Commerzbank Gewinn sackt um ein Drittel ab

Der Gegenwind für die Commerzbank wird immer stärker. Im zweiten Quartal sackte der Überschuss um fast ein Drittel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 209 Millionen Euro ab. Die Aktie stürzte am Morgen ab.

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Abwärtstrend bei der Commerzbank. Quelle: REUTERS

Die Commerzbank fällt beim Gewinn immer weiter hinter ihre Ziele zurück. Im zweiten Quartal schrumpfte das Ergebnis unter dem Strich um fast ein Drittel auf 209 Millionen Euro, wie die zweitgrößte Bank am Montagabend mitteilte. Das lag zwar nur leicht unter den ohnehin reduzierten Erwartungen der Analysten, die die Commerzbank selbst abgefragt hatte. Mit einem Gewinn von 372 Millionen Euro nach sechs Monaten scheint die Wiederholung des Milliardengewinns vom Vorjahr aber kaum noch realistisch. Die Bank liegt bereits um mehr als 40 Prozent unter dem Niveau zur Jahresmitte 2015.

Auf diese Nachricht reagierte die Verkäufer an der Börse entsprechend: Die Aktien fielen im frühen Handel um über drei Prozent. Am Montag hatten die Titel mit 5,82 Euro noch unverändert geschlossen. "Vor allem der Rückgang der Kapitalquote ist eine Enttäuschung", sagte ein Händler.

Mit dieser Entwicklung ist die Commerzbank nicht alleine. Die europäischen Banken bekommen die Dauerniedrigzinsen immer stärker zu spüren. Der neue Commerzbank-Vorstandschef Martin Zielke hatte schon im Mai gewarnt, dass es schwierig werde, das Ziel zu erreichen.

Branchenexperten trauen der Bank in diesem Jahr im Schnitt nur noch 882 Millionen Euro zu. Eine Sprecherin wollte sich zu den Aussichten nicht äußern und verwies auf die Veröffentlichung des Quartalsberichts am 2. August.

Verschärfte Kapitalvorschriften ließen die Kapitaldecke der Commerzbank zudem überraschend dünner werden. Ende Juni kam die Bank nur noch auf eine harte Kernkapitalquote von 11,5 Prozent. Drei Monate vorher waren es noch 12,0 Prozent. Die Regulierer zwängen alle Banken, ihre Bilanzrisiken (RWA) höher zu bewerten, wenn ihre eigene Risikoeinschätzung zu stark vom Branchendaten abweiche, erklärte die Bank. Steigende Pensionsrückstellungen wegen der niedrigen Zinsen und höhere Risikoaufschläge für italienische Staatsanleihen drückten ebenfalls auf die Quoten.

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Finanzvorstand Stephan Engels hatte bereits mehrfach vor vorübergehend schwankenden Quoten gewarnt. Die Commerzbank halte aber daran fest, die von der Europäischen Zentralbank (EZB) für jede Bank individuell vorgegebenen Kapitalquoten einzuhalten, erklärte sie. Für 2016 sind das nur 10,25 Prozent.

Bis 2019 muss die Commerzbank aber unter vollständiger Anwendung aller künftigen Regeln auf eine harte Kernkapitalquote von 11,75 Prozent kommen. Der Konzern wiederholte die Einschätzung, dass es bei der Kapitalquote angesichts des derzeit unsicheren Marktumfelds öfter zu Schwankungen kommen könnte. Zuletzt hatte die Bank mit ihren Kapitalpuffern des öfteren positiv überrascht. Unter anderem hatte sie vor gut einem Jahr mit einer Kapitalerhöhung zusätzlich Luft verschafft. Eigenkapital gilt als wichtiger Puffer gegen neue Schieflagen.

In der Kapitalquote bereits enthalten ist eine Abgrenzung für die geplante Dividende. Im ersten Halbjahr legte die Bank dafür 10 Cent pro Anteilsschein zurück. Damit steuert die Bank auf eine Gesamtausschüttung von erneut 20 Cent zu. Im Frühjahr hatte sie erstmals seit der Finanzkrise wieder eine Dividende gezahlt. Damals hatte der Steuerzahler die Bank mit Milliarden gerettet. Bis heute ist die Summe nicht ganz zurückgezahlt, der Bund ist mit gut 15 Prozent weiter größter Aktionär.

Das operative Ergebnis der Commerzbank vor Steuern sank im zweiten Quartal um 19 Prozent auf 342 Millionen Euro. Analysten haben in ihren Prognosen vor allem in der Mittelstandsbank - in den vergangenen Jahren der verlässlichste Gewinnbringer - und im Investmentbanking die größten Abstriche gemacht. Im Geschäft mit den fast zwölf Millionen Privatkunden in Deutschland lag die Bank von April bis Juni dagegen fast auf Vorjahresniveau. In der Mittelstandsbank werden auch die größten Einschnitte erwartet, wenn Vorstandschef Zielke seine Pläne für die nächsten Jahr vorstellt. Sie leidet unter der schwächelnden Kreditnachfrage der Unternehmen und den niedrigen Zinsen. Insider gehen davon aus, dass in der Sparte bis zu 20 Prozent der rund 5700 Stellen gestrichen werden.

Zuletzt hatte das Institut bereits betont, dass es „deutlich ambitionierter“, werde, im Gesamtjahr das Ergebnis von gut einer Milliarde Euro aus dem Vorjahr zu erreichen. Ursprünglich hatte die Bank sogar Zuwächse in Aussicht gestellt. Diese Aussage hatte der langjährige Vorstandschef Martin Blessing allerdings bereits bei der Hauptversammlung im April, seinem letzten großen Auftritt an der Spitze der Bank, aufgegeben. Seit Anfang Mai leitet der frühere Privatkundenchef Martin Zielke die zweitgrößte deutsche Bank. Er arbeitet derzeit an einer Strategie für die nächsten Jahre.

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