Commerzbank „Drohender Dax-Abstieg ändert nichts an unserem Geschäft“

Der mögliche Abstieg bestärkt Zielke in der Strategie, „die Bank technologisch weiter zu entwickeln“. Quelle: dpa

CEO Martin Zielke blickt dem drohenden Abstieg der Commerzbank aus dem Dax gelassen entgegen. Im September entscheidet sich, ob der Konzern dort durch den Zahlungsabwickler Wirecard abgelöst wird.

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Commerzbank-Chef Martin Zielke sieht den drohenden Abstieg des Konzerns aus dem Dax gelassen. Er finde es zwar nicht schön, wenn das Gründungsmitglied den deutschen Leitindex verlassen müsste, sagte Zielke am Mittwochabend im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW). „Für unsere Kunden, für unser Geschäft ändert sich überhaupt nichts“, fügte er aber hinzu. Der mögliche Abstieg bestärke ihn in der Strategie, „die Bank technologisch weiter zu entwickeln“.

Anfang September fällt die Entscheidung, ob die Commerzbank im Dax durch den Zahlungsabwickler Wirecard verdrängt wird. „Wirecard ist einer unser Kunden“, sagte Zielke. „Ich freue mich über gute Kunden". Er wies Vorwürfe zurück, die Bank habe einen Trend verschlafen und Konkurrenten wie Wirecard ein wichtiges Geschäftsfeld überlassen. „Die Zahlungsverkehrsabwicklung ist nicht unser Kerngeschäft“, sagte Zielke. Sein Job sei es, das Geschäftsmodell weiter zu optimieren.

Dazu setzt er auf neue Technologien wie die Auslagerung von IT-Prozessen in die Cloud. „An der Cloud geht nach vorne nichts vorbei“, sagte Zielke. Die Commerzbank werde für verschiedene Anwendungen unterschiedliche Cloud-Lösungen nutzen. Davon erhofft er sich zwar auch Einsparungen, doch vor allem gehe es darum, neue Anwendungen künftig schneller auf den Markt bringen. „Wenn wir im Wettbewerb vorne sein wollen, dann müssen wir auch in der Geschwindigkeit vorne sein.“

Die Commerzbank bemüht sich um neue Privatkunden: Bis 2020 will die Bank 14 Millionen private Kunden in Deutschland haben, zwei Millionen mehr als 2016.

Die Aufseher sehen die Auslagerung von IT-Prozessen an externe Anbieter jedoch kritisch. Deshalb wollte sich Zielke auch nicht zum Zeitplan äußern. Bedenken, durch die Auslagerung von Daten stiegen die Sicherheitsrisiken, wies er zurück. „Die Cloud ist eigentlich vom System her der deutlich sicherere Ansatz“. Anbieter wie Google, Amazon oder Microsoft hätten das Know-how und die Ressourcen, um stets die neuesten Sicherheitstechnologien einzusetzen.

Türkei-Krise hat geringe Auswirkungen auf Coba

Die möglichen Risiken für die Commerzbank durch die Währungskrise der Türkei bezeichnete Zielke als gering. Laut dem Halbjahresbericht lag das Türkei-Engagement per Ende Juni bei 2,5 Milliarden Euro. „Das ist eine überschaubare Größe“, sagte Zielke. Der Schwerpunkt liege in der Handelsfinanzierung, es seien sehr kurzfristige Geschäfte. Dennoch lasse ihn die Krise nicht kalt. „Als Bürger dieses Europas muss man sich doch Gedanken machen, was da passiert.“

Im Land der Barzahler hat der Wettlauf um das beste Angebot für eine elektronische Geldbörse begonnen. Ob es das Bezahlen per Handy in Deutschland aus der Nische schafft, muss sich noch zeigen.

Dem harten Preiskampf und den niedrigen Zinsen will die Commerzbank mit wachsenden Kundenzahlen und einer Ausweitung des Geschäftsvolumens begegnen. Dabei sei die Bank auf einem guten Weg, sagte Zielke. Dennoch bleibe das Ziel eines Konzernertrags von 9,8 Milliarden Euro im Jahr 2020 „natürlich eine Herausforderung.“ Weder eine deutliche Verbesserung der Margen noch eine Zinserhöhung sei in Sicht. „Wir rechnen damit, dass das Umfeld schwierig bleibt.“ Wiederholt betonte Zielke, dass die Bank ihre Kosten bis 2020 auf 6,5 Milliarden Euro drücken wird. Erst vergangene Woche hatte das Institut sein Kostenziel für dieses Jahr auf 7,1 Milliarden Euro angehoben.

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