Commerzbank Klaus-Peter Müller sichert sein Erbe

Mit Martin Zielke hat der Aufsichtsratschef der Commerzbank einen Vorstandschef nach seinem Geschmack gefunden. Nun kann er beruhigt abtreten.

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Klaus-Peter Müller. Quelle: REUTERS

Selten haben schon die Rahmendaten einer Personalentscheidung ein derart klares Zeichen für Kontinuität gesetzt. Der bisherige Privatkundenvorstand Martin Zielke, der im Mai an die Spitze der Commerzbank rückt, zählt nicht nur seit vielen Jahren zu den allerengsten Vertrauten seines Vorgängers. Er ist auch im gleichen Jahr (1963) geboren wie dieser und trägt sogar den gleichen Vornamen. Man würde Zielke jedoch unterschätzen, wenn man in ihm einfach eine Kopie des bisherigen Amtsinhabers Martin Blessing sehen würde. Der neue Commerzbankchef ist ein gänzlich anderer Typ, er wird seine Rolle anders interpretieren und zumindest in Details andere Akzente setzen. 

Trotzdem steht Zielkes Wahl im Wesentlichen für ein „Weiter so“ beim zweitgrößten deutschen Geldhaus. Seine Berufung ist damit ein großer Erfolg für den Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller. Der hat die Geschicke der Bank in den vergangenen 25 Jahren entscheidend geprägt, von 2001 bis 2008 stand er selbst an ihrer Spitze. Wegen der missglückten Übernahmen des Immobilienfinanzierers Eurohypo und der Dresdner Bank ist er seitdem umstritten, nun aber hat er sich nochmals durchgesetzt. Müller wird seinen Posten wohl noch vor Ablauf seines Vertrages im Frühjahr 2018 räumen. Mit der Bestellung Zielkes hat er sichergestellt, dass sich die Bank auch nach seinem Abschied in den von ihm vorgezeichneten Bahnen bewegen wird.

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Das muss keine schlechte Perspektive sein. Schließlich hat sich die Bank nach den Abstürzen der Vorjahre zuletzt stabilisiert. Im Jahr 2015 machte sie eine Milliarde Euro Gewinn, erstmals seit der Finanzkrise wird sie wieder eine (bescheidene) Dividende ausschütten. Trotz dieser Erfolge hätten viele Beobachter eine Lösung bevorzugt, die dem Institut neue Impulse gegeben hätte. Auch Vertreter des Bundes, der mit rund 15 Prozent immer noch mit Abstand größter Aktionär des Geldhauses ist, waren einem Neustart zunächst nicht abgeneigt. Müller hielt zwar durchaus nach externen Kandidaten und vor allem Kandidatinnen Ausschau, einen Revolutionär an der Spitze wollte er freilich  nicht. Deshalb waren an sich naheliegende Externe wie der HypoVereinsbank-Chef Theodor Weimer und der frühere Privatkundenchef der Deutschen Bank Rainer Neske von Anfang an nicht im Rennen.

Dabei stellen sich für die Bank durchaus wichtige strategische Fragen. Die guten Zahlen verdankt die Commerzbank vor allem ihrer geschäftlichen Fixierung auf Deutschland. In den vergangenen Jahren war das ein Vorteil, sollte sich die Konjunktur jedoch ernsthaft eintrüben, würde das die Commerzbank überproportional treffen. Schon jetzt nagen die Niedrigzinsen an den Erträgen im für das Institut besonders wichtigen Mittelstandsgeschäft. Im Privatkundengeschäft konnte die Bank unter Zielkes Regie gegen den Branchentrend zuletzt vor allem noch dadurch zulegen, dass sie die Vergabe von Immobilienkrediten forcierte, allein 2015 legte sie hier um 18 Prozent zu. Ewig wird das aber nicht so weiter gehen, die Warnungen vor Übertreibungen werden immer lauter. Auch die Digitalisierung des Geschäfts stellt sie vor große Herausforderungen. Zielke wird mittelfristig entscheiden müssen, ob er wie bisher weitgehend an dem relativ dichten Filialnetz festhält. Für größere Unruhe dürfte gesorgt sein, wenn sich der Bund von seinem Anteil trennt. Angesichts des niedrigen Aktienkurses ist dieser Schritt derzeit aber kaum absehbar.

Immerhin muss der neue Bankchef keine ganz neue Strategie suchen, sondern kann auf dem Erreichten aufsetzen. Ausruhen kann er sich deshalb nicht. Wer den umtriebigen und ehrgeizigen Zielke aber auch nur etwas besser kennt, weiß aber auch, dass er das ohnehin nicht vorhat.

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