Commerzbank Ex-Vorstand Schmittmann wird Aufsichtsratschef

Die Commerzbank besetzt den nächsten Spitzenposten aus den eigenen Reihen. Nachfolger von Aufsichtsratschef Müller soll ein erst vor wenigen Monaten ausgeschiedener Vorstand werden. Geplant ist die Amtsübergabe für 2018.

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Eine Filiale der Commerzbank Quelle: dpa

Die Commerzbank hat ihren früheren Risikovorstand Stefan Schmittmann als künftigen Aufsichtsratschef auserkoren. Der derzeit 59-Jährige soll bei der Hauptversammlung im Mai 2018 den langjährigen Chefkontrolleur Klaus-Peter Müller ablösen, wie der teilverstaatlichte Dax-Konzern am Mittwoch in Frankfurt mitteilte. Mit der Berufung Schmittmanns ist die monatelange Suche nach einem neuen Vorsitzenden für das Kontrollgremium beendet.

Damit entschied sich Deutschlands zweitgrößtes Geldhaus bei einem weiteren wichtigen Posten für einen internen Kandidaten. Zum 1. Mai war der bisherige Privatkundenchef Martin Zielke Nachfolger von Konzernchef Martin Blessing geworden. Über die Personalie Schmittmann hatte zuvor bereits die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet.

Der gebürtige Münchner Schmittmann war zum 1. November 2008 in den Commerzbank-Vorstand eingetreten. Zum Jahresende 2015 löste er seinen Vertrag als Risikovorstand auf eigenen Wunsch vorzeitig auf. Nach den Regeln guter Unternehmensführung dürfen Ex-Vorstände frühestens 24 Monate nach Niederlegung ihres Amtes in den Aufsichtsrat wechseln.

Daher muss Müller, der Mitte Mai 2008 vom Vorstandsvorsitz direkt auf den Chefposten im Aufsichtsrat gewechselt war, nun bis zu seinem Vertragsende im Amt bleiben. Eigentlich wollte der Manager, der am 16. September 72 Jahre alt wird, den Posten früher räumen.

Seit knapp einem Jahr hatte eine Findungskommission unter BDI-Hauptgeschäftsführer und Aufsichtsratsmitglied Markus Kerber einen geeigneten Kandidaten für die Müller-Nachfolge gesucht. Viele Beobachter hatten mit einem Kandidaten von außen gerechnet, nachdem schon für den Vorstandsvorsitz eine interne Lösung gefunden wurde.

Schmittmann studierte von 1976 an Wirtschaftswissenschaften in St. Gallen in der Schweiz und erwarb 1986 einen Doktortitel in diesem Fach. Seine berufliche Laufbahn begann er 1986 bei der Bayerischen Vereinsbank. Bis 2003 war er in verschiedenen Funktionen für das Institut tätig, das 1998 in der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank aufging. 2004 wurde der in Medienberichten als „ruhiger und äußerst besonnener Bankmanager“ beschriebene Schmittmann Vorstandschef der HVB-Tochter Vereins- und Westbank in Hamburg. Von 2006 bis 2008 war er als Vorstandsmitglied der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank in München zuständig für Firmenkunden und kommerzielle Immobilienkunden.

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Müller prägte die Commerzbank in den vergangenen Jahrzehnten maßgeblich. 1966 begann er in dem Geldhaus seine Karriere, rückte 1990 in den Vorstand auf und wurde 2001 dessen Sprecher. Mitte Mai 2008 wechselte er an die Spitze des Aufsichtsrats. In den vergangenen Jahren musste er viel Kritik einstecken. Denn in seine Amtszeit als Vorstandschef fiel die missglückte Übernahme des inzwischen weitgehend abgewickelten Immobilien- und Staatsfinanzierers Eurohypo.

Schließlich fädelte Müller als Aufsichtsratschef zusammen mit Blessing die riskante Übernahme der Dresdner Bank mitten in der Finanzkrise 2008 ein. Die Commerzbank musste in der Folge mit 18,2 Milliarden Euro Steuergeldern vor dem Zusammenbruch bewahrt werden. Gut 15 Prozent der Anteile an dem Institut hält bis heute der Bund.

In den vergangenen Jahren erholte sich die Commerzbank zusehends von den Folgen der Finanzkrise. Zuletzt trübte sich das Bild aber wieder deutlich ein. Das Zinstief setzt die Gewinne unter Druck. Vorstandschef Zielke arbeitet derzeit an einer Zukunftsstrategie.

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