...der im Zweifel doch wieder für ihre Rettung einspringen muss.
Die Gefahr ist deutlich geringer als vor der Krise. Das System ist sicherer geworden. Die Kapitalausstattung der Banken hat sich verdoppelt. Und wenn das nicht reicht, müssen sich nach den Regeln des europäischen Abwicklungsmechanismus zunächst Anleihegläubiger und dann Anleger mit Einlagen von mehr als 100.000 Euro beteiligen. Und es gibt den europäischen Abwicklungsfonds. Diese Polster hätten in der vergangenen Krise ausgereicht.
Wie groß muss eine Bank heute sein?
Größe ist kein Selbstzweck. Je größer eine Bank ist, desto mehr Kapital braucht sie und desto strenger wird sie überwacht. Es kommt auf eine wettbewerbsfähige Größe an in den für das eigene Geschäft relevanten Segmenten und bei den Kunden. Wir sind im Investmentbanking vor allem im Aktiengeschäft stark und wollen uns auch darauf konzentrieren. Das gilt ebenso für die Finanzierung von Energie und Infrastruktur. Unser Private Banking in Asien haben wir verkauft, weil wir mittelfristig nicht auf die erforderliche Größe gekommen wären. Unsere Vermögensverwaltung haben wir mit Crédit Agricole zusammengelegt. Wir fokussieren uns auf Kerngeschäfte.
Würde der Kauf der deutschen Commerzbank dazu passen?
Nein. Der deutsche Markt für Privatkunden ist wenig profitabel. Wir sind nicht daran interessiert, unserem Geschäft nur Größe ohne ausreichende Synergien hinzuzufügen. Unsere Priorität liegt klar auf organischem Wachstum.
Welche Ziele haben Sie in Deutschland?
Wir sind in Segmenten wie zum Beispiel Leasing, Handelsfinanzierung und Investmentbanking gut vertreten und wollen weiter investieren. Unser Ziel ist Wachstum im hohen einstelligen Prozentbereich.
Welche Renditen sind für Banken künftig noch realistisch?
Bis Ende 2015 wollen wir eine Eigenkapitalrendite von zehn Prozent erreichen. Das ist weniger als bei den meisten Industrieunternehmen, aber höher als unsere Kapitalkosten. Das scheint mir eine angemessene Profitabilität zu sein.
Früher waren die Zeile ehrgeiziger, heute redet die Branche vom Kulturwandel.
Das tun wir auch und zu Recht. Wir wollen verhindern, dass Leute bei uns arbeiten, die nur darauf aus sind, ihren persönlichen Profit zu maximieren.
Der Händler Jérôme Kerviel, der mit Spekulationsgeschäften einen Milliardenverlust auslöste, arbeitete bei der Société Générale. Wäre ein solcher Fall heute noch möglich?
Fehlverhalten eines Einzelnen können wir nie komplett ausschließen. Der Oberste Gerichtshof hat Kerviel strafrechtlich in allen Punkten schuldig gesprochen, aber auch auf Schwächen der bankinternen Kontrollsysteme hingewiesen. Wir haben Hunderte von Millionen Euro in neue Systeme investiert und viele Handlungsabläufe geändert. Wenn die Geschäfte von heute in einigen Jahren nicht zu Altlasten geworden sind, waren wir erfolgreich.