Commerzbank Schwierige Verkaufsaufgabe für Olaf Scholz

Seite 2/2

Die To-Do-Liste für den Bundesfinanzminister

1. Privatkundengeschäft

Hier feiert die Bank unter Privatkundenvorstand Michael Mandel Wachstumserfolge. 500.000 neue Kunden hat sie allein 2017 hinzugewonnen. Auch in den Vorjahren wurden mit zahlreichen Offensiven ("Neukundenbonus") Kunden gewonnen. Will Scholz die Commerzbank-Anteile aber verkaufen, müssen die auch unterm Strich Geld einbringen. Bisher allerdings liegen die Erträge auf dem Niveau des Vorjahres. Das operative Ergebnis dagegen liegt sogar 19 Prozent unter Vorjahr. Grund sind unter anderem die hohen Kosten, welche die Commerzbank für die Neukundengewinnung ausgibt. Hinzu kommen Belastungen durch die niedrigen Zinsen. Diese liegen laut Commerzbank-Finanzvorstand Stephan Engels bei rund 130 Millionen Euro. "Wir erwarten, dass diese Belastung im laufenden Jahr auf unter 100 Millionen Euro sinkt", sagt Engels.

2. Firmenkunden

Auf diesen Bereich sollte Olaf Scholz viel Wert legen, denn für viele Investoren ist die Bank vor allem aufgrund ihres Mittelstandsgeschäfts interessant. Das hat auch die alte Bundesregierung schon gemerkt. Da die Commerzbank einer der wichtigsten Exportfinanzierer in Deutschland ist, galt es zuletzt in Finanzkreisen als wenig wahrscheinlich, dass der Bund seine Anteile an einen ausländischen Investor verkaufen könnte. Auch Martin Zielke stellte das heraus. "Deutschland ist Mittelstand. Und wir sind die Mittelstandsbank", sagt der Commerzbankchef. Allerdings ist das operative Ergebnis auch im Firmenkundengeschäft 2017 deutlich gesunken. Scholz sollte also darauf achten, dass die Bank ihr Wachstumsziel von 10.000 neuen Firmenkunden bis 2020 einhält.

3. Effizienz

Wird die Bank nicht auf Kosteneffizienz getrimmt, wird kein Investor zuschlagen wollen. Zuletzt ist die Kostenquote im Vergleich zum Vorjahr sogar gestiegen. Klar, die Investitionen in Kundenwachstum und Digitalisierung kosten Geld, auch der Stellenabbau belastet die Kostenseite. Bis 2020 will die Commerzbank nur noch maximal 66 Cent ausgeben, um einen Euro zu verdienen. Noch liegt der Kostenanteil bei 77 Cent. Für dieses Jahr erwartet Finanzchef Engels "eine stabile Kostenquote mit der Tendenz zur Besserung". Als Guidance will er das aber nicht verstanden wissen. So geht Erwartungsmanagement á la Commerzbank. Scholz muss das trotzdem im Auge behalten. Investor Cerberus legt viel Wert auf Effizienz und dürfte zu gegebener Zeit den Kosten-Daumen senken.

4. Rendite

Bis 2020 peilt die Bank eine Rendite aufs Eigenkapital von netto sechs Prozent an. Davon ist sie allerdings bisher weit entfernt, aktuell liegt der Wert bei 0,6 Prozent. Als größter Aktionär sollte Scholz dringend nachhaken.

Ach ja, und natürlich das Erwartungsmanagement: hier kann Scholz viel von der Bank lernen. Wer wenig ankündigt, kann am Ende positiv überraschen. Ein erster Schritt dazu ist gemacht: im Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD findet sich kein Absatz zur Beteiligung des Bundes und einem möglichen Commerzbank-Verkauf.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%