Commerzbank Wo es bei der Commerzbank hakt

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Die hohen Kosten kommen noch

Wichtiger für künftige Erträge ist das Kerngeschäft der Commerzbank, und ausgerechnet da hakt es doch kräftig. Zwar hat die Bank im ersten Quartal mit einem Begrüßungsgeld zur Kontoeröffnung zahlreiche neue Kunden eingesammelt, um ihr Ziel von zwei Millionen neuen Privatkunden bis 2020 erreichen zu können. Das operative Ergebnis im Geschäft mit Privat- und Unternehmerkunden fiel allerdings um knapp 30 Prozent geringer aus als im Vorjahr. Zwar konnte die Bank ihre Erträge um Sondereffekte bereinigt leicht steigern, höhere Aufwendungen und eine höhere Risikovorsorge sorgten aber für den operativen Rückwärtsgang.

Ähnlich sieht es im Firmenkundengeschäft aus, hier sanken sogar die Erträge im Vergleich zum Vorjahr. Trotz einer etwas niedrigeren Risikovorsorge und geringeren Aufwendungen sank das operative Ergebnis im eigentlichen Kerngeschäft um 30 auf 250 Millionen Euro. Analysten haben deshalb berechtigte Zweifel an der nachhaltigen Entwicklung der Erträge.

Die Bank muss in den nächsten Monaten zeigen, wie stabil sie tatsächlich ist. Schon ab dem zweiten Quartal drohen höhere Belastungen durch Aufwendungen, die durch die Restrukturierung der Bank im Zuge der neuen Strategie Commerzbank 4.0 entstehen. Die Bank will tausende Stellen abbauen, insgesamt soll der Umbau rund 1,1 Milliarden Euro kosten und wird vor allem die Geschäftsjahre 2017 und 2018 belasten. Allein deshalb will sich Finanzchef Engels noch nicht zu einer höheren Gewinnprognose durchringen. Die Commerzbank rechnet für 2017 insgesamt mit einem Plus von etwa 279 Millionen Euro. Obwohl aktuell schon 217 Millionen Euro auf der Zwischenrechnung stehen, will Engels das nächste Quartal abwarten, bevor am Ausblick gedreht wird. Zwischen April und Juni dürften auch erstmals Umbaukosten verbucht werden.

Im Rahmen ihrer Strategie 4.0 besinnt sich die Commerzbank vor allem auf ihr Kerngeschäft, ihre deutschen Privat- und Firmenkunden. Andere Geschäfte fallen dafür weg, der Bereich des Handels mit exotischen Derivaten und ETFs soll verkauft werden. Grundsätzlich ist dieser Fokus auf die Kernkompetenz sinnvoll, mit windigen Investmentgeschäften hat die Commerzbank schließlich genug schlechte Erfahrungen gemacht. Um mit dem Kern nachhaltig erfolgreich zu sein muss aber vor allem die einstige Ertragsperle, das Geschäft mit dem deutschen Mittelstand, wieder besser ins Rollen kommen.

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