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Commerzbank Braucht Zielke einen neuen Fusionspartner?

Wie lange hält die Ruhe bei der Commerzbank? Quelle: REUTERS

Die Quartalszahlen der Commerzbank fallen besser aus als von vielen Analysten erwartet. Das ist gut für das Geldhaus und ihren Chef Martin Zielke. Denn potenzielle Käufer dürften genau auf die Ergebnisse achten.

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Gerade erst ist wieder ein wenig Ruhe eingekehrt im Commerzbank-Turm am Frankfurter Kaiserplatz. Nach den geplatzten Fusionssondierungen mit der Deutschen Bank sind Mitarbeiter und Arbeitnehmervertreter erleichtert, dass Klarheit herrscht und zahlreiche Arbeitsplätze zumindest vorerst nicht in akuter Gefahr sind. Auch das Management rund um Commerzbank-Chef Martin Zielke kann sich nun wieder auf Tagesgeschäft und Kunden konzentrieren.

Trotzdem fragt sich der Frankfurter Finanzplatz, wie lange diese Ruhe hält, denn die Bank gilt nach wie vor als Übernahmekandidat. Ein niedriger Börsenwert, hohe Kundeneinlagen und das Mittelstandsgeschäft machen die Commerzbank vor allem für ausländische Partner zu einer attraktiven Braut.

Mögliche Interessenten gibt es genug. Die italienische Unicredit soll Interesse im Berliner Finanzministerium angemeldet haben, gleiches wird der Amsterdamer ING nachgesagt. Auch französische Großbanken wie BNP Paribas werden immer wieder als mögliche Käufer gehandelt. Sie alle dürften genau auf die Ergebnisse des ersten Quartals achten.

Analysten hatten mit passablen Geschäftszahlen gerechnet, hielten einen Gewinn von etwas mehr als 100 Millionen Euro sei möglich. Ihre Erwartungen übertraf das Geldhaus: Der operative Gewinn lag im ersten Quartal auf 244 Millionen Euro, wie die Bank am Mittwoch bekanntgab. „Wir werden den aktuellen Rückenwind unserer Kunden nutzen und unsere Strategie weiter umsetzen“, sagte Zielke zur Veröffentlichung der Quartalsbilanz. „Natürlich werden wir weiter konzentriert daran arbeiten, unsere Ertragskraft zu steigern.“ Den Sparkurs will die Bank aber nicht verschärfen. „Unsere Kostenziele bleiben unverändert“, sagte Finanzchef Stephan Engels.

Wachstum gibt es vor allem im Privatkundengeschäft. Privatkundenvorstand Michael Mandel sammelt reichlich neue Kunden, seit 2016 sind mehr als eine Million neu hinzugekommen. Bis Ende des Jahres sollen es schon 1,5 Millionen sein. Bisher allerdings machen sich die vielen privaten Kunden nur bedingt in den Erträgen bemerkbar. Im vierten Quartal sind die bereinigten Erträge im Vergleich zum Vorjahresquartal gesunken, gleiches gilt für das Geschäft mit Firmenkunden. So gleicht das Kundenwachstum gerade mal den negativen Effekt der niedrigen Zinsen aus.

Dass die auf Wachstum ausgerichtete Strategie nicht so schnell wirkt wie erhofft, mussten Zielke und sein Finanzchef Engels schon auf der Bilanzpressekonferenz im Februar einräumen. Gleich mehrere der bis 2020 gesetzten Ziele mussten sie wieder einkassieren, darunter auch das wichtige Renditeziel. Statt der angestrebten sechs bis acht Prozent wird die Eigenkapitalrendite bis 2020 wohl maximal zwischen fünf und sechs Prozent liegen.

Investitionen brauchen Marktanteile

Hinzu kommt, dass Zielke selber mit seinen Äußerungen rund um die Fusionsverhandlungen mit der Deutschen Bank den Eindruck erweckt hat, die Commerzbank wäre allein langfristig zu klein, um zu überleben. „Die Alternative, nichts zu tun, gibt es nicht“, kommentierte Zielke intern die Verhandlungen mit der Deutschen Bank. Er selbst galt als einer der Treiber hinter der großen Bankenhochzeit. Höhere Investitionen würden sich nur mit höheren Marktanteilen rechnen, erklärt Zielke sein Streben.

Tatsächlich muss die Bank wohl noch mehr investieren – vor allem, um ihre veraltete IT so aufzumöbeln, dass sie auch langfristig überlebensfähig ist. Zwar will Zielke die Bank im Rahmen seiner Strategie Commerzbank 4.0 zu einem Technologiekonzern umbauen und 80 Prozent der Prozesse digitalisieren. Die Systeme und Programme in den Serverräumen der Bank spiegeln das allerdings kaum wider.

Digitaler Umbau, Arbeitsplatzabbau und ein weiterhin umfangreiches Filialnetz – für all das braucht es Investitionen. Damit die sich lohnen, braucht es noch höhere Marktanteile, und für die braucht Zielke einen Partner an seiner Seite. Um dieses Dilemma wissen auch die möglichen Interessenten. Egal, wer am Ende den Zuschlag bekommen würde: Die Commerzbank wäre wohl Juniorpartner bei einem Zusammenschluss. Wohl auch deshalb will Zielke davon aktuell nichts wissen. „Wir sind auch alleine stark genug, um unseren Weg zu gehen“, sagte der Commerzbank-Chef der „Welt am Sonntag“.

Wie es bezüglich erneuter Fusionsgerüchte weitergeht, ist allerdings fraglich. In Berliner Politikkreisen heißt es, die Suche nach einer Alternative habe bereits begonnen. In Aufsichtskreisen will man sich dagegen nicht festlegen. Die Commerzbank käme auch allein klar. Allerdings gelten BaFin und Bundesbank schon länger als Befürworter einer Fusion auf europäischer Ebene. Jörg Kukies, Staatssekretär im Bundesfinanzministerium und Befürworter einer deutschen Bankenfusion, räumte allerdings erst am Montag ein, dass es für grenzüberschreitende Fusionen in der EU erst einheitliche Bankenregeln geben müsste.

Beobachter halten es trotzdem für denkbar, dass die Diskussion im Herbst, wenn die Commerzbank wie in jedem Jahr ihre Strategie überprüft, wieder aufflammen könnte. Bis dahin hat Commerzbank-Chef Zielke Zeit, die Braut weiter aufzuhübschen.

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