Commerzbank-Aufsichtsrat Eine Lösung, aber keine gute

Die gute Nachricht: die Commerzbank hat endlich einen neuen Aufsichtsratschef gefunden. Die schlechte: Es ist wieder ein interner Kandidat. Mehr Unabhängigkeit hätte der Bank gut getan.

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Schmittmann soll neuer Commerzbank-Aufsichtsratschef werden. Quelle: dpa

Auch eine lange Suche geht irgendwann mal zu Ende. Die Commerzbank teilte am Mittwoch mit, endlich einen Nachfolger für ihren langjährigen Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller gefunden zu haben. Monatelang hatte Deutschlands zweitgrößte Bank verzweifelt nach einem neuen Chefkontrolleur gesucht, selbst eine Findungskommission unter BDI-Chef Markus Kerber konnte nicht helfen. Die Suche ist zu Ende, das ist gut. Allerdings ist das auch schon der einzig positive Aspekt der Nachricht.

Denn mit Stefan Schmittmann soll der Hauptversammlung im Mai 2018 ein Aufsichtsratschef zur Wahl vorgeschlagen werden, der bis Ende des vergangenen Jahres noch Risikovorstand der Commerzbank war. Nach Klaus-Peter Müller zieht also erneut ein interner Kandidat an die Spitze des Kontrollgremiums. Für das dringend notwendige Aufräumen in der Bank dürfte dem 59-Jährigen schlicht die Unabhängigkeit von seinen früheren Vorstandskollegen fehlen. Die Vergangenheit verklären, das hat die Bank lange genug gemacht, neue Impulse wären dringend nötig gewesen.

Schon mit dem jetzigen Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller zog 2008 ein Oberkontrolleur ein, der mehr für die Vergangenheit der Bank steht als für ihre Zukunft. Im Gegenteil, Müller wechselte von seinem Amt als Vorstandsvorsitzender direkt an die Spitze des Kontrollgremiums. Bitter war das vor allem, weil Müller in den Jahren zuvor als Chef der Bank zahlreiche Fehlentscheidungen traf, unter denen das Institut noch heute leidet. So verantwortete Müller die Fusion mit der Dresdner Bank im Sommer 2008 und musste nur kurze Zeit später mit ansehen, wie die Bank im Zuge der Finanzkrise mit Steuergeldern gerettet werden musste.

So soll das neue Filialnetz der Commerzbank aussehen

Es sei ein Unding, dass jemand mit der Vergangenheit so lange an der Spitze des Aufsichtsrats stehen könnte, klagte ein großer Investor noch vor wenigen Wochen. "Der Nachfolger muss auf jeden Fall ein Externer sein". Schön wärs, aber daraus ist nun nichts geworden.

Der deutsche Corporate Governance Kodex sieht solche internen Wechsel zu Recht kritisch, da Eigengewächsen normalerweise die nötige Unabhängigkeit gegenüber den Ex-Kollegen fehlt. Anders als Müller hält Ex-Risikovorstand Schmittmann zumindest die vom Kodex geforderte Abkühlphase von zwei Jahren ein. Er hatte sein Vorstandsamt Ende 2015 vorzeitig niedergelegt und soll erst im Mai 2018 für Müller an die Spitze des Aufsichtsrats rücken.

Zuviel "weiter so"

Das ist die zweite schlechte Nachricht, denn Investoren und leidgeprüfte Privataktionäre hatten sehnlichst darauf gehofft, dass die Bank rechtzeitig einen Nachfolger für Müller findet, damit der sein Amt vorzeitig zur Verfügung stellen könnte. Auch daraus wird jetzt nichts, Müller wird sein Amt bis zum Ende der Vertragslaufzeit ausfüllen. Entsprechend verhalten reagierte der Börsenkurs auf die Schmittmann-Nachricht, die Aktie lag am Nachmittag rund 0,9 Prozent im Plus.

Schon die Wahl von Martin Zielke zum Nachfolger von Martin Blessing als Vorstandsvorsitzender war im wesentlichen ein "Weiter so" bei der Commerzbank. Damit stellte Müller schon rechtzeitig sicher, dass die Bank auch nach seinem Ausscheiden in den bekannten Bahnen geführt wird. Dieses Bestreben unterstreicht die Personalie Schmittmann nun. Der Münchener war seit 2008 Vorstand der Commerzbank und entsprechend in die riskante Fusion mit der Dresdner Bank und deren Nachwirkungen involviert.

Dabei könnte die Bank neue Impulse von außen dringend gebrauchen. In wenigen Wochen wird Martin Zielke die neue Strategie präsentieren, doch Investoren und Analysten sind skeptisch, ob der Nordhesse glaubhaft erklären kann, wie die Bank zukünftig Geld verdienen will. Als wahrscheinlich gilt, dass der ehemalige Privatkundenvorstand Zielke vor allem mit Filialen und kostenlosen Konten weiter wachsen und Kunden gewinnen will. Intern ist dieses Massengeschäft allerdings höchst umstritten.

Zudem heißt es, dass vor allem in der Mittelstandsbank massive Stellenstreichungen drohen, entsprechend hoch ist die Unsicherheit unter den Mitarbeitern. Insbesondere der Bund als Großaktionär könnte etwas gegen den Personalabbau haben.

Gerade in derart turbulenten Zeiten wäre ein externer Chefkontrolleur sowohl bei Mitarbeitern als auch bei Aktionären ein gutes Zeichen für einen Neuanfang gewesen. So bleibt vorerst nur eine vertane Chance.

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