Commerzbank Nicht täuschen lassen!

Die Commerzbank weist wegen ihrer hohen Kosten für den Konzernumbau einen Millionenverlust aus. Aber der Umbau ist nicht der alleinige Grund für die schlechten Zahlen.

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Logo der Commerzbank. Quelle: REUTERS

Vorsorge ist besser als Nachsorge. Das hat sich vermutlich auch die Commerzbank gedacht, als sie ihren Anlegern schon im Juni per Ad-hoc Mitteilung erklärte, dass ihr Ergebnis im zweiten Quartal wohl negativ ausfallen werde. Das Kalkül: so wird der Aktionär nicht überrascht, da wirkt das Minus gar nicht so lang wie es eigentlich ist.

Zumal die Bank die Erklärung gleich mitlieferte. Schuld seien rund 810 Millionen Euro Restrukturierungskosten für den laufenden Umbau, die die Commerzbank schon buchen könne, weil die Verhandlungen zum Arbeitsplatzabbau so gut vorangingen.

Damit hatte die Bank nicht ganz Unrecht. Die Mitteilung Ende Juni erzählt aber nur die halbe Wahrheit.

Richtig ist, dass die Bank im ersten Halbjahr 2017 einen deftigen Verlust eingefahren hat. Unterm Strich steht ein Minus von 406 Millionen Euro. Noch höher fiel der Verlust im zweiten Quartal aus, hier verbuchte die Bank 807 Millionen Euro an Restrukturierungsaufwendungen.

Richtig ist aber ebenfalls, dass es auch operativ bei der Commerzbank nicht besonders rund lief. Zwar betont die Bank, seit vergangenem Oktober 500.000 Nettoneukunden gewonnen zu haben. Die Erträge im Privatkundengeschäft sind allerdings gefallen gegenüber dem Vorjahr, insgesamt ist das operative Ergebnis im Segment Privat- und Unternehmerkunden um 41 Prozent gegenüber dem Vorjahr eingebrochen.

Die Bank schiebt das unter anderem auf die Prämien, welche sie für die Kundengewinnung zahlt. Zuletzt erhielten Neukunden teilweise ein Startguthaben von 150 Euro für ihr ohnehin schon kostenloses Girokonto. Die Aufwendungen dafür von 77 Millionen Euro zieht die Bank von den Erträgen ab. Zusätzlich fallen die im Branchenvergleich hohen Kosten ins Gewicht. 82 Cent muss die Commerzbank im Privatkundengeschäft ausgeben, um einen Euro zu verdienen. Zu viel.

Etwas besser sieht es im Firmenkundengeschäft aus, aber auch hier ist die Kostenquote zuletzt gestiegen. Die Bank versucht diese operativen Defizite geschickt zu überdecken. In einer Präsentation zu den Ergebnissen zeigt Finanzvorstand Stephan Engels, dass die Entwicklung der „wesentlichen Erfolgskennziffern“ der Strategie im Plan liege. Vom Gewinn ist da allerdings keine Rede. Stattdessen führt die Bank Aspekte wie ihren zunehmenden Digitalisierungsgrad und die digitalen Investitionen ins Feld.

Davon sollten sich Aktionäre nicht täuschen lassen. Digitalisierung und Kundenwachstum sind grundsätzlich eine feine Sache. Ausreichend ist das aber nicht. Ein zusätzlicher Kunde zahlt den Commerzbank-Aktionären noch keine Dividende, das kann nur ein steigender Überschuss.

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