Irland und hatte entsprechend unter der Finanzkrise zu leiden. Im Dezember 2010 wurde die irische Regierung Anteilseigner der Bank. Quelle: SNL Financial Quelle: dpa

Das gilt auch für Frankreich. Wird die Regierung wegen der Niederlage bei den Kommunalwahlen von ihrem vorsichtigen Reformkurs abweichen?

Einen Rückzieher kann sie sich kaum leisten. Wir brauchen dringend weitere Strukturreformen. Die Staatsausgaben müssen sinken, damit die Steuern für Unternehmen und Privathaushalte sinken können. Die Unternehmensgewinne sind insbesondere wegen der hohen Steuern und Sozialabgaben unter Druck. Das hält von Investitionen ab, und ohne die gibt es kein Wachstum. Es müssen nicht alle Reformen auf einen Schlag passieren. Aber wir brauchen einen klaren und verlässlichen Plan, um Vertrauen wieder aufzubauen.

Sollte die EZB das Wachstum durch eine erneute Zinssenkung fördern?

Wenn überhaupt, ginge es hier nur um symbolische Schritte mit dem Ziel, den Wert des Euro im Verhältnis zum US-Dollar zu schwächen und damit die Exporte anzukurbeln. Dazu dürfte es aber ohnehin kommen. Die US-Wirtschaft läuft immer besser, die Notenbank Fed bereitet einen Zinsanstieg vor, während die EZB die Zinsen wohl für lange Zeit niedrig halten wird.

Wettbewerbsfähigkeit kann aber nicht auf Dauer von der Geldpolitik abhängen.

Natürlich nicht, die einzelnen Volkswirtschaften müssen sich in ihrer Leistungsfähigkeit annähern. Dafür sind weitere Reformen auf dem Arbeitsmarkt und im Steuerrecht nötig. Zusätzlich brauchen wir mehr europäische Integration. In Schlüsselindustrien wie Energieversorgung und Telekommunikation fehlt ein einheitlicher gesetzlicher Rahmen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%