Commerzbank Zielkes gemischte Zwischenbilanz

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Aufhübschen für die Fusion?

Auch bei ihren Firmenkunden wächst die Commerzbank und konnte das Kreditvolumen steigern. Das schlägt sich allerdings kaum im Ergebnis nieder. Die Erträge, bereinigt um Sondereffekte, sind um rund 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. Schuld sei der hohe Wettbewerb auf dem deutschen Firmenkundenmarkt, teilt die Bank mit. Auch das operative Ergebnis ging um fast sieben Prozent zurück, obwohl die Bank von der weiterhin geringen Risikovorsorge profitierte.

Auch insgesamt profitiert die Bank beim Thema Risikovorsorge. Weil die Wirtschaft in Deutschland 2018 weiter rund lief, muss die Commerzbank weniger Geld für Kreditausfälle vorhalten. Dreht sich das Blatt, könnten die Zahlen schnell schlechter aussehen. Für das laufende Jahr rechnet Finanzchef Stephan Engels mit einem Risikoergebnis von mindestens 550 Millionen Euro. Sollte die Konjunktur sich allerdings schlechter entwickeln als erwartet, würde es für Zielke noch schwieriger, die gesetzten Ziele für 2020 zu erreichen.

Deshalb will Zielke die Bank erneut von rechts nach links drehen und in der Zentrale agile Teams zu einzelnen Themengebieten aufbauen. Als Campus 2.0 will Zielke die IT der Bank noch enger mit den anderen Bereichen verzahnen. Als sogenannte Cluster sollen die Teams abteilungsübergreifend miteinander arbeiten. Die Vorbereitungen dazu laufen, das Projekt soll zur Jahresmitte umgesetzt werden, in jedem Fall noch 2019. Die Zusammenarbeit mit den Arbeitnehmervertretern verlaufe „sehr konstruktiv“, betont der Commerzbank-Chef.

Der Aktienkurs machte angesichts der Commerzbank-Zahlen schon mal einen Freudensprung, der Kurs stieg um mehr als vier Prozent. Aber ansonsten bleibt unklar, was Zielke die vergleichsweise guten Zahlen bei kassierten Zielen bringen. Ist die Commerzbank weiterhin eine größere Sparkasse, deren Erträge und Renditen langfristig alleine nicht ausreichen? Die Spekulationen um eine mögliche Fusion mit der Deutschen Bank reißen zumindest nicht ab. Zuletzt wurde immer deutlicher, dass vor allem der Bund als Anteilseigner das Thema forciert, Finanzminister Olaf Scholz würde den Zusammenschluss zu einer großen deutschen Bank offenbar gerne früher als später sehen. Zumindest die Commerzbank, so könnte man angesichts der Zahlen meinen, ist dabei, ihre Hausaufgaben dafür zu machen. Bund und Aufsicht fordern seit langem, dass beide Banken zunächst ihre eigenen Lasten reduzieren müssen, um überhaupt fusionsfähig zu sein.

Nichtsdestotrotz wäre die Commerzbank wohl in jedem Fall der Junior-Partner bei einer solchen Hochzeit, alles andere dürfte mit der Deutschen Bank nicht zu machen sein. Wie viel Commerzbank dann in einer Deutschen Commerzbank am Ende stecken würde, ist also fraglich. Zielke selber, dem zwischenzeitlich nachgesagt wurde, ein Befürworter einer Fusion zu sein, wollte sich dazu aktuell nicht äußern. Er könne verstehen, dass spekuliert werde. „Äußern werde ich mich aber nicht dazu“, so Zielke. 

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