Commerzbank-Aufsichtsratschef Müller "Ich würde die Dresdner Bank wieder kaufen"

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Privatkundengeschäft muss profitabel gemacht werden

John F. Kennedy Quelle: dapd

Welche Vorbilder haben ihr Berufsleben geprägt?

Müller: Mir fällt es schwer, Ihnen ein konkretes Vorbild zu nennen. Geprägt hat mich mein Vater mit seinem Respekt vor der Würde des Menschen. Was mich sehr beeindruckt hat, ist eine Stelle aus dem Testament von Friedrich dem Großen, wonach der Mensch die Aufgabe hat, der Gesellschaft zu dienen. Der ehemalige US-Präsident John F. Kennedy hat dieses Motto in moderner Form auf den Punkt gebracht, indem er seine Bürger aufforderte, sich zu fragen, was sie für ihr Land tun können und nicht, was ihr Land für sie tun kann.

Sie sind 2008 als Vorstandschef direkt an die Aufsichtsratsspitze gewechselt. Das ginge heute nur mit Genehmigung der Aktionäre oder nach zwei Jahren Wartezeit. Eine gute Regelung?

Müller: Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich diese Vorschrift für populistisch und falsch halte. Ausbaden müssen das die Aktionäre. Für sie werden bald nur noch externe Vertreter im Aufsichtsrat sitzen, während die Arbeitnehmer durch Personen vertreten sind, die aus dem Unternehmen kommen oder sich schon lange mit diesem befassen und daher tiefe interne Detailkenntnisse besitzen.

Wenn Sie Wahlkampf für ihren Verbleib an der Aufsichtsratsspitze machen müssten: Welche Projekte planen sie für die kommenden fünf Jahre?

Müller: Ich finde es gut, dass im Aktienrecht kein polarisierender Wahlkampf vorgesehen ist. Aus Sicht des Aufsichtsrats ist entscheidend, dass der Vorstand die von ihm selbst gesetzten Ziele bis 2016 erreicht. Die wichtigsten Projekte der Commerzbank sind, das Privatkundengeschäft profitabel zu machen, die starke Stellung bei den Firmenkunden abzusichern und die Rolle des Investmentbankings als internationaler Nischenanbieter auszubauen.

Ist Martin Blessing jetzt ein Vorstandschef auf Bewährung? Oder berufen Sie sich auch wieder auf unvorhersehbare Umstände wie die Lehman-Pleite und die folgende Finanz- und Schuldenkrise, wenn er seine Ziele nicht erreicht?

Müller: Die Vokabel „auf Bewährung“ passt in diesem Zusammenhang überhaupt nicht. Aber eines ist klar: Wenn der Vorstand seine Ziele ohne sehr triftige Gründe verfehlt und die erwartete Leistung nicht bringt, muss der Aufsichtsrat handeln. Das ist ja ein ganz normaler Vorgang.

Aktionäre werfen Ihnen auf Hauptversammlungen Kapitalvernichtung vor. Ist der Aufsichtsrat für den niedrigen Aktienkurs verantwortlich?

Müller: Wir haben 2012 kein Kapital vernichtet und 2011 haben wir das Gewinnziel wegen der Abschreibung auf Staatsanleihen nicht erreicht. Zu meinen Zeiten als Vorstand gab es sogar Hedgefonds, denen die Kapitaldecke der Commerzbank mit 7,4 Prozent allen Ernstes zu dick war und die von mir gefordert haben, Aktien zurückzukaufen.

Was können Sie aufgrund Ihrer legendären politischen Kontakte im Sinne der Bank bewegen?

Müller: Die Bank wird nach innen und außen vom Vorstandsvorsitzenden vertreten, der für diese Aufgabe selbst bestens vernetzt ist. Wenn ich dies gelegentlich flankieren kann, tue ich das gerne. Wir ergänzen uns da sehr gut.

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