Commerzbank Comdirect-Übernahme: Paukenschlag zu Jahresbeginn

Durch den Kauf des Aktienpakets von Petrus kann die Commerzbank die verbliebenen Minderheitsaktionäre aus dem Unternehmen drängen und die Comdirect mit der Commerzbank verschmelzen. Quelle: dpa

Die Commerzbank kauft einem Finanzinvestor Anteile an ihrer Online-Tochter Comdirect ab. Nun kann sie die Tochter wie geplant komplett übernehmen.

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Der aktivistische Investor Petrus Advisers verkauft sein Comdirect-Aktienpaket an die Commerzbank. Das gab die Commerzbank am 3. Januar bekannt. Das Frankfurter Institut war einen Monat zuvor mit dem Versuch gescheitert, sich mit einem öffentlichen Übernahmeangebot über 90 Prozent der Comdirect-Anteile zu sichern. Das schafft die Bank, die zuvor gut 82 Prozent der Comdirect-Aktien hielt, im zweiten Anlauf durch den Kauf des Aktienpakets von Petrus. Damit kann die Commerzbank nun die verbliebenen Minderheitsaktionäre aus dem Unternehmen drängen (Englisch „Squeeze-Out“, Ausquetschen) und die Comdirect wie geplant mit der Commerzbank verschmelzen.

Entscheidend bei dem Übernahme-Vorhaben war der Investor Petrus aus London um die beiden Ex-Goldman-Sachs-Banker Klaus Umek und Till Hufnagel. Er hatte in den vergangenen Monaten an der Börse immer mehr Comdirect-Aktien zugekauft und gab seinen Anteil zuletzt mit 7,5 Prozent an. Das öffentliche Übernahmeangebot der Commerzbank über 11,44 Euro je Comdirect-Aktie hatte Petrus im Dezember als zu niedrig zurückgewiesen. Nun sind sich beide Parteien über den Preis doch einig geworden – nennen will ihn jedoch keiner. Gegenüber der WirtschaftsWoche wollte Petrus zum Verkauf seines Comdirect-Anteils keinen Kommentar abgeben. Die Commerzbank erklärte auf die Frage, wieso der Preis nicht genannt werde, lediglich, dies sei bei solchen Transaktionen „üblich“.

Wahrscheinlich ist, dass die Commerzbank deutlich mehr geboten hat als 11,44 Euro je Aktie, um Petrus zum Verkauf zu bewegen. Das wäre eine Abkehr von ihren bisherigen Verlautbarungen. Während das öffentliche Angebot lief, hatte sie Nachbesserungen noch ausgeschlossen. Und auch nachdem dieses Angebot gescheitert war, wollte Commerzbank-Chef Martin Zielke die Comdirect eigentlich auf anderem Wege übernehmen: „Jetzt steht die Direktverschmelzung der Comdirect auf die Commerzbank an“, sagte er Mitte Dezember. Dieses Verfahren hätte es der Commerzbank erlaubt, die Comdirect auch ohne 90-prozentigen Anteilsbesitz zu schlucken. Es wäre für die Commerzbank aber aufwendiger und risikoreicher gewesen als der nun angestrebte Ausschluss der Minderheitsaktionäre mittels Squeeze-Out.

Den kann die Commerzbank nun, da sie die 90-Prozent-Schwelle überschritten hat, beantragen. Minderheitsaktionäre erhalten dann für ihre Aktien eine Abfindung in bar, deren Höhe von Gutachtern errechnet wird. Die Hauptversammlung der Comdirect am 5. Mai muss dem Ausschluss der Minderheitsaktionäre zustimmen – angesichts der satten Commerzbank-Mehrheit eine Formalie. Anschließend wird er ins Handelsregister eingetragen und dadurch gültig. Minderheitsaktionäre haben jedoch auch dann noch die Möglichkeit, die Höhe ihrer Abfindung gerichtlich überprüfen zu lassen.

Wer Comdirect-Aktien hat, kann sie entweder über die Börse verkaufen. Der Kurs notierte am 3. Januar deutlich über 13 Euro, reagierte auf die Übernahme-Nachricht also kaum. Oder Aktionäre spekulieren auf eine höhere Abfindung im Zuge des Squeeze-Outs – inklusive der Chance, später vor Gericht einen Nachschlag rauszuholen. Ganz vorbei also ist der Poker um die Comdirect noch nicht.

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